Hirschberg/Kalkutta

"Bei der Arbeit in Indien geht es zurück zu den Wurzeln"

Die Ärztin Johanna Vollherbst berichtete über einen sechswöchigen, ehrenamtlichen Arbeitseinsatz für die "German Doctors".

25.11.2023 UPDATE: 25.11.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden
Dr. Johanna Vollherbst hat für ihren Einsatz in Indien unbezahlten Urlaub genommen. Foto: Kreutzer

Von Volker Knab

Hirschberg-Leutershausen. "Ich habe hier unglaublich viel gelernt." Dieses Fazit zog Dr. Johanna Vollherbst am Donnerstag in ihrem Vortrag über ihren sechswöchigen ärztlichen Arbeitseinsatz gleich mehrfach. Die Ärztin aus Heidelberg hat im vergangenen Jahr ehrenamtlich und ohne Bezahlung insgesamt sechs Wochen an einem Projekt der German Doctors (GD) im indischen Kalkutta mitgearbeitet.

Vollherbst arbeitet an der Kinderklinik in Mannheim und sprach auf Einladung der Eine-Welt-Gruppe Hirschberg im Bürgersaal. "Es ist ziemlich genau ein Jahr her", so Vollherbst über ihren Arbeitseinsatz für die GD. Der Aufenthalt in dem riesigen Land, von dem sie zuvor wenig Informationen hatte, war für die Ärztin eine herausfordernde und gleichzeitig sehr schöne Zeit, wie sie ihrem Publikum in ihrem lebendigen Vortrag anschaulich vermittelte.

"Kalkutta musste ich erst einmal googeln", bekannte die Ärztin schmunzelnd. Trotz einer intensiven Vorbereitung mit mehreren Wochenendseminaren sei sie bei ihrer Ankunft ist Indien wie erschlagen gewesen. Die Reizüberflutung dort sei überwältigend. "Alles ist so laut, so voll", erzählte sie, selbst im Vergleich zu anderen südasiatischen Ländern.

Vielleicht diene dies zur Nachahmung, meinte sie zu ihrer grundlegenden Motivation, in dem fernen Land zu arbeiten. Bei der Wahl eines Trägers für den Hilfseinsatz entschied sie sich für die German Doctors aufgrund deren zweigeteilten Konzepts. Die GD gründeten sich 1983 als Verein mit dem Ziel grundlegend dabei mitzuhelfen, Menschen im globalen Süden Zugang zu einer medizinischen Basisversorgung zu verhelfen. Dabei fußt ihre Arbeit auf einem Zwei-Säulen-Modell. "Eine Leitlinie lautet: Die Hilfe soll vor Ort bleiben", so Vollherbst. Konkret bedeute das, es werden gemeinsame Teams mit dem Personal aus dem Einsatzland gebildet.

Die Lichtbilder von Vollherbsts Arbeitsalltag in Indien zeigten die völlig andere medizinische Versorgung, in der die Ärztin dort tätig war. Statt Hightech-Medizin hat die Vorbeugung in Indien bei der Basisversorgung einen sehr hohen Stellenwert: beispielsweise als Ärztin die Familienplanung junger Frauen erfahren und entsprechende Hilfen geben können oder Maßnahmen, um Vitamin-D-Mangel vorzubeugen.

Bei der Arbeit in Indien gehe es zurück zu den Wurzeln, so Vollherbst. Während ihrer Einsätze dringen die Ärzte der German Doctors "in die Lebenswirklichkeit der ärmsten Weltbevölkerung ein", heißt es in einer Präsentation der GD. Es entstehe ein Wissenstransfer, von dem beide Seiten profitieren. Durch die Länge von sechs Wochen lassen sich die ehrenamtlichen Arbeitseinsätze für die German Doctors in den normalen Arbeitsalltag eines Arztes in Deutschland einbetten. "Ich habe für den ehrenamtlichen Einsatz unbezahlten Urlaub bekommen", erzählte Vollherbst. Mit Stand zum Jahresende 2022 hätten bisher 3593 Ärzte 7890 solcher Einsätze geleistet, berichtete Vollherbst.

In der zweiten Säule des Konzepts werden diese dann verbunden mit Trainingsmaßnahmen der beteiligten lokalen Gesundheitsteams fortgeführt.

Info: Weitere Infos über German Doctors: www.german-doctors.de. Spendenkonto: IBAN: DE93 3702 0500 0400 0800 02.

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