Jahresrückblick Rauenberg

Die Stadtkernsanierung wirbelte Staub auf

Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel hofft aber auf ein gutes Ende - Erfolgsgeschichte Weinlaube

07.01.2018 UPDATE: 08.01.2018 06:00 Uhr 6 Minuten, 5 Sekunden

Die Rauenberger Weinlaube wurde während der Ferienwochen auf dem Rathausplatz zu einer Erfolgsgeschichte. Unser Bild entstand bei der offiziellen Eröffnung mit Bürgermeister Peter Seithel und dem Vorsitzenden der IG Winzer, Georg Wipfler (Mitte). Foto: Pfeifer

Von Armin Rößler

Rauenberg. "Eine der besten Ideen des Jahres war die Weinlaube", sagt Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel im Blick zurück auf 2017. "Die hat’s einfach getroffen." Die Idee habe es seitens der Interessengemeinschaft der Rauenberger Winzer schon länger gegeben, die Ausführung wurde "auf dem kurzen Dienstweg" abgesprochen. So bewirtschaftete über die Sommerferien je ein Winzer vier Tage lang die Hütte auf dem Rathausplatz, mit überschaubarem Aufwand für den einzelnen, aber großer Anziehungskraft für die Öffentlichkeit. Mit Ausnahme der wenigen Regentage war rund um die Weinlaube immer viel los und es ist beschlossene Sache, das Angebot auch 2018 weiterzuführen. Möglicherweise mit einer kleinen Änderung: Stationen in Rotenberg und Malschenberg sind laut dem Bürgermeister angedacht.

Blickt optimistisch auf 2018: Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel. Foto: Pfeifer

Vom positiven Höhepunkt zum negativen Aufreger: der Abrechnung des Sanierungsgebiets "Alter Stadtkern II" und den damit verbundenen Ausgleichszahlungen, die Bürger in bis zu fünfstelliger Höhe für Bodenwerterhöhungen leisten sollten. Daraufhin hatte sich die "Bürgerinitiative gegen den Ausgleich der angeblichen Bodenwerterhöhung durch die Stadtkernsanierung" gegründet, die stolze 766 Unterschriften gegen die Ausgleichszahlungen sammelte. "Wir haben es so gemacht, wie hunderte Gemeinden vor uns, allerdings mit anderem Ausgang", blickt der Bürgermeister zurück. Stand heute seien das Bodengutachten und die Einteilung in Wertzonen allerdings eine eher "grobe Geschichte", man habe in dieser Phase den Bürgern "zu schlecht vermittelt", was noch über Einzelgespräche zu erreichen sei. Diese würden inzwischen aber geführt, "von 160 Eigentümern war über die Hälfte schon da", so der Bürgermeister. Daneben habe man auch im Gutachten "noch ein paar Stellschrauben gefunden", die zu "zwei, drei Änderungen" geführt hätten. Seithel ist zuversichtlich, die Abrechnung zu einem guten Ende führen zu können, auch wenn sie "für großen Unmut gesorgt" habe. "Ich glaube, dass das auch landesweit für Veränderungen sorgt", hat der Fall nicht nur in Rauenberg und Umgebung viel Staub aufgewirbelt.

Eine personelle Veränderung hat es im Rathaus gegeben, nachdem der langjährige Bauamtsleiter Thomas Glasbrenner zum neuen Bürgermeister von Dielheim gewählt wurde. "Persönlich gönne ich es ihm natürlich, aber für Rauenberg ist es schade, dass seine Erfahrung verloren geht", sagt Peter Seithel. Arbeit ist für das Bauamt, dessen neuer Leiter Martin Hörner ist, dennoch genug angefallen: so die lange geplante Neugestaltung des Schulhofs in Rotenberg, die inzwischen fast fertiggestellt ist. Aufgrund der städtischen Finanznot musste die ursprüngliche Planung auf "ungefähr Hälfte von dem, was man mal machen wollte", reduziert werden, sodass die Kosten jetzt noch rund 120.000 Euro betragen. Dafür werden die Unebenheiten auf dem Hof beseitigt, damit er vernünftig "bespielt" werden kann, es gibt eine Überdachung "und ein bisschen Beiwerk", so der Bürgermeister. Komplett saniert für Kosten von über 300.000 Euro wurde der Friedhof in Malschenberg. Ausgehend von der Treppenanlage hatte man ihn komplett überplant, unter anderem wurde ein Wirtschaftsweg angelegt, die Wasserstellen ertüchtigt und neue Bänke aufgestellt.

