Hirschberg

Kelterhalle dürfte so gebaut werden (Update)

Der Ausschuss gab sein Einvernehmen zum Bauvorbescheid. Scholz (SPD) hatte Bedenken wegen der Wege.

11.03.2022 UPDATE: 13.03.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 49 Sekunden
In Erbpacht würde die Winzergenossenschaft Bergstraße einen Teil des landwirtschaftlich genutzten Geländes in der Lobdengaustraße 17 übernehmen und eine Kelterhalle bauen. Die aktuelle in Hemsbach ist in die Jahre gekommen, Fahrtwege würden sich verkürzen. Foto: Kreutzer

Von Annette Steininger

Hirschberg. Die meisten Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) äußerten sich am Dienstag positiv zum Vorhaben der Winzergenossenschaft Bergstraße, eine Kelterhalle in der Großsachsener Lobdengaustraße 17 zu bauen. Bisher wird in Hemsbach gekeltert, aber das dortige Gebäude ist in die Jahre gekommen, und man will Fahrtwege verkürzen, weil die überwiegende Zahl der Winzer in Großsachsen, Lützelsachsen und Hohensachsen anbaut, der Ausbau erfolgt in Wiesloch.

Bei einer Enthaltung von Thomas Scholz (SPD) erteilte der ATU denn auch sein Einvernehmen für den mit sechs Fragen verbundenen Bauvorbescheid der Winzergenossenschaft. Zuvor gab es Lob von Bürgermeister Ralf Gänshirt für Bauamtsleiter Rolf Pflästerer, der sehr ausführlich zu dieser Thematik recherchiert hatte. Unter anderem galt es zu klären, ob es sich um ein sogenanntes "privilegiertes Bauvorhaben" handele. Das konnte Pflästerer ausschließen, da es sich bei der Kelterhalle einer Winzergenossenschaft nicht um landwirtschaftliche Nutzung, sondern um einen Gewerbebetrieb handelt.

Christian Würz (CDU) begrüßte das Vorhaben und fand die Argumentation der Winzergenossenschaft schlüssig, wenn man bedenke, dass nur noch ein Prozent der Winzer in Hemsbach anbauen. Er fand auch den geplanten Standort richtig, der umgeben ist von landwirtschaftlichen Betrieben. Außerdem lobte er den Weg des Antragstellers über einen Bauvorbescheid.

Während die CDU Einigkeit signalisiert hatte, ließ Karlheinz Treiber (GLH) durchblicken, dass das Thema in der Fraktion durchaus kontrovers diskutiert worden sei. So hätte es auch die Meinung gegeben, dass solch ein Betrieb in einem Gewerbegebiet besser aufgehoben sei. Die beiden von der GLH Anwesenden, Treiber und Jürgen Steinle, hatten aber keine Probleme, dem Vorhaben zuzustimmen, sahen sie doch kürzere Fahrtwege als beispielsweise ins Gebewerbegebiet. Über die Frage nach der Möglichkeit einer Photovoltaikanlage im Antrag amüsierte sich Treiber etwas. Denn diese sei auf der Kelterhalle "nicht wünschenswert, sondern vielmehr geboten".

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Die Freien Wähler würden das Vorhaben unterstützen, betonte Jörg Mayer. Es sei eine sinnvolle Investition und die Wege kürzer als nach Hemsbach. Zwiespältige Gefühle löste das Projekt wiederum bei Thomas Scholz (SPD) aus. So könne er den Antragsteller zwar verstehen und es spreche auch grundsätzlich nichts gegen das Ansinnen, aber in diesem Areal würden immer mehr Gebäude und Hallen gebaut, sodass es zunehmend zu einem "landwirtschaftlichen Gewerbegebiet" werde. Der ohnehin schon rege Verkehr würde immer mehr zunehmen, und die Zuwege seien dafür gar nicht ausgelegt. Außerdem fand er, dass die Gemeinde explizit Ausgleichsmaßnahmen verlangen sollte.

Das rief Werner Volk (FW) auf den Plan, der Scholz daran erinnerte, dass es nur um einen Bauvorbescheid gehe. Erst bei der Baugenehmigung würden die Ausgleichsmaßnahmen eine Rolle spielen. Da hätte sich der SPD-Rat besser mal vorher informieren sollen, fand Volk.

