Darum läuft der Netzausbau nur schleppend
Landtagsabgeordneter Daniel Karrais sprach bei der Liberalen Runde der FDP in der Alten Villa

Daniel Karreis (Mitte) mit Hartmut Kowalinski (l.) und Andreas Maier. Foto: Kreutzer
Hirschberg-Leutershausen. (ze) Mit der Dampfmaschine begann das Industriezeitalter, dann kamen Elektrizität und Automatisierung hinzu. Mit Digitalisierung und Vernetzung hat nun die "4. industrielle Revolution" begonnen.
"Im Jahr 2016 waren in Deutschland 449 Millionen Geräte vernetzt", verdeutlichte der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais bei der Liberalen Runde der Hirschberger FDP in der Alten Villa in Leutershausen, wie weit die Vernetzung unseren Alltag schon beherrscht. Für das Jahr 2021 werde sogar prognostiziert, dass 760 Millionen Geräte am Internet angeschlossen sind.
Hier findet ihr übrigens unsere Vorstellungen zur #Digitalisierung in #BW und zur #DigitalenKommune: https://t.co/bvmDoDx6De pic.twitter.com/VIQkAeN0PB
— FDP/DVP-Fraktion (@fdpdvpfraktion) 13. April 2019
W-Lan-Zugang bald wichtiger als Essen und Trinken?
Noch stärker als die Zahl der angeschlossenen Geräte wird das Datenvolumen, das monatlich pro Nutzer durch die Netze fließt, ansteigen. Knapp 22 Gigabyte waren es im Jahr 2016, in zwei Jahren soll sich diese Menge bereits fast verdreifacht haben. Angesichts dessen könnte das Bedürfnis nach einem vollen Akku und einem W-Lan-Zugang bald wichtiger werden als Essen und Trinken, formulierte Karrais etwas überspitzt mögliche zukünftige Ansprüche an das Leben.
Eines stehe aber fest: Die heutige Infrastruktur könne die Ansprüche der Vernetzung nicht erfüllen. Und der Ausbau der Netze, die Datenmengen von über einem Gigabyte pro Sekunde transportieren können, gestalte sich schleppend, so Karrais. In den Großstädten hätten zwar über 90 Prozent der Einwohner einen Zugang zum schnellen Internet mit Übertragungsraten von mehr als 50 Megabit pro Sekunde, im ländlichen Raum wären es aber nur 36 Prozent.
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Den Schuldigen für den langsamen Ausbau der Glasfasernetze hatte Karrais auch ausgemacht: die Deutsche Telekom AG. Diese habe kein wirtschaftliches Interesse daran, in den Ausbau eines Glasfasernetzes zu investieren, solange sie mit ihrem längst steuerlich abgeschriebenen Kupferkabelnetz Geld verdienen könne.
Dass sich dieses Problem mit dem neuen Mobilfunkstandard "5G" lösen ließe, sah Karrais ebenso nicht. "5G" als eine Art Allzweckverbindung werde zwar oft den Menschen suggeriert, jedoch stelle der Mobilfunk nur die letzte Schnittstelle zwischen dem Glasfasernetz und dem Endpunkt - also dem Nutzer - dar. Sollten die Funkmasten aber nicht an ein Glasfasernetz angeschlossen sein, bringe auch der neue Mobilfunkstandard nichts.
Zudem benötige man für diesen bis zu 20 Mal mehr Funkmasten als für den bisherigen Mobilfunkstandard "4G". "Das wird eine riesige Herausforderung dies auszubauen", war sich Karrais angesichts der Menge an benötigten Funkmasten sicher.
Den Ausbau der Telekommunikationsnetze voranzutreiben sei aber gar nicht so einfach. Denn die Europäische Union sehe dies als Sache der Privatwirtschaft an, weshalb staatliche Eingriffe, etwa durch Subventionen, in den Markt schwierig seien. Hier räche sich die Entscheidung aus den späten 1990er Jahren die Telekommunikationsnetze bei der Marktliberalisierung nicht in staatlicher Hand gehalten, sondern auch diese an die Privatwirtschaft gegeben zu haben.
Um den Ausbau des Glasfasernetzes voranzubringen, forderte Karrais die Politik auf, die Monopolstellung der Telekom bei den Telekommunikationsnetzen aufzubrechen. Dies könne dadurch geschehen, dass die Bundesnetzagentur anordnet, die Kupferkabelnetze zu einem bestimmten Zeitpunkt abzuschalten. Dann wären alle gefordert, Glasfasernetze zu bauen. Bei alldem sei aber nicht der Datenschutz zu vergessen. Hier sei jeder gefordert, sich zu hinterfragen, was er von sich ins Netz stellen möchte.