Abgeschlossen wurde der Hochwasserschutz auf Gemarkung Rotenberg, eine "insgesamt gelungene Maßnahme", so Peter Seithel. Eigentlich diene diese ja dem reinen Zweck, den 100-jährlichen Hochwasserschutz zu garantieren, der jetzt in Rauenberg erreicht ist, darüber hinaus mache der Abwasser- und Hochwasserschutzverband (AHW) die Ausgestaltung aber "wirklich toll". Für die Feuerwehr wurde ein neuer Gerätewagen Transport angeschafft - das Fahrzeug, 190.000 Euro teuer, bei zwei Zuschüssen über zusammen 79.000 Euro, steht in Rauenberg, soll aber den Wehren aller drei Ortsteile dienen. "Der Feuerwehrbereich ist einer der kostenintensivsten", sagt der Bürgermeister mit Blick auf den geplanten Neubau eines Feuerwehrhauses in Malschenberg, das auf der freien Fläche zwischen TSV-Clubhaus und den Tennisplätzen des TC Rauenberg verwirklicht werden soll. "Wir wollen das 2018 so weit planen, dass wir uns 2019 realistisch mit dem Bau befassen können", so Seithel. Eine immer mal wieder andiskutierte Zusammenlegung der drei Feuerwehren an einem zentralen Standort wäre aus seiner Sicht zwar "rechnerisch ein schönes Werk", das nütze aber nichts, wenn es nicht aus den Wehren heraus gewünscht sei. Deren Tenor laute, alles so zu lassen, wie es ist.

"Ein richtig schönes Projekt" ist für den Bürgermeister die gemeinsame CD der Gesangvereine und des Musikvereins geworden. Auch der Konzertabend sei ein großer Erfolg gewesen. "Die Vereinsvertreter haben gesagt, dass man das nicht überstrapazieren darf, aber für alle zwei oder drei Jahre im Auge behalten kann", sagt Seithel.

Der Gerhard-Geißler-Platz vor dem Pfarrzentrum, der im Zug der Stadtkernsanierung neu gestaltet wurde. Foto: Pfeifer

Die größte Maßnahme im Haushalt sind die beiden Doppelhaushälften, die in Malschenberg für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gebaut werden. Sie kosten 1,6 Millionen Euro, die Stadt erwartet einen Zuschuss von 460.000 Euro. "Wir sind im Rohbau schon sehr weit und liegen voll im Kostenplan", sagt Seithel. Untergebracht werden sollen in den Häusern insgesamt zwischen 25 und 40 Menschen, der Bezug ist noch für die erste Jahreshälfte geplant. Laut dem Bürgermeister werden Rauenberg im vergangenen und in diesem Jahr je 75 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung zugewiesen, etwa 60 hat man 2017 überwiegend in Rauenberg und Rotenberg bereits in angemieteten Wohnungen unterbringen können.

Nachdem an der Rauenberger Mannabergschule der Ganztagsunterricht am Montag wieder weggefallen ist, hat man eine neue Betreuungszeit bis 15 Uhr eingeführt, die sich laut dem Bürgermeister bewährt hat. "Das wird gut angenommen" und sei sowohl zeitlich als auch vom Preismodell her für viele Eltern interessant. Zuvor sei die Betreuung bis 17 Uhr "völlig überfüllt" gewesen, inzwischen habe der Hort zum Glück "wieder eine normale Größe".

Im Blick hat die Stadt ein neues Gewerbegebiet mit Namen Hohenstein-Schanzenäcker, das jenseits der B 39 liegt und von der Autobahn bis zum Recyclingbetrieb Becker reichen soll, mit einer Größe von 15,6 Hektar. Der Verfahrensweg ist laut dem Bürgermeister "vielleicht in vier bis fünf Jahren zu schaffen", zunächst sei aber noch einiges an Hintergrundarbeit zu leisten. Fünf oder sechs weitere Grundstücke für Gewerbebetriebe sollen hinter der Tankstelle im Gebiet Langenwiesen entstehen. "Das kommt schneller", sagt Seithel. Die Nachfrage ist nach seinen Worten da: "Es kommen immer wieder Gewerbetreibende und ich muss ihnen sagen, dass wir keine freien Grundstücke haben." Was neue Wohnflächen angeht, ist dagegen nichts Konkretes geplant. Eine Erweiterung des Gebiets Torwingert in Malschenberg wäre laut dem Bürgermeister "das realistischste größere Gebiet".

