Wenn der Marsch "im Schaum" mündet
"Mafalda" schlug unterhaltsam musikalische Brücken zwischen ganz unterschiedlichen Stilen im ausverkauften Olympia-Kino.

Von Nicoline Pilz
Hirschberg-Leutershausen. Die Identifikation des Mannheimer Musikkabaretts "Mafalda" mit ihrer Namensgeberin wirkt hoch: Ebenso wie die 1964 vom argentinischen Zeichner Quino ins Leben gerufene Comicfigur eines sechs- bis achtjährigen naseweisen Mädchens, das aufmerksam und wach Widersprüche im gesellschaftlichen und sozialen Leben kommentiert, legt auch das Quintett aus der Quadratestadt gern den Finger dorthin, wo es menschelt.
Und wo tut es das nicht? Im Olympia-Kino folgte das Publikum am Mittwoch amüsiert der Reise der Damen zu ihrem "kleinen Exkurs über Gott und die Welt – ungeniert und indiskret", wie eingangs Renate Kohl (Gesang und Saxofon) angekündigt hatte. Eine Frage war da bereits geklärt: "Darf man seinen Mann mitbringen?" Eine Zuschauerin hatte sich diesbezüglich besorgt erkundigt. Man durfte unbedingt.
Und für die wenigen Männer in den Besucherreihen war es vielleicht auch lehrreich zu erleben, dass sich Frauen nicht selten mit denselben Problemen herumschlagen. Beispielsweise mit Kalorienzählen angesichts des dringenden Bedürfnisses nach einer Topmodell-Figur. Wäre da nicht der Hunger, den Margit Wunder am Kontrabass beklagt. Und so singt die Truppe einfach: "Mit einem schönen Semmelkloß, wird man seinen Hunger los." Pianistin Anna Korbut rödelt dabei übers Klavier, als ob sie ganze Herden von Kalorien auf einen Schlag beseitigen wolle.
Und am Ende des Songs rastet das Schlagzeug von Cris Gavazzoni unter ihren Händen aus, als ob es kein Morgen gäbe, während Wunder ins Holz ihres Instruments beißt. An Posaune und Quetschkommode setzt Antje Bockel immer wieder wichtige Akzente und Überleitungen.
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Musikalische Brücken zwischen ganz unterschiedlichen Stilen zu schlagen, das ist die Kunst von "Mafalda". Während die verbalen Bälle als Zwischensequenzen manches Mal wie beiläufig improvisiert klingen oder die vorgelesenen skurrilen Meldungen aus einer regionalen Tageszeitung nicht entbehrlich erscheinen, passen Musik und Liedtexte wie Topf und Deckel in hoher Dichtigkeit zusammen. Da kommt das Volkslied "Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn" als flotter Marsch daher, um wenig später als "Im Schaum" in entspanntes Fahr- beziehungsweise Badewasser zu münden.
Manches musste "Malfalda" nicht neu erfinden, denn mancher Titel war auch im Gepäck, als die Gruppe zuletzt vor sechs Jahren im Olympia aufschlug. Doch dieses Mal war es brechend voll. "Wir mussten sogar Leute wegschicken", sagte Wiebke Dau-Schmidt, die Vorsitzende des Förderkreises Olympia-Kino zu Beginn. Aber sie sagte, sie sei "glücklich, Mafalda ein so volles Haus bieten zu können".
Da hatte man sich bereits mit einem kleinen Ramazotti stärken können, dem Seelentröster, wenn der Handwerker mal wieder nicht kommt oder man den 40. Hochzeitstag allein am Rhein verbringt, weil "alles ins Wanken" geraten war.
Unter der Überschrift "Da muss der Handwerker ran" versammelte sich nicht nur der stets verhinderte Klempner, sondern auch der nette, 15 Jahre jüngere Nachbar Schmidt, mit dem Frau Kohl "so gern was hätt". Vor allem aber tummelten sich im Programm Swing, Jazz, Latin, Blues und mehr auf eine sehr putzmuntere Art und Weise, die ganz klar die musikalische Kernkompetenz von "Mafalda" offenbarte.