Auch sein Beruf qualifiziert ihn für das Amt
Architekt Uli Schulz ist neuer Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats - Gemeindehaus: "Wir wollen jetzt loslegen"

Seit November 2017 ist der 44-jährige Uli Schulz Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats in Leutershausen. Foto: Kreutzer
Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Eigentlich ist Uli Schulz kein Mensch, der gerne an vorderster Stelle steht. Dennoch wählte ihn der evangelische Kirchengemeinderat von Leutershausen im November 2017 zu seinem neuen Vorsitzenden. "Ich war jetzt nicht meine erste Wahl", witzelt Schulz im Gespräch mit der RNZ. Dabei bot er sich für dieses Amt geradezu an. Nachdem es Hans Schröder aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte, musste jemand Kompetentes gefunden werden, der das große Projekt "Neubau des Gemeindehauses" begleitet. Als Architekt kann Schulz nun hier seine Erfahrung einbringen.
Zudem gehört er schon seit 2007 dem Kirchengemeinderat an, fühlt sich Hirschberg sehr verbunden. "Ich bin kein Stadtmensch", sagt der 44-Jährige. So zog es ihn nach Studium und Job in Darmstadt 2006 wieder zurück in die Heimat. Weil es seinen Eltern zu diesem Zeitpunkt nicht gut ging, besuchte er einen Gottesdienst. Die Predigt, die die damalige Pfarrerin in Leutershausen, Sigrid Zweygart-Pérez hielt, faszinierte ihn. Im Glauben fand er Halt, nimmt daraus bis heute Ideen und Anregungen mit, wie es im Leben vorangehen kann. "Und wie ich mit meinen Mitmenschen umgehen möchte", ergänzt Schulz.
In der Evangelischen Kirchengemeinde Leutershausen hat er jedenfalls einen respektvollen Umgang erfahren. Dass er sich 2012 als schwul geoutet hat, war hier nie ein großes Thema. Sein damaliger Freund wurde ganz selbstverständlich in ein Geburtstagsständchen eingebaut und begleitete ihn auch in Gottesdienste.
Zugunsten seiner Kirchenaktivitäten schränkte er sein kommunalpolitisches Engagement etwas ein. Vier Jahre lang war er Zweiter Vorsitzender der SPD Hirschberg, nach wie vor sitzt er aber für die Sozialdemokraten als sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Technik und Umwelt. Die Kommunalpolitik wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein inzwischen verstorbener Vater Manfred Schulz war lange Jahre SPD-Gemeinderat - "und auch mein Opa war kommunalpolitisch aktiv", sagt Schulz. Er selbst konzentrierte sich aber mehr auf die Kirchenarbeit - leitete in einem dreiköpfigen Team "Kids Go", bei dem Kinder beispielsweise nach einem Bibelrezept einen Kuchen buken. Heute gibt es dieses Angebot für die Kleinen nicht mehr.
Dafür steht nun das Großprojekt Gemeindehaus an, das die Kirchengemeinde gegenüber vom Rathaus baut. Das bisherige Gebäude in der Fenchelstraße wird abgerissen. "Der Kirchengemeinderat befindet sich im Endspurt, um das Wettbewerbsverfahren einzuleiten", erklärt Schulz die aktuelle Lage. Im Verlauf des Februars sollen alle Unterlagen zusammen sein für den Architektenwettbewerb, den die Kirchengemeinde zusammen mit dem Evangelischen Oberkirchenrat ausloben wird. "Wenn es nach unserem Willen geht, starten wir noch in diesem Quartal", so Schulz. Er hofft auf einen Baubeginn 2019 und rechnet mit einer Fertigstellung des Gemeindehauses 2021. Ungefähr 250 Quadratmeter Fläche wird es wohl bieten. Die Größe berechnet sich nach einem von der Landeskirche vorgegeben Schlüssel und ist von der Zahl der Gemeindemitglieder abhängig. In Leutershausen gehören aktuell rund 2250 Menschen der evangelischen Kirche an. Das seien gut 300 weniger als vor zehn Jahren, sagt Schulz. "Auch diese Entwicklung müssen wir bei den Kosten im Blick behalten", betont der Kirchengemeinderatsvorsitzende.
1,25 Millionen Euro, schätzt Schulz, wird das Gebäude kosten. Zwischen 35.000 und 40.000 Euro an Spenden seien bereits eingegangen, freut er sich. "Gut 200.000 Euro müssen wir aber noch sammeln." Hierfür habe der Kirchbauförderverein auch schon einige Aktionen geplant. Zusätzlich wird die Kirchengemeinde noch einen Kredit von mindestens 300.000 Euro aufnehmen müssen.
Konkrete Wünsche für das Gemeindehaus gibt es auch. "Zum Beispiel sollte es möglich sein, dass parallel eine Posaunenchorprobe und eine Sitzung stattfinden können. Außerdem hätten wir gerne genügend Platz für ein größeres Fest", erläutert Schulz die Wunschliste.
Als Kirchengemeinderatsvorsitzender befasst er sich aber nicht nur mit dem Gemeindehaus, sondern ist auch für Vertragsunterschriften zuständig und vertritt Pfarrerin Tanja Schmidt bei offiziellen Anlässen. Die Kirchengemeinderatssitzungen leitet aber übrigens nicht Schulz, sondern Jörgen Heise. "Wir haben die Aufgaben, die Hans Schröder übernommen hatte, auf mehrere Schultern verteilt", erläutert er dazu.
Das ergibt auch vor dem Hintergrund Sinn, dass er noch weitere Ehrenämter ausübt. So engagiert sich der Leutershausener beim "Runden Tisch Asyl" und im Bibelgarten-Team.
Überhaupt ist das "Gärtnern" Schulz’ Hobby. Seit vergangenem Jahr bearbeitet er den Acker einer Kirchengemeinderatskollegin. "Ich will dort gerne Obstbäume pflanzen und etwas Gemüse anbauen. Auch Blumen und eine Sitzgelegenheit habe ich geplant", erzählt er ganz bescheiden von seinen Träumen - und lächelt dabei.



