Hubertusmesse in Leimen

Kulturereignis oder "gewaltverherrlichende Messe"?

Tierrechtsorganisation kritisiert Hubertusmesse mit Jagdhornbläsern - Stadtsprecher und Pfarrer verteidigen die Veranstaltung

01.11.2018 UPDATE: 02.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Leimen. (aham) Peta hat etwas gegen den Gottesdienst am morgigen Samstag. Die Tierrechtsorganisation versandte vor Kurzem eine Mitteilung, in der sie die um 18 Uhr geplante Hubertusmesse in der katholischen Herz-Jesu-Kirche im Graben 20 anprangert. In dem Schreiben ist von einer "gewaltverherrlichenden Messe" die Rede, die "nicht mit der christlichen Ethik der Achtung vor dem Leben vereinbar" sei. Der Grund: Hubertusmessen würden vornehmlich von Jägern verantwortet und besucht werden. Und die Jagd als solche verurteilt die Tierrechtsorganisation aufs Schärfste.

In Leimen ist man ob dieser Kritik und dieser Vorwürfe völlig perplex. "Ich verstehe die Aufregung nicht", sagt Stadtsprecher Michael Ullrich auf RNZ-Nachfrage. Er betont, dass es sich bei der Hubertusmesse um "ein Kulturereignis" handle. Dabei würden der Jagdhornbläserkreis Heidelberg unter der Leitung von Herbert Maier aus St. Leon-Rot auftreten und der Bläserkreis von den Jagdhornbläsern aus Neibsheim und Odenheim unter der Leitung des Leimener Försters Markus Reinhard. Sie bilden an Stelle der sonst üblichen Orgel die musikalische Umrahmung. Die hierzu benutzten Parforcehörner, die ursprünglich bei der Jagd zu Pferd verwendet wurden, wurden zu Konzertwaldhörnern weiterentwickelt und können so nun aufgrund des weicheren Tons bei Konzerten und der Liturgie eingesetzt werden.

Hintergrund

> Die Hubertusmesse wird zu Ehren des Heiligen Hubertus gefeiert. Dem um 655 in Toulouse geborenen Hubertus, Pfalzgraf am Hof Theodorichs III. in Paris, soll der Legende nach bei der Jagd ein Hirsch mit einem goldenen Kreuz zwischen dem Geweih erschienen

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> Die Hubertusmesse wird zu Ehren des Heiligen Hubertus gefeiert. Dem um 655 in Toulouse geborenen Hubertus, Pfalzgraf am Hof Theodorichs III. in Paris, soll der Legende nach bei der Jagd ein Hirsch mit einem goldenen Kreuz zwischen dem Geweih erschienen sein, worauf er sich zum Christentum bekannte. 705 wurde er Bischof von Tongeren-Lüttich, nach Lüttich verlegte er 716 auch seinen Bischofssitz, bevor er 727 starb. Seine Reliquien wurden am 3. November 743 erhoben, weshalb dieser Tag noch heute gefeiert wird und er als Schutzpatron der Jagd gilt. mu

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"Das ist ein Konzert, da werden keine Tiere geschlachtet", betont Michael Ullrich. Die Kirche sei zwar entsprechend geschmückt - aber mit Bäumen, Laub und einem Geweih aus Plastik. "Das ist ein Gottesdienst mit Jagdhörnern, das wird in ganz Deutschland gemacht", so der Stadtsprecher weiter.

Was die Kritik an den Jägern und ihrem Tun angeht, so ist Ullrich der Meinung, dass Jäger dringend gebraucht werden: "Peta soll mal mit einem Bauern reden, dem ein Wildschwein gerade das Feld umgepflügt hat."

Der katholische Pfarrer Arul Lourdu, der den Gottesdienst halten wird, erklärt: "Es ist nicht so einfach, wie Peta schreibt." Die Tierrechtsorganisation spreche nur eine "Teilwahrheit" an. "Nicht alle Jäger sind Verbrecher", so Lourdu. Er kenne einige Weidmänner, das seien "tolle Menschen". Außerdem würden sie wissen, wie das Fleisch in den Kühlschrank kommt. "Viele Kinder denken heute, das kommt einfach aus dem Supermarkt", meint Lourdu. Mit ihrem Dienst würden Jäger etwas Gutes tun: Zum einen sorgen sie für Nahrung, zum anderen wehren sie Schaden an Pflanzen und Feldern ab, wenn sie etwa eine unkontrollierte Verbreitung von Wildschweinen stoppen.

Ort des Geschehens

Über die Messe selbst freut sich der Pfarrer ebenfalls. Es ist die erste dieser Art in Leimen. "Es geht darum, dankbar für die Schöpfung zu sein und achtsam mit ihr umzugehen", sagt Lourdu.

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