Manche Gastronomen brauchen noch Vorbereitungszeit
Nicht jeder öffnet sofort - Viel Freude, aber auch Sorge wegen der Vorgaben

Von Annette Steininger
Hirschberg. Jetzt ist es offiziell: Die Bundesnotbremse tritt ab dem heutigen Mittwoch im Rhein-Neckar-Kreis außer Kraft. Und damit dürfen wie bereits in Heidelberg die Restaurants wieder öffnen, wenn auch unter einigen Bedingungen. Doch wie schaffen das die Gastronomen innerhalb kurzer Zeit? Schließlich muss Ware bestellt, das Gasthaus für die Gäste hergerichtet werden. Die RNZ hat sich bei den Hirschberger Gastronomen umgehört, wer nun schon am Mittwoch öffnet, und ob sie trotz Nachweis über Genesung, Corona-Impfung oder Schnelltest mit vielen Gästen rechnen.
> Beim Gasthaus "Zum Löwen" in Leutershausen "überwiegt die Freude", so Birgitta Volk-Gölz, wieder öffnen zu dürfen, trotz aller Bedingungen. Der "Löwe" öffnet nun nach monatelanger Pause am Samstag, 22. Mai, wieder. Warum das Gasthaus nicht gleich am Mittwoch wieder loslegt, ist leicht erklärt. Das Gasthaus hat donnerstags und freitags Ruhetag. Da hätte es sich nicht gelohnt, gleich am Mittwoch wieder zu öffnen. Außerdem will Familie Volk-Gölz die Zeit nutzen, um noch klar Schiff zu machen. Es wird geputzt und gereinigt, das Porzellan hergerichtet und der Hof mit Pflanzen versehen.
Auch in der Lockdown-Zeit war man fleißig. Der Betrieb bot nicht nur einen Liefer- und Abholservice an, den es auch weiterhin gibt, sondern renovierte in den Gasträumen und der zum "Löwen" dazugehörigen Pension. Volk-Gölz betont, dass sie den Hirschbergern, aber auch auswärtigen Kunden sehr dankbar sei, wie rege der Service bislang genutzt worden sei und wie sich unterstützt wurde. Da gab es Karten mit lieben Worten und sogar selbst gebackenen Kuchen für das Team. "Das war fantastisch und hat sehr geholfen in dieser schon belastenden Zeit", freut sich Birgitta Volk-Gölz. Und auch ein anderes Standbein der Familie lief gut: Die Pension, die bis zuletzt nur für Geschäftsreisende öffnen durfte, war unter der Woche gut gebucht. Für touristische Übernachtungen ist sie ebenfalls ab Samstag unter Vorgaben wieder geöffnet.
Wie das gastronomische Angebot nun wieder angenommen wird, lässt sich schwer einschätzen. Immerhin liegen dem "Löwen" schon erste Reservierungen vor. "Am Samstag sind wir schon voll", freut sich Volk-Gölz. Gleichwohl sieht sie aber auch, dass manche Gäste die Hürden scheuen könnten. Als sie einem älteren Ehepaar erklärten, dass es für seine Reservierung am Sonntag einen negativen maximal 24 Stunden alten Corona-Test vorliegen müsse, entschied sich das Paar wieder um. Es war überfragt, wie es das organisatorisch hinbekommen könnte. Hinzu kommen Herausforderungen wie die eingeschränkte Öffnungszeit bis 21 Uhr und die schlechten Wetterprognosen. Die Scheuer muss für Feiern vorerst noch dicht bleiben.
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Dennoch: Birgitta Volk-Gölz blickt der Wiedereröffnung freudig entgegen: "Uns selbst geht es ja auch so, dass wir mal wieder irgendwohin gehen wollen."

