Hirschberg

Wie Karlheinz Treiber gerade die Amtsgeschäfte führt

"Ich habe mir mal den Sommer frei gehalten" - Der erste Bürgermeister-Stellvertreter arbeitet sich engagiert ein

19.07.2019 UPDATE: 20.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden

Karlheinz Treiber (62) nimmt seine neue Aufgabe als Erster Bürgermeister-Stellvertreter ernst und fuchst sich in alles rein. Derzeit ist das Amt für ihn ein Rund-um-die-Uhr-Job. Foto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg. Schon um 7.20 Uhr trifft Karheinz Treiber an diesem Morgen den ersten Bürger, um sein Anliegen für die Gemeinderatssitzung zu besprechen. Es folgen zahlreiche weitere Besprechungen, bis der Tag spät nach der Gremiumssitzung endet. So wie dieser Montag sehen momentan viele Tage des erst kürzlich gewählten Ersten Bürgermeister-Stellvertreters aus. Denn er führt derzeit die Amtsgeschäfte Hirschbergs, bis der neue Bürgermeister anfängt.

"Ich habe mir mal den Sommer frei gehalten", sagt der 62-Jährige, bereits morgens um 8 Uhr gut gelaunt, der RNZ. Auf die Frage, wie er es denn findet, jetzt doch etwas überraschend Bürgermeister-Stellvertreter geworden zu sein, meint er schmunzelnd: "Ich weiß selber nicht, wie ich zu diesem Amt gekommen bin."

Eigentlich wollte die Grüne Liste Hirschberg, die als stimmenstärkste Fraktion aus der Gemeinderatswahl hervorgegangen war, Jürgen Steinle als Ersten Bürgermeister-Stellvertreter vorschlagen. Allerdings gab es Gegenwind aus den anderen Fraktionen, weshalb die GLH dann Treiber vorschlug.

"Ich habe von alldem nichts mitbekommen, weil ich in den Pfingstferien verreist war", erzählt der grüne Kommunalpolitiker. Als er zurückkam und mit seinem Schulleiter - Treiber ist Kunstlehrer am Mannheimer Feudenheim-Gymnasium - über die Situation reden wollte, entgegnete dieser, dass er schon Bescheid wisse und bereits mit dem Regierungspräsidium gesprochen habe.

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Wie es dazu kam? "Der stellvertretende Schulleiter ist der Ehemann unserer GLH-Fraktionsvorsitzenden Monika Maul-Vogt", erzählt Treiber. Der Schulleiter fand das mit dem Bürgermeister-Stellvertreter-Posten gut, sah sich die Stundenpläne an, organisierte etwas um, und Treiber kann sich seit dieser Woche ausschließlich um Hirschberg kümmern. Im Sommer wollte er sowieso in den Ruhestand gehen. Etwas traurig stimmt ihn jetzt nur, dass er sich nicht in Ruhe von seinen Schülern verabschieden konnte, weil alles doch recht schnell ging. "Ich konnte auch nicht bei den Abi-Feierlichkeiten dabei sein", sagt er bedauernd.

Auch bei seiner Frau stieß die Nachricht anfangs nicht auf die ganz große Begeisterung, dann stieg sie aber in den Keller und schaute für ihren Mann nach Sommer-Jacketts.

Und so sitzt Treiber nun im feinen Zwirn im Bürgermeisterzimmer des Rathauses. Was sofort auffällt: Die Kunstgegenstände hier haben sich seit dem letzten Besuch der RNZ deutlich vermehrt. "Bürgermeister Manuel Just hatte noch ein paar Kunstobjekte im Schrank. Die habe ich mal rausgeholt", verrät der Leutershausener.

Er selbst, der in der Region und darüber hinaus für seine Kunst bekannt ist, will übrigens in der ganzen Zeit der Vakanz, bis der neue Bürgermeister im Amt ist, kein einziges Mal zum Pinsel greifen. Denn Treiber nimmt sein Amt sehr ernst. "Ich will ja auch wissen, wovon ich rede", betont er. So hat er sich mehrere Male mit Kämmerin Anna Dorothea Richter getroffen, um seine Rede für den Nachtragshaushalt, die er am Montag gehalten hat, zu erarbeiten. "Das ist ein Gemeinschaftswerk", betont er. Um sie fertig zu schreiben, hat er fast den ganzen Samstag im Rathaus verbracht.

Treiber ist es auch wichtig, die Bauanträge in den Sitzungen des Ausschusses für Technik und Umwelt selbst vorzustellen. Zu Bauamtsleiter Rolf Pflästerer habe er aber gesagt, dass er ihn gerne unterbrechen dürfe, wenn er etwas Falsches sagt. "Überhaupt unterstützen mich hier alle Verwaltungsmitarbeiter ganz toll", ist Treiber begeistert. Der neue Bürgermeister würde ein kompetentes, prima Team vorfinden, das effizient arbeitet.

Ein Teamplayer ist Treiber gerne, nimmt auch mal Hilfe in Anspruch: Als er zum Bürgermeister-Sprengel nach Brühl musste, beschloss er, den Dienstwagen zu nehmen, obwohl er sonst immer Rad fährt. Aber nach Brühl wäre es dann doch ein wenig weit gewesen, auch angesichts der Termine an dem Tag. "Aber das Auto war so kompliziert, so voller Technik", seufzt Treiber. Also rief er auf dem Lehrerparkplatz schnell eine Schülerin zu sich, die ihm kurzerhand das Wichtigste erklärte und einstellte.

Bei anderen Terminen wie am vergangenen Donnerstag bildet er auch mal Fahrgemeinschaften. Diesmal mit an Bord: die Bürgermeister von Schriesheim, Hemsbach und Laudenbach. Mit dem Oberhaupt der Weinstadt, Hansjörg Höfer, war Treiber in einer Klasse. Zu gemeinsamen Klassentreffen in der Hirschberger Rathausgalerie bringt der Bäckermeister übrigens stets das Brot mit, Peter Jäck die Dosenwurst.

Auch Launiges erfährt man eben vom Bürgermeister-Stellvertreter, den die Fraktionen gerne gewählt haben. Jetzt blickt er natürlich wie alle Hirschberger gespannt dem Ausgang der Bürgermeister-Wahl am Sonntag entgegen. Davor nimmt er noch am Samstag am "Römerman" in Ladenburg teil, denn das Laufen braucht er als Ausgleich. Und ein Vorhaben hat Treiber dann doch noch für den Sommer: Am 9. und 10. August will er mit Pianist Peer Findeisen das Matterhorn erklimmen. Bis dahin wird der neue Bürgermeister selbst bei einem zweiten Wahlgang zumindest gewählt sein.

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