Hirschberg

Vor 45 Jahren wurde das Straßenfest geboren

Bis heute ist die Sause ein lokales Erfolgsmodell. Die RNZ verlost Verzehrgutscheine für das diesjährige Fest.

17.06.2022 UPDATE: 18.06.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 6 Sekunden
Ein besonderes Highlight beim Straßenfest war stets das Seifenkistenrennen in der Vordergasse, das 2002 erstmals stattfand, dann aber 15 Jahre später mangels Interesse eingestellt wurde. Sogar das Fernsehen war beim Fest schon dabei: Für dieses holte der damalige Bürgermeister Werner Oeldorf sage und schreibe acht Mal Schwung beim Fassbieranstich. Foto: Brand

Von Walter Brand

Hirschberg-Leutershausen. Werner Schulz hat mit der Einführung des "Heisemer Straßenfestes" eine entscheidende Wende im örtlichen Vereinsleben eingeleitet. Als Initiator und Ideengeber machte er dieses Fest in Zusammenarbeit mit vielen Vereinen und Organisationen zu dem erfolgreichsten in Leutershausen. In diesem Jahr wird am ersten Juli-Wochenende nach zweijähriger pandemiebedingter Pause endlich wieder gemeinsam "in Hause uff da Strooß" gefeiert.

Ein Rückblick: Initiator Werner Schulz, zugleich Obmann vom Evangelischen Posaunenchor Leutershausen, leitete 1977, es war die Zeit der 1100-Jahrfeier in Leutershausen, mit dem Straßenfest eine neue Ära ein. Schulz beschäftigte sich bereits 1976 mit der Idee, ein Straßenfest zu organisieren. Da die "Heisemer Kerwe" erst Ende September stattfindet, sah er die Chance, mit Unterstützung der örtlichen Vereine, in der wärmeren Jahreszeit ein besonderes Fest im Ort auf die Beine zu stellen.

Walter Scholl trägt seit 1993 die Verantwortung als Straßenfest-Organisator. Foto: Brand

Die erfolgreichen Straßenfeste, die es damals bereits in zwei Bergstraßengemeinden gab, hatten ihn dazu inspiriert. So begann er, bei den örtlichen Vereinen für das "Heisemer Straßenfest" zu werben. Für den Organisator war es keine leichte Aufgabe, denn die Gemeindeverwaltung stand dem Vorhaben am Anfang doch sehr reserviert gegenüber.

Deshalb musste er sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Er lief sich förmlich die "Hacken" ab, um die Gemeinde und die Vereine ins gemeinsame Boot zu bekommen.

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Insgesamt zwölf Vereine zeigten Interesse. Feste Zusagen bekam Schulz dann vom MGV Sängerbund 1921, der Sportgemeinde Leutershausen, dem Odenwaldklub, dem Schützenverein Hirschburg 1965, dem Fußballverein Leutershausen 1922, dem Tischtennisverein und vom Evangelischen Posaunenchor, die allesamt am 30. Juli eine Straußwirtschaft betrieben. Andere Vereine wollten erst einmal abwarten, wie das neue Fest bei der Bevölkerung wohl ankommen würde. An einen Flohmarkt am Samstagnachmittag hatte Schulz ebenfalls gedacht. Dieser wurde schon damals zu einem großartigen Erfolg.

Zum Aufgabengebiet vom "Strooßefescht-Schulz", wie ihn die Heisemer später nannten, gehörte, mit den Hausbesitzern im Bereich vom alten Ortskern zu reden und um Verständnis für manche Einschränkungen während der Festtage zu bitten.

Auch für die Heisemer war es damals eine ganz neue Situation, mit der man sich erst einmal anfreunden musste. Schulz unterbreitete den Vereinen zudem Vorschläge und gab ihnen Tipps, wie man die landwirtschaftlichen Höfe nutzen und gestalten konnte. Ferner sorgte er für die Werbung. Neben den Besprechungen mit den Vereinsvertretern und der Gemeindeverwaltung musste er analog zum ersten Straßenfest auch in den folgenden Jahren ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm zusammenstellen.