> Das Restaurant im "Hotel Krone" in Großsachsen öffnet "nach reiflichen Überlegungen" erst am 1. Juni wieder, "in der Hoffnung, dass bis dahin die Zahlen so konstant Richtung 50 liegen, dass wir langfristig geöffnet bleiben dürfen und für alle Gäste da sein können". "Ich habe keine Lust, eventuell nach ein paar Tagen wieder zuzumachen", sagt Hotel-Chefin Sabine Grüber. Außerdem sei ihr das Wetter zu unbeständig. Schließlich ziehen viele Menschen immer noch die Außengastronomie vor.
Von den neuen Bestimmungen hält sie nichts, sagt Grüber sehr deutlich. Für sie bedeuten die 2,5 Quadratmeter Vorgabe pro Gast, dass sie nur noch ein Zehntel der Gäste empfangen kann. Auch die maximale Öffnungszeit bis 21 Uhr sieht die Hotel-Chefin kritisch. "Was soll das? Schlägt das Virus erst nach 21 Uhr zu?!" Außerdem sei die Überbrückungshilfe drei noch nicht da, mit der die zusätzlichen Ausgaben, um die neuen Vorgaben zu erfüllen, finanziert werden.
Grüber betont, dass sie weder eine Verschwörungstheoretikerin noch eine Corona-Leugnerin sei, aber die neuen Vorgaben findet sie schlecht. "Das war im letzten Jahr viel besser. Da haben wir es doch auch mit Hygienemaßnahmen und Abstand gut hinbekommen."
Jetzt hofft sie, dass sich die Situation weiter entspannt und es bis zur Wiedereröffnung weitere Lockerungen gibt. Den Abholservice hat das Restaurant nun wieder eingestellt. Grüber vermutet, dass es sich nicht lohnt, da jetzt schon einige Restaurants wieder öffnen. Das Hotel für touristische Übernachtungen (aber nur mit Frühstück) öffnet sie übrigens bereits am 21. Mai wieder.
Was sie mit den vielen Veranstaltungsanfragen machen soll, weiß Grüber nicht. "Da gibt es für Gastronomie und Kulturbranche keinen Ausblick. Wir werden vollständig in der Luft hängen gelassen", kritisiert sie.
> Auch das Wirtshaus "Zum weißen Lamm" in Großsachsen startet erst am 1. Juni wieder mit seiner Innengastronomie. Die Kultkneipe begründet dies auf Facebook, dass es ihnen jetzt "etwas zu überstürzt" sei. "Wir wollen erst einmal bissel abwarten, wie sich die Inzidenzzahlen entwickeln." Denn sollten diese bis dahin weiter gesunken sein, könnte das "Lamm" bis 22 Uhr öffnen und nicht wie aktuell nur bis 21 Uhr. Auch dürften bei einer Inzidenz unter 50 mehr Personen an einem Tisch sitzen. Das "Essen to go"-Angebot will das "Lamm" beibehalten.
> Das Restaurant "FantasTisch" in Leutershausen hat die Wiedereröffnung "lange herbeigesehnt". Hier findet die Wiedereröffnung am Freitag, 21. Mai, statt. Die Platzanzahl sei etwas reduziert, bittet das Team um Verständnis. Aber es freut sich "von Herzen" auf ein Wiedersehen.
> Das griechische Restaurant "Akropolis" in Großsachsen startet mit seiner Innen- und Außenbewirtschaftungen bereits am heutigen Mittwoch. Den Abhol- und Lieferservice gibt es weiterhin.
> Auch das Gasthaus "Zur Bergstraße" in Leutershausen öffnet bereits am heutigen Mittwoch wieder. Ein Fass zur Wiedereröffnung ist bereits angeschafft. Gasthaus-Chef Jürgen Drefs zeigt sich "vorsichtig optimistisch". Ob die Menschen zahlreich kommen, zweifelt er aber an; zu schlecht sind die Wetteraussichten für die nächsten Tage und damit auch für ein entspanntes Verweilen im Biergarten. Außerdem glaubt er schon, dass der vorherige Test für den einen oder anderen ein Hemmnis sein könnte. "Aber ich bin eben ein optimistischer Mensch", sagt Drefs, der den Abhol- und Lieferservice beibehalten will.



