Hirschberg-Großsachsen

Gerdi Gutperle feiert 75. Geburtstag

Ein Leben für die Kunst

20.06.2019 UPDATE: 21.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Jubilarin Gerdi Gutperle. Foto: Klreutzer

Von Rosemarie Grosch

Hirschberg-Großsachsen. Ehefrau, dreifache Mutter und fünffache Großmutter, Malerin, Kunstschaffende und Ordensträgerin. Gerdi Gutperle verkörpert eine facettenreiche Persönlichkeit, der neben ihrem künstlerischen Tun vor allem eines am Herzen liegt: das in Sahaya Nagar Vellamadam im Bundesstaat Tamil Nadu an der Südspitze Indiens gelegene "Gerdi Gutperle Agasthiyar Muni Child Care Centre". Seit seiner Grundsteinlegung im Jahr 2004 und der Einweihung im Jahr 2008 ist es zu Gutperles Lebensaufgabe geworden.

Fast 750.000 Kinder wurden seitdem in dem durch die Gerdi-Gutperle-Stiftung finanzierten Kindergesundheitszentrum mit zahnmedizinischer Abteilung, Kinder- und Neugeborenen-Intensivstation, Mutter-und-Kind-Station sowie einem Rehabilitations-, Therapie- und Trainingszentrum für Kinder mit besonderen Bedürfnissen versorgt, behandelt, gepflegt und geheilt. Schulmedizin und Naturheilverfahren arbeiten hier Hand in Hand.

Am heutigen Freitag feiert die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (2009) und Trägerin des "Ordens des Lächelns" (2017) ihren 75. Geburtstag. "Worte sind die Töchter der Erde. Taten sind die Söhne des Himmels", besagt ein indisches Sprichwort. Worte wie Taten zeichnen auch die Jubilarin in besonderer Weise aus.

Als Kriegskind kam Gutperle 1944 im südmährischen Olmütz zur Welt. Nach der Vertreibung aus dem Sudetenland wurde sie in der Kurpfalz heimisch. Mit 19 Jahren heiratete die gelernte Friseurin den Viernheimer Unternehmer Werner Gutperle. Aus der mittlerweile 56-jährigen Ehe sind die Kinder René, Beatrice und Jeanette hervorgegangen. Hinzugekommen sind fünf Enkel.

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"Wer hat, muss denen geben, die weniger haben", sagt Gutperle. Eine Stimme, ein Ohr, eine Hand und Zeit. Dies beinhalte einen Teil sozialer Verantwortung, sagt die Jubilarin. Kinder bedeuten die Welt für unsere Zukunft.

Der künstlerische Werdegang der "Spätberufenen", dafür aber umso unermüdlicher und ruhelos Schaffenden begann 1998 mit ersten Malstudien. Knapp zehn Jahre später eröffnete sie in Viernheim auf 600 Quadratmetern Grundfläche ihren Kunstraum "Augen auf". In unzähligen Ausstellungen zeigte Gutperle hier seitdem eigene Arbeiten, lud renommierte Künstler aus dem In- und Ausland zur Präsentation ihrer Werke ein und setzte damit Impulse im Kulturleben der Region. "Malen stellt für mich eine Notwendigkeit dar, die den ganzen Menschen dazu zwingt, Tage und oft auch Nächte zu malen, bis das innere Bild äußere Wirklichkeit geworden ist", lautet Gutperles Credo. 2002 rief sie mit ihrem Mann Werner die Gerdi-Gutperle-Stiftung ins Leben, in die der gesamte Erlös aus dem Verkauf ihrer Arbeiten fließt.

In einer in dieser Radikalität wohl einmaligen Art habe Gerdi Gutperle ihr gesamtes künstlerisches Schaffen in den Dienst der Arbeit für die Ärmsten der Armen gestellt, würdigte der ehemalige Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Wilkes, 2009 anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Gerdi und Werner Gutperle deren Leistung: "Radikaler kann man Lebensliebe nicht leben." Die vor zwei Jahren erhaltene Auszeichnung mit dem "Orden des Lächelns" stellt sie in eine Reihe mit anderen prominenten Trägern wie dem Dalai Lama, der Ordensfrau Mutter Theresa, Papst Johannes Paul II., dem Schauspieler Peter Ustinov, Königin Silvia von Schweden und der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Der seit 1968 verliehene Orden geht auf eine Idee polnischer Kinder zurück. Er soll Erwachsene ehren, die sich weltweit in besonderem Maße für das Wohl von Kindern und Jugendlichen engagieren.

Hellwache Blicke auf brisante aktuelle Themen zu werfen, bleibt auch für die Zukunft - gemäß der verbalen Vorgabe "Augen auf" ihres Kunstraums - das Ziel der Jubilarin.

"Ich bin Farbe", sagt Gutperle von sich selbst und lebt diese Aussage als Person, in ihrem Habitus und vor allem in ihrem künstlerischen Werk. Dass dies noch lange so bleibt, beinhaltet auch der Glückwunsch der RNZ.

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