Update: Donnerstag, 17. März 2022, 08.52 Uhr


Kelterhalle in Großsachsen geplant

Von Annette Steininger

Hirschberg. Bisher hat die Winzergenossenschaft Bergstraße ihre Kelterhalle in einem Industriegebiet von Hemsbach. Doch das könnte bald der Vergangenheit angehören, denn die Genossenschaft plant den Bau einer Halle in der Großsachsener Lobdengaustraße 17. Das geht aus den Unterlagen für die Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am Dienstag, 15. März, um 18.30 Uhr, hervor. Der ATU befasst sich mit einem entsprechenden Antrag auf Bauvorbescheid für eine Halle mit Photovoltaikanlage.

Die Gründe für dieses Ansinnen werden durch ein Schreiben in den Unterlagen ausführlich erläutert. So ist die Kelterhalle in Hemsbach, wo die frisch geernteten Trauben gekeltert und verarbeitet werden, in die Jahre gekommen und benötigt dringend einige Sanierungsmaßnahmen. "Aufgrund der Mängel erscheint ein Neubau rentabler", erklärt die Winzergenossenschaft. Außerdem komme es immer wieder zu Beschwerden wegen Lärmbelästigung. Die bisherige Kelterhalle in der Gottlieb-Daimler-Straße/Ecke Carl-Benz-Straße befindet sich zwar in einem Gewerbegebiet, grenzt aber direkt an eine Wohnbebauung. Direkt gegenüber steht ein Seniorenheim. "Die Halle wird zwar eigentlich nur von Mitte August bis Oktober genutzt, aber während dieser Zeit auch oft in den Abend- und Nachtstunden."

So könnte die neue Kelterhalle mit Überdachung auf der Südseite aussehen. Vorentwurf: Winzergenossenschaft Bergstraße

Im geplanten Bereich in der Lobdengaustraße würde sich die Sachlage anders darstellen, da sich dort viele Aussiedlerhöfe befinden. Auf dem landwirtschaftlich genutzten Grundstück von Martin Rudolph würde ein Teil für die Kelterhalle abgetrennt, was die Winzergenossenschaft dann in Erbpacht übernehmen würde. Dieser sei auch Genossenschaftswinzer, bestätigte Vorsitzender Karl Mayer auf RNZ-Anfrage.

Der Chef der Winzergenossenschaft Bergstraße sieht auch noch weitere Vorteile für eine Kelterhalle in Großsachsen. Es sind vor allem die kürzeren Fahrwege. Die 20 aktiven Mitglieder der Winzergenossenschaft Bergstraße bewirtschaften zusammen 56 Hektar Rebfläche. Hiervon befindet sich aber nur noch ein Prozent des Areals am Kelterhaus-Standort Hemsbach. Die restlichen Flächen verlagern sich auf Großsachsen mit 85 Prozent sowie Weinheim-Lützelsachsen und Weinheim-Hohensachsen mit zusammen 14 Prozent. 700 Kilo Trauben aus Großsachsen und Lützelsachsen würden jedes Jahr nach Hemsbach transportiert, erläutert Mayer. "Somit wäre es aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht sinnvoll, den Standort der neuen Kelterhalle nach Hirschberg-Großsachsen zu verlegen", heißt es von der Winzergenossenschaft.

Auch ein weiterer Fahrtweg würde sich verkürzen: Die Winzergenossenschaft Bergstraße ist eine reine Erfassungsgenossenschaft, das heißt, Weißwein wird in Hemsbach erfasst und gekeltert, aber zum Ausbau geht es nach Wiesloch, "also fährt man da an Großsachsen vorbei", so Mayer. Beim Rotwein wird die Maische abgegeben.

Wie hoch genau die Investition sein wird, steht noch nicht fest. "Aber wir hoffen mal, dass es nicht ins Uferlose geht", so Mayer. Die Kelterhalle in Hemsbach soll verkauft werden, diesbezüglich sei die Winzergenossenschaft bereits mit einem Investor im Gespräch. Wenn alles klappt und die Behörden den Bau genehmigen, würde die Winzergenossenschaft gerne "im Idealfall" zur Ente 2023 mit der Kelterhalle in Großsachsen fertig sein. Die Verwaltung hält das Bauvorhaben jedenfalls schon mal für zulässig und empfiehlt dem Ausschuss, dem Antrag auf Bauvorbescheid das Einvernehmen zu erteilen.

Die Halle mit Satteldach ist in einer Stahlrahmenkonstruktion mit einer Verkleidung aus Stahl-Trapez-Blech geplant und soll eine Länge von 20 sowie eine Breite von 15 Metern haben. Außerdem soll die Südseite der Kelterhalle komplett auf einer Breite von sieben Metern überdacht werden, damit die Trauben wetterunabhängig abgeliefert werden können.

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