Kastelruther Spatzen in Meckesheim

Auf Du und Du mit den Volksmusikern (plus Fotogalerie/Video)

Für manche Konzertgäste ging ein Traum in Erfüllung - Sänger ist für viele einfach "der Norbert"

13.04.2018 UPDATE: 14.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Sänger Norbert Rier (l.) begrüßte alte Freunde: die Mitglieder des Heiligkreuzsteinacher Fanclubs "Herzschlag".

Von Anja Hammer

Meckesheim. Hier ist er einfach "der Norbert". Norbert begrüßt alle mit einem Händeschütteln und einem freundlichen Wort. "Der Norbert" ist Norbert Rier, Sänger der Kastelruther Spatzen. Die sieben Musiker aus Südtirol, die als die erfolgreichste deutschsprachige Volksmusikgruppe gelten, gehen im Nebenraum der Auwiesenhalle auf Tuchfühlung mit ihren Fans. Vor ihrem Konzert am Donnerstag gibt es einen Empfang - 100 Euro haben die 55 VIP-Gäste dafür hingelegt.

"Das ist es allemal wert", sagt Wolfgang Kohl überzeugt. Der 58-Jährige aus Meckesheim-Mönchzell ist selig: Bei seinem sechsten "Spatzen"-Konzert lernt er seine Lieblingsmusiker endlich persönlich kennen. Seine Mutter Gisela ist gerade auf Autogrammjagd. "Wie heißt du?", fragt die 83-Jährige den Trachtenträger, den sie gerade erwischt hat. Es ist Rüdiger Hemmelmann, der Schlagzeuger der Gruppe, der der munteren Seniorin ein Autogramm gibt und mit ihr für ein Foto posiert. Die Mönchzellerin kommt strahlend zurück: "Das sind Persönlichkeiten - und wir waren trotzdem gleich per Du."

Mutter und Sohn sehen sich in ihrer Vermutung bestätigt: "Das ist eine Herzlichkeit, das ist nicht gestellt", sagen sie über "ihre" Spatzen". Und weil sie den Konzertbeginn kaum abwarten können, stimmen sie ihr Lieblingslied an: "Eine weiße Rose". Wobei Wolfgang Kohl grinsend gesteht: "Bei uns laufen schon seit zwei Wochen nur noch die Kastelruther Spatzen." Seine Frau Sieglinde ergänzt: "Damit wir heute textsicher sind."

Um ihre Textsicherheit macht sich eine keine Sorgen: Renate Schöffmann. Die Heiligkreuzsteinacherin ist Gründerin und Vorsitzende des Spatzen-Fanklubs "Herzschlag" mit 36 Mitgliedern aus dem gesamten Rhein-Neckar-Kreis. Die 64-jährige Hausfrau erinnert sich genau, wie sie vor 24 Jahren bei einem Urlaub in Südtirol mit ihrem Mann zufällig auf dem "Spatzenfest" landete, also dem jährlichen Heimatkonzert der Musikgruppe. Direkt danach habe sie den Fanklub gegründet, sagt die Frau, die sich für das Konzert mit Dirndl in Schale geworfen hat. Sie kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus: "Ach, das sind Lieder aus dem Leben, da wird nicht einfach irgendwas zusammengeschwallt." Ihr Mann Gerhard hat besonders über die Musiker selbst nur Gutes zu sagen: "Sie sind sympathisch und bodenständig." Mit Sänger Norbert sei man sogar privat befreundet und besuche ihn einmal im Jahr. "Da helfe ich ihm auch mal beim Heumachen", berichtet der 67-Jährige. "Und wenn ich Wild koche, sind alle glücklich."

Hintergrund

Die Feuerwehr ist vom Kartenverkauf enttäuscht

Eigentlich hatte die Feuerwehr der Volksmusik vor vier Jahren abgeschworen. "Wir hatten alle großen Stars schon da", erklärt der frühere Kommandant Matthias Grasse. Seit 1992 hatte die Wehr 17 Mal das

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Die Feuerwehr ist vom Kartenverkauf enttäuscht

Eigentlich hatte die Feuerwehr der Volksmusik vor vier Jahren abgeschworen. "Wir hatten alle großen Stars schon da", erklärt der frühere Kommandant Matthias Grasse. Seit 1992 hatte die Wehr 17 Mal das "Feuerwerk der Volksmusik" gezündet. 2014 machte die Wehr dann mit sogenannten "Tribute Shows" weiter. Doch dann rief vor ein paar Monaten Veranstalter Peter Feller in Meckesheim an: Im Angebot hatte er die Könige der Volksmusik - die Kastelruther Spatzen. Und die Feuerwehr packte die Gelegenheit beim Schopfe. Am Donnerstagabend standen Matthias Grasse und Peter Feller aber beide etwas enttäuscht in der Auwiesenhalle.

1200 Gäste hätten in die Halle gepasst, mit 900 verkauften Karten hatte Grasse gerechnet - doch letztendlich gingen nur rund 500 Tickets über den Tresen, weitere wurden verlost. "Es könnte besser sein", kommentiert Veranstalter Feller. "Wir haben mehr erwartet", sagt Grasse.

Er habe schon viel überlegt, was die Gründe für den bescheidenen Kartenverkauf sein könnten. Schließlich sei doch das Konzert in Meckesheim günstiger gewesen als etwa Auftritte in Heidelberg oder Wiesloch. Grasses Erklärung: "Als wir vor über 25 Jahren mit der Volksmusik anfingen und 800 bis 1000 Karten verkauften, waren die Gäste im Schnitt 60 Jahre alt." Heute seien die nun mal über 80 - und meist nicht mehr ganz so fit und mobil. Daher steht für den Sprecher der Meckesheimer Wehr fest: "Die Tribute Nights werden unser weiterer Weg sein." Damit habe man zuletzt einen Volltreffer gelandet, der bei den Gästen zwischen 45 und 60 Jahren gut ankomme.

Ein Minus machte die Wehr übrigens mit den Kastelruther Spatzen nicht; das finanzielle Risiko trägt der Veranstalter. Da die Wehr aber am Kartenverkauf beteiligt wird, fiel ihr Anteil geringer aus als erhofft.

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Doch nicht nur die Fans im VIP-Bereich haben ihre persönlichen Erinnerungen mit den Volksmusikern. Vor über 30 Jahren sei er mit Freunden in den Angelurlaub nach Norwegen gefahren, erzählt Manfred Maurer. "Auf dem Weg von Heidelberg bis Kristiansand liefen die Spatzen rauf und runter", sagt der Lobenfelder, der einer der Gewinner bei der RNZ-Verlosungsaktion war. Gattin Gabriele erinnert sich hingegen lachend: "Wir sind aber auch schon mit der Musik in den Urlaub nach Ungarn gefahren - der Vater war glücklich, die Kinder verzweifelt."

Die Maurers, Schöffmanns und Kohls sind an diesem Abend unter Gleichgesinnten: 550 Gäste feiern ein Fest der Volksmusik. Darunter auch vier Männer in Lederhosen: Sie fallen vor allem wegen ihres Alters auf. Mit ihren 25 bis 33 Jahren gehören die Mitglieder des Meckesheimer Musikzugs zu den Jüngsten im vorwiegend älteren Publikum (siehe Artikel links). Das macht ihnen nichts aus. "Wir mögen die Musik und machen sie auch selbst", sagt Dirigent Martin Lenz.

Vorsängerin Sonja Christin bekommt derweil einen Blumenstrauß von einem Verehrer aus dem Publikum überreicht - und als die Kastelruther Spatzen die Bühne betreten, brechen Jubelstürme aus. Die sieben Musiker brauchen keine drei Lieder, da schunkeln die vorderen Reihen schon im Gleichtakt. Ob "Planet der Lieder" oder "Dem Leben ins Gesicht gelacht", das Publikum singt mit und verspürt die besungenen "Momente des Glücks". Und die Südtiroler schaffen das, was Norbert Rier den Gästen angekündigt hat: "Wir hoffen, dass Sie heute Ihre Alltagssorgen hinter sich lassen können."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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