"Erwachsene können keine Gedanken lesen"
Auftakt zum Jugendforum der Gemeinde Mühlhausen - Rund 40 Teilnehmer brachten ihre Anregungen ein

Gemeinsam mit Bürgermeister Jens Spanberger und Moderator Daniel Becker (stehend, v.li.) sammelten die Teilnehmer des ersten Jugendforums zahlreiche Ideen für die Gesamtgemeinde Mühlhausen. Foto: Pfeifer
Mühlhausen. (seb) Mit immerhin gut 40 Jugendlichen, praktisch zehn Prozent aller jungen Menschen zwischen zwölf und 20 Jahren in der Gesamtgemeinde, war der Auftakt zum Mühlhausener Jugendforum durchaus gut besucht. Ein Erfolg aber wurde er wegen der verschiedenen Ideen, die in konstruktiver, fast freundschaftlicher Atmosphäre eingebracht und gemeinsam besprochen wurden. Die "Feedback-Wand" zeigte nur drei Mal das Urteil "Erwartungen nicht erfüllt".
Unter der Anleitung von Moderator Daniel Becker wurde in vier Gruppen - von Alter und Ortsteil her gut durchmischt - diskutiert. Da ging es um Plätze, vielleicht einfach "auf einem Acker", aber nicht zu weit vom Schuss, wo die jungen Leute unter sich sein und im gebotenen Rahmen machen können, was sie wollen. Weitere Bolz- und auch Basketballplätze wurden gewünscht, bessere Ruftaxi-Verbindungen, gemeinsame Feste für Jugendliche aus allen Ortsteilen und auch mehr Ferienspaßaktionen für Jugendliche ab 16 und junge Erwachsene.
Die Vereine sollten gezieltere Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Trainingszeiten nicht nur mit anderen Vereinen, sondern auch den Schulen koordinieren. Neues, das für junge Menschen interessant ist, gehört nach Ansicht der Teilnehmer nicht nur ins Ortsblatt oder auf die Gemeinde-Homepage: Die Jugend von heute erreicht man besser per Instagram. Darüber hinaus und vielleicht mit den "Fridays for Future" als Vorbild wurde auch der Wunsch nach einer Umweltgruppe laut, die sich für die Natur einsetzt, etwa für nützliche Insekten wie Bienen.
Dass die Spielplätze in Tairnbach erneuert werden, wünschten sich Jonas und Luca, beide zwölf Jahre. Die Busverbindungen fanden sie großteils gut, bloß freitagnachmittags, mit Schulschluss, herrsche Überfüllung. Luca freute sich, dass Bürgermeister und Gemeinderat die jungen Leute einbinden und nicht aufs Geratewohl "einfach sagen: ’Das wird den Kindern schon Spaß machen’".
Wie die anderen Jugendlichen auch regte Antonio, 16 Jahre, an, dass vor allem die Jugendzentren mehr auf sich aufmerksam machen. "Hätte ich gewusst, dass es das ’Focus’ in Rettigheim gibt, wäre ich schon lange dabei." Wenn man, so wie er, nicht im Ort zur Schule gehe oder in einem Verein aktiv sei, falle es schwer, Bekannte zu treffen und Freundschaften zu pflegen, dazu seien die Jugendzentren ideal. Nur müsste man die Vorurteile von wegen Drogen und Gewalt abbauen, damit auch die Hemmschwelle kleiner wird, sich zu beteiligen. Antonio fand auch schade, dass "in Rettigheim nichts ist" und man für praktisch alle Besorgungen zu den Mühlhausener Supermärkten muss. Was die Beteiligung Jugendlicher angeht, freute er sich, dass für die Kommunalwahl das Wahlalter auf 16 gesenkt wurde, "da wird sich einiges ändern". Was anderen Jugendlichen dringend klar werden müsse, dass jede Gelegenheit wie dieses Jugendforum ergriffen werden muss, sagte Antonio: "Die Erwachsenen können keine Gedanken lesen", wenn junge Menschen mit ihren Anliegen gehört werden wollten, müssten sie auf Gemeinderat und Verwaltung zugehen.
An so einem Jugendforum "muss man teilnehmen", fand Fiona (16): Wenn man schon die Chance kriege, "etwas zu bewirken". Sie könnte sich gut vorstellen, regelmäßig im Jugendforum mitzumachen, solange sich auch etwas Sinnvolles entwickelt. Fiona und Alina (16) fanden, dass die Jugendzentren bekannter gemacht werden müssten, jedes sei "ein schöner Rückzugsort mit den verschiedensten Aktivitäten", meinte Alina.
Neben den Aktivitäten der Jugendzentren könnten sie sich auch ortsteilübergreifende Feste oder Ausflüge für Jugendliche vorstellen, etwa zum Klettern, Trampolinspringen oder in den Holiday Park. Jana (17) fand es "eine sehr gute Idee", alle Jugendlichen der Gesamtgemeinde zusammenzubringen. Dann könne man "andere Leute treffen und neue Freundschaften schließen", ergänzte Alina.
Ehe das Tischkicker-Turnier mit Pizzaessen bei Sonnenschein im Freien startete, war die zentrale Botschaft an den Bürgermeister, dass diese "tolle Sache" des Austauschs zwischen Gemeinde und Jugendlichen verstetigt werden muss. Gerne sollten regelmäßig, mindestens zwei Mal im Jahr, derartige Treffen stattfinden. Eine Befürchtung aber war, "dass nichts draus wird und sich bald keiner mehr dafür interessiert". Jens Spanberger versicherte, dass das kein Werbegag vor der Kommunalwahl sei: "Es geht weiter." Zu seiner Freude zeigten sich fast alle bereit, sich in diesem Jahr erneut zu treffen. Er lud alle Jugendlichen ein, sich auf einer Liste einzutragen, damit der Kontakt aufrechterhalten werden könne. In den drei Jugendzentren könnten sie ihre Anliegen immer loswerden, man bilde mit den Aktiven eine Steuerungsgruppe als Mittler zu Verwaltung und Gemeinderat.
Gemeinsam wolle man die gesammelten Ideen aufgreifen, "in die Tiefe gehen und sie mit Leben füllen" - und den Fortschritt beobachten. Rüdiger Egenlauf, Tairnbachs Ortsvorsteher und Vertreter des dortigen Jugendzentrums, wollte den Jugendlichen signalisieren, "dass die Zeit im Jugendforum nicht in den Sand gesetzt" sei. Man müsse die Jugendlichen ernst nehmen, je eher sie das Zutrauen entwickelten, jederzeit mit ihren Anregungen in Rathaus oder Ortsverwaltung willkommen zu sein, desto eher könne man Probleme gemeinsam angehen und das Gemeindeleben verbessern.