Wenig zu hören war in den letzten Monaten über die Rebflurneuordnung Mannaberg/Baufel. Es habe zuletzt viel "Gremienarbeit" gegeben, vor allem im Vorstand, nachdem inzwischen aber die Bodenbewertung über die Bühne gegangen sei, stünden nun in nächster Zeit Gespräche mit den Eigentümern an. "Dann kann jeder sagen, wie er es für sein Grundstück gerne hätte", so Seithel, "dann kann man das Mosaik zusammenbauen." Mit Erdbewegungen sei wohl erst im Herbst 2019 zu rechnen.

In Malschenberg entstehen derzeit zwei Häuser für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Foto: Rößler​

Mit dem Tod von Ehrenbürger Hans Menges hat die Stadt Immobilien geerbt, deren Mieterlöse in die von Menges begründete Gemeinwohlstiftung fließt. "Das war viel Arbeit", sagt der Bürgermeister, musste die Kämmerei doch ganz nebenbei für die Stiftung Haushaltspläne erstellen, "damit wir irgendwann wissen, wie viel Geld für die schönen Dinge da ist". Richtig Geld gespart hat die Stadt über eine europaweite Ausschreibung der Reinigungsleistungen in den städtischen Gebäuden: Zwar hat das mit der Ausschreibung beauftragte Fachbüro 20.000 Euro gekostet, doch spart Rauenberg durch den Fünf-Jahres-Vertrag schon im ersten Jahr 100.000 Euro ein - obwohl klare Parameter gesetzt wurden, etwa dass der Mindestlohn eingehalten werden muss oder keine Subunternehmer eingesetzt werden dürfen.

Gespartes Geld, das möglicherweise unter die Erde fließen wird: Die Kamerabefahrung in allen Kanälen auf Rauenberger Gemarkung hat einen Sanierungsstau von rund 20 Millionen Euro aufgezeigt. "Da ist alles in den 50er und 60er Jahren gemacht worden", erwartet der Bürgermeister in der nächsten Zeit Investitionen in Millionenhöhe. Der Haushalt werde dadurch aber nicht übermäßig belastet, da einerseits die Kosten über die Abwassergebühren gedeckt werden und der Verband zum anderen Abschreibungen über einen Zeitraum von 50 Jahren machen wird. "Aber das Bauamt wird stark beschäftigt sein, das ist ein richtig großes Päckchen", so Seithel. Zumal ähnliche Kartierungen auch für Straßen- und Gehwegzustände notwendig seien.

"Ein tolles Projekt", für das die Planung in den letzten Zügen liegt, soll neben dem Betreuten Wohnen in Rauenberg mit Hilfe von Privatinvestoren entstehen: ein Haus mit Schwerpunkt Tagespflege (auf zwei von vier Stockwerken) sowie Wohngruppen für Senioren, praktisch zwischen Betreutem Wohnen und dem Leben im Seniorenheim. 2018 sollen auch die restlichen der 1240 Straßenlaternen auf LED-Technik umgestellt werden. Die Kosten dafür liegen bei 287.500 Euro, dank einem Zuschuss aus dem Kommunalinvestitionsfördergesetz in Höhe von stolzen 172.000 Euro wird sich dieser Betrag aber schon nach drei bis vier Jahren amortisiert haben. Geplant ist auch, wieder einen Spielplatz komplett zu erneuern, nachdem 2017 Rotenberg an der Reihe war, dieses Mal in Malschenberg.

Was die städtischen Finanzen angeht, erwartet der Bürgermeister, dass man sich ab 2020 "wieder in normalem Fahrwasser" bewegen wird. Sein Lob gilt dem Gemeinderat, der in den letzten Jahren ohne Streitereien immer gemeinschaftlich entschieden habe: "Es geht allen um Rauenberg", sagt Seithel. So sei es gelungen, im aktuellen Haushalt dank einer halben Million Einsparungen durch das Gremium ("streichen und schieben") sowie einer halben Million an Mehreinnahmen durch die jüngste Steuerschätzung zu einem guten Ergebnis zu kommen.

"Eigentlich ist das Jahr gefühlsmäßig geschafft", sagt der Bürgermeister, doch auch für ihn "steht das wichtigste Projekt noch an": die große Registrierungsaktion "Gemeinsam für Stella", mit der am Sonntag, 14. Januar, 11 bis 16 Uhr, in der Kulturhalle in Rauenberg ein Stammzellspender für das an einem lebensbedrohlichen Gendefekt leidende vierjährige Mädchen gefunden werden soll. Peter Seithel hat gemeinsam mit Landrat Stefan Dallinger die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen, an der sich alle Bürger zwischen 17 und 55 Jahren beteiligen können. Er freut sich über die bislang große Resonanz und hofft, dass der genetische Zwilling für Stella gefunden werden kann.

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