Nach tödlichem Unfall weiter Tempo 70, aber mehr Kontrollen
An der Unfallstelle in der Schwabenheimer Straße wurden neue Schilder aufgestellt und Markierungen erneuert. Die Radarkontrollen zeigen: Viele Autos fahren hier noch zu schnell.

Von Nicolas Lewe
Dossenheim. Der 8. Februar 2020 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte Dossenheims. An jenem Samstag kam bei einem Verkehrsunfall in der Schwabenheimer Straße, einem Teilstück der zur Autobahn führenden Kreisstraße K4142, ein elfjähriges Mädchen ums Leben. Mit ihrem Fahrrad wurde sie von einem Autofahrer erfasst und verstarb später im Krankenhaus.
Der Schock in Dossenheim sitzt bis heute tief, einen Vorfall wie diesen soll es auf gar keinen Fall noch einmal geben. Der Gemeindeverwaltung sowie dem für Kreisstraßen zuständigen Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises war es deshalb ein wichtiges Anliegen, die Verkehrssituation in diesem Bereich näher zu untersuchen. Beteiligt an der Überprüfung waren zudem Vertreter des Polizeipräsidiums Mannheim. Folgende Maßnahmen wurden erörtert und zum Teil umgesetzt:
Das Tempolimit: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Fahrrad-Querungsbereich, in dem sich der Unfall ereignete, liegt nach wie vor bei 70 Kilometern pro Stunde. Hieran wird nach Einschätzung der Verkehrskommission des Rhein-Neckar-Kreises auch nichts geändert. "Eine weitere Beschränkung kommt unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse an der Unfallstelle nicht in Betracht", erklärt Silke Hartmann, Pressesprecherin des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis, auf RNZ-Nachfrage.
Diese Einschätzung sei durch die für die Beurteilung maßgeblichen Regelwerke gedeckt. "Das Tempolimit liegt weiterhin bei 70 km/h", betont auch Dossenheims Bürgermeister David Faulhaber. Er bemängelt allerdings: "Leider hat sich gezeigt, dass viele Autofahrer – in beiden Richtungen – noch viel zu schnell unterwegs sind."
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Radarkontrollen: Wie Faulhaber berichtet, führt der Rhein-Neckar-Kreis in der Schwabenheimer Straße in Folge des tödlichen Unfalls verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durch. In regelmäßigen zeitlichen Abständen werde eine Messstelle eingerichtet. Hartmann kennt die Statistik: "Bisher fanden fünf Geschwindigkeitsmessungen statt. Bei 5149 kontrollierten Fahrzeugen wurden 338 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt." Dies entspreche einer Überschreitungsquote von 6,5 Prozent. Da die Messstelle neu eingerichtet wurde, sei ein Vergleich zu vorherigen Jahren nicht möglich.
Weitere Maßnahmen: Auf Anordnung der Straßenverkehrsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises wurde in beiden Fahrtrichtungen das Verkehrswarnzeichen "Radverkehr quert" aufgestellt. Außerdem weist Hartmann darauf hin, dass die Fahrbahnmarkierung im Bereich der Querungsstelle erneuert wurde. Faulhaber ergänzt: "Die Ausfahrt aus dem Feldweg hinaus wurde so angelegt, dass die Kreisstraße gerade überquert werden kann."
Letzteres geschah allerdings nicht erst in Folge des Unfalls, sondern war Hartmanns Erläuterungen zufolge bereits das Ergebnis einer Verkehrsschau der Kreisstraßenbaubehörde im Jahr 2011. In der Folge sei ein Teil des Grünstreifens asphaltiert worden, sodass die Straße nicht mehr diagonal, sondern auf kürzester Strecke gequert werden kann und somit der Aufenthalt auf der Fahrbahn verkürzt wird.
Ist das genug? Bürgermeister Faulhaber zeigt sich mit den getroffenen Maßnahmen insgesamt zufrieden. Selbstverständlich seien die Dossenheimer nach dem Unfall besorgt gewesen. Diese Sorgen nehme man sehr ernst, weshalb man die Begehung des Straßenabschnitts auch so schnell wie möglich nach dem Unfall vorgenommen habe. "Die regelmäßigen Geschwindigkeitskontrollen sind ein Ergebnis davon", so Faulhaber. Er und Hartmann versichern: "Die Einhaltung der Geschwindigkeit wird auch weiterhin durch den Rhein-Neckar-Kreis überwacht."
In Dossenheim gebe es zwei Arbeitskreise, die sich dem Thema Mobilität widmen, außerdem habe der Gemeinderat den Verkehrsplaner Hans-Jürgen Tögel schwerpunktmäßig mit der Entwicklung des Rad- und Fußverkehrs in der Gemeinde beauftragt. Sowohl das Ziel der Arbeitskreise als auch des "Tögel-Plans" ist es, das Risiko schwerer Verkehrsunfälle wie dem im Februar so weit wie möglich zu minimieren.