Sein größtes Problem war nicht die Vermittlung der einzelnen Höfe und Scheunen, die Anwohner gerne bereitstellten, sondern die Frage der sanitären Einrichtungen. Hier bekam er für einige Jahre Unterstützung vom Gasthaus "Zur Rose" und vom Gasthaus "Zur goldenen Krone", die ihre Toiletten gegen ein Entgelt zur Verfügung stellten.

Vater und Initiator des Straßenfestes war Werner Schulz (re.). Foto: Brand

Nachdem das erste Straßenfest erfolgreich gewesen war, etablierte es sich, die Besucherzahlen stiegen kontinuierlich. Werner Schulz konnte dann ein Jahr nach der Premiere insgesamt 13 Teilnehmer registrieren. Als sich immer mehr Vereine und Organisationen für das Straßenfest begeistern ließen, klappte auch die Zusammenarbeit und die Unterstützung seitens der Gemeindeverwaltung besser, wie Schulz damals in einem Gespräch mitteilte. Eine der schönsten Momente für den Organisator war, wenn sich die viele Arbeit, die von den Vereinen erbracht wurde, auch finanziell gelohnt hatte. Für manchen waren die aus dem Straßenfest erwirtschafteten Einnahmen zum Teil "lebensnotwendig".

Bei seinem traditionellen Rundgang war es ihm immer anzusehen, wie er diese ganz besondere Fest-Atmosphäre "uff da Strooß" und in den Straußwirtschaften genoss. Aus gesundheitlichen Gründen legte er das verantwortungsvolle Amt des Chef-Organisators Ende 1992 in jüngere Hände. Von den Straßenfest-Vereinen und -Organisationen wurde er für sein Engagement mit einem Silberteller, einer besonderen Ehrenurkunde und mit der Silbermünze der Gemeinde Hirschberg geehrt. In seinem Posaunenchor-Kollegen Walter Scholl fand er einen dynamischen Nachfolger, der seit 1993 Verantwortung als Organisator trägt. Scholl hat in den zurückliegenden Jahren viele neue Ideen fürs Straßenfest miteingebracht. Dies führte dazu, dass auch heute noch der Erfolg ungebrochen ist. In dieser langen Zeit haben sich über 30 Vereine und Organisationen beteiligt. Es gab immer wieder Teilnehmer, die hinzustießen und welche, die sich wieder abmeldeten.

Ein besonderes Highlight beim Straßenfest war stets das Seifenkistenrennen in der Vordergasse, das 2002 erstmals stattfand, dann aber 15 Jahre später mangels Interesse eingestellt wurde. Sogar das Fernsehen war beim Fest schon dabei: Für dieses holte der damalige Bürgermeister Werner Oeldorf sage und schreibe acht Mal Schwung beim Fassbieranstich. Foto: Brand

Das über viele Jahre wiederkehrende Thema der sanitären Einrichtungen hat sich vor einigen Jahren durch die Aufstellung von WC-Containern entspannt. Neu hinzugekommen ist 1995 die Ausdehnung des Straßenfestes mit dem Flohmarkt auf die Martin-Stöhr-Straße und einen weiteren Bereich der Hauptstraße. Ein kleiner Vergnügungspark für die Kinder wird seit einigen Jahren in der Raiffeisenstraße eingerichtet. 2002 startete man mit großem Erfolg das erste Heisemer Seifenkistenrennen in der Vordergasse.

Mangels Interesse wurde dieser Wettbewerb nach 15 Jahren eingestellt. Ein Highlight ist noch heute der Zweikampf zwischen Vereinsvertretern und Gemeinderäten.

Info: Die RNZ verlost zusammen mit dem Straßenfest-Orga-Team vier Zehn-Euro-Verzehrgutscheine fürs Straßenfest. Dazu muss nur bis Donnerstag, 23. Juni, 12 Uhr, folgende Frage unter Hirschberg@rnz.de richtig beantwortet werden: Wie viele Vereine machten beim ersten Straßenfest mit? Die Gewinner werden per Mail benachrichtigt. Abgeholt werden können die Gutscheine am 2. Juli, ab 8 Uhr, beim Posaunenchor.

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