Hirschberg

Die beiden Lager konnten nicht zusammenkommen

Gewerbepark-Erweiterung: Bund der Selbstständgen, Bürgerinitiative "Bürgerbegehren Hirschberg" und Rifcon diskutierten.

07.03.2021 UPDATE: 08.03.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden
Um zehn Hektar soll der Hirschberger Gewerbepark erweitert werden. Archivfoto: Dorn

Hirschberg. (ze) "Ist diese Fläche als Acker oder als Gewerbegebiet wertvoller für die Gesellschaft?" Um die Frage ging es bei der Online-Diskussion des Bundes der Selbstständigen Hirschberg (BDS). Die Runde zeigte einmal mehr die unterschiedlichen Standpunkte der beiden Lager.

"Wir ringen um ein ganz unterschiedliches Verständnis von Wertigkeit des Bodens", fasste Manfred Mauer von der Bürgerinitiative (BI) "Bürgerbegehren Hirschberg" am Ende zusammen. "Es war kaum zu erwarten, dass wir zusammenkommen", schloss auch der BDS-Vorsitzende Andreas Well. Der BDS steht einer Erweiterung positiv gegenüber, ökologische Aspekte sollten aber nicht zu kurz kommen.

Von der Firma Rifcon waren Michael Riffel und Marcel Münderle bei der Diskussion dabei. Sie hatten in den vergangenen Wochen immer wieder auf Möglichkeiten, Gewerbegebiete ökologischer zu gestalten, hingewiesen. In der Online-Diskussion gingen sie zunächst auf Kritik ein, die ihrer Firma gegenüber zuletzt laut geworden ist. "Wir sind ein wissenschaftliches Beratungsunternehmen", sagte Riffel. Sein Unternehmen werde immer dann beratend aktiv, dass das Gesetz es fordere. Diese Gesetze müssten geändert werden, wenn man die Arbeit der Firma kritisiert, sagte Riffel. Zur Kritik an der wenig ökologischen Ausrichtung des Rifcon-Hauptsitzes erklärte er: "Das ist nicht unser Gebäude, wir haben es nur gemietet." Laut Riffel ist der Artenreichtum in der diskutierten Ackerfläche im Vergleich zu einem Waldboden außerdem relativ gering.

Zu Möglichkeiten der ökologischen Gestaltung von Gewerbegebieten sprach Münderle. Er wies auf ein speziell deutsches Problem hin: Sauberkeitswahn. "Für viele Arten ist das der Garaus", betonte er. Dieser Sauberkeitswahn zeige sich etwa beim völlig versiegelten Boden des deutschen "Einheitsparkplatzes". Dabei könnten geschotterte Parkplätze und sandige Randstreifen Lebensräume für Insekten bieten, oder dem Haussperling als ein Sandbad zur Gefiederpflege dienen.

"Es gibt nichts Ökologischeres als einen Ackerboden, auf dem seit Jahren nur Luzerne wächst", fand hingegen BI-Sprecher Tröscher. Er sah den Vergleich von Wald und Ackerboden als "unbillig" an, wenn es bedeute, dass zehn Hektar Ackerfläche für gerade einmal rund 250.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen jährlich verbaut werden sollen. Maurer sagte außerdem, dass der Faktor "regionale Ernährung" immer wichtiger werde und daher jede Ackerfläche relevant sei.

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Zumindest in puncto Ökologie im bestehenden Gewerbegebiet waren sich beide Seiten recht einig. "Das ist nicht optimal", sagte Münderle. Und Egon Müller von der Grünen Liste Hirschberg sah das Gebiet gar als "lebensfeindlich" an. Das soll im Falle einer Erweiterung des Gewerbegebietes anders werden, so Well. Er kündigte an, dass der BDS Patenschaften für ökologische Projekte im Erweiterungsgebiet übernehmen wolle.

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