Farbprächtige Werke zugunsten der Ukraine werden versteigert
Ab sofort kann man Bilder Manfred Kopps zugunsten der Ukraine erwerben. Treiber war erster Käufer und verschenkte es an Geflüchtete.

Von Nicoline Pilz
Hirschberg. Seit über drei Wochen überzieht der russische Staatspräsident die Ukraine mit einem grausamen Krieg, der unermessliches Leid über das Land bringt, dessen Bewohner auch nach Deutschland fliehen. Eine von ihnen ist Oxana Tkach, die zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn, ihrer Schwägerin und deren einjährigem Jungen seit Samstag bei Karlheinz Treiber untergekommen ist.
Die 27-Jährige war am Montagvormittag auch beim Pressegespräch dabei, in dem es um die Bilder von Manfred Kopp ging: Vor zwei Jahren, in einer Zeit, als gerade viele syrische Flüchtlinge eintrafen, schenkte er – basierend auf einer Idee von Christian Müller, dem Leiter des Bürgerbüros – 16 seiner farbkräftigen Werke der Gemeinde. Im rechten Büroflur sind sie im Erdgeschoss zu sehen. Ganz bewusst an diesem Ort, wie Treiber anmerkte. Denn diese Bilder vermittelten Ruhe und Fröhlichkeit zugleich – für die Wartenden, darunter auch Asylsuchende, wie Bürgermeister Ralf Gänshirt ergänzte, quasi ein optisches Willkommen.
"So fanden meine Bilder hier Unterschlupf", schilderte Kopp. Der Altgemeinderat und passionierte Maler will nun helfen, indem er die Bilder der Ausstellung versteigert. Er sei ja selbst als Jahrgang 1937 ein Kriegskind. 1943 sei die Familie in Mannheim ausgebombt worden. "Wir haben alles verloren, und ich weinte, weil ich kein Bettchen mehr hatte", erzählte er. Erst 1947 kam er von fremden Menschen zurück nach Mannheim, wo die Mutter eine enge Ruinenwohnung gefunden hatte. "Diese Erlebnisse rücken mir durch den Krieg in der Ukraine gerade wieder ins Bewusstsein."
Seine Bilder werden nun je nach Größe für 50, 100 oder 150 Euro versteigert. "Wer mehr geben will, sehr gerne", sagte Treiber. Er teilte mit, man werde die Bilder mit Nummern auflisten. An der Anmeldung im Rathaus können sich Besucher dann registrieren und sich ein (oder mehrere) Bilder auswählen. Das Finanzielle wickelt der Kulturförderverein ab. Kopp und Treiber hoffen, dass alle Bilder bis Ostern versteigert sind. Doch das ist nicht das Ende, denn Manfred Kopp kann aus seinem riesigen Fundus an gemalten Bildern nachliefern. "Und dazu bin ich auch gerne bereit."
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Der Erste, der am Montag ein Werk erstand, war Treiber, Bürgermeister-Stellvertreter und Vorsitzender des Kulturfördervereins, selbst. Und schenkte es gleich an seinen Gast aus der Ukraine weiter. Die beiden Oxanas dürften sich ein Bild aussuchen, er bezahle dann. Und sie sollten es in die Heimat mitnehmen – hoffentlich sehr bald, wie Treiber sagte. Für Oxana Tkach ist Hirschberg kein fremder Ort. Sie war für ein Jahr als Au-pair hier und betreute ein damals einjähriges Mädchen. Ihre sehr guten deutschen Sprachkenntnisse sind jetzt von hohem Wert, denn täglich melden sich mehr geflohene Ukrainer im Rathaus.
Sie selbst stammt aus Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine. Auch hier fallen nun Bomben. "Wir haben keine Luftschutzbunker. Meine Mutter musste letzte Nacht im Keller schlafen", erzählte sie. Ihre Mutter wollte bei ihren Söhnen bleiben, Tochter und Schwägerin flohen mit den Kindern und ihren Männern. Doch an der Grenze habe man ihnen gesagt, die Männer dürften nicht aus dem Land. "Sie mussten zum Militärdienst", sagte Tkach. Die nun mittellosen Frauen sind dankbar für die Hilfe.
Treibers zählten zu den ersten, die der Gemeinde private Unterbringungsmöglichkeiten meldeten. Diese werden nach wie vor gesucht. Denkbar aber auch, so Gänshirt, dass die Alte Turnhalle als Notunterkunft dienen wird. "Wir bereiten uns darauf vor", sagte er. Weitere Betten seien bereits bestellt. Am Freitag, 25. März, findet an der Markthalle in Leutershausen auch zum letzten Mal eine Sammelaktion für die Ukrainehilfe statt. Danach wollen sich die Aktiven auf Unterstützung vor Ort konzentrieren. Vergangene Woche waren 30 Ukrainer im Rathaus gemeldet, es werden aber täglich mehr. Ihre Registrierung sei wichtig, sagte Gänshirt. Nicht nur wegen der zahlenmäßigen Übersicht, sondern auch wegen ihres Anspruchs auf Sozialleistungen.