Bürgerstiftung sucht neue Projekte
Das Geld ist da, aber viele Vorhaben wurden durch die Pandemie ausgebremst.

Von Max Rieser
Hirschberg. Eins wurde auf der Sitzung des Stifterforums am Donnerstag im Hilfeleistungszentrum deutlich: Es ist Geld da, aber es fehlen die Projekte, um zu helfen. Das heiße nicht, dass es in Hirschberg keine Not gibt, sondern dass viele Projekte durch die Pandemie ausgebremst wurden, berichtete Fidelis Stachniß seitens des Vorstands. "Wir sind zwar eine der einkommensstärksten Gemeinden in der Region, trotzdem brauchen hier manche Menschen Hilfe."
Um diese Hilfe finanziell zu unterstützen, bringt die Bürgerstiftung mit ihren vier Treuhandstiftungen Wolfgang-Maier-Stiftung, Marlen und Dr. Klaus Westmann-Stiftung, dem Marianne-Faulhaber-Fonds und der neu hinzugekommenen Familie-Schweinhardt-Stiftung, Gelder auf. Jede der Stiftungen hat bestimmte Schwerpunkte, die sie für besonders unterstützenswert hält, wie beispielsweise den Kampf gegen Kinderarmut. Um gemeinnützige Projekte zu unterstützen oder selbst zu organisieren, sei der Zusammenschluss in der Bürgerstiftung besonders wichtig, da so das oft begrenzte Kapital jedes Einzelnen in der Gemeinschaft zu einem großen Ganzen gebündelt werden kann.
Das Große und Ganze war zum 31. Dezember 2020 ein Stiftungskapital von 236.401,49 Euro mit einem Spendenbudget von 19.166,82 Euro. Mit ihren Unterstiftungen verfügt die Bürgerstiftung über ein Gesamtvermögen von fast 800.000 Euro. Die Vorstandstreffen im Coronajahr wurden alle virtuell abgehalten. Das war aber nicht nur ein Nachteil, erläuterte Strachniß, denn so hätten sich zeitweise bis zu 400 Teilnehmer an den Treffen der "aktiven Bürgerschaft" beteiligt. Durch den regen Austausch seien auch neue Ideen entstanden und alte Vorhaben weitergedacht worden.
Neben den vielen Projekten, die wegen der Pandemie abgesagt werden mussten, konnten aber auch einige stattfinden. So beispielsweise die Schreibwerkstatt in der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB), die durch die Bürgerstiftung finanziert wurde, oder die Förderung von Kindern mit Lernproblemen durch die Familie-Schweinhardt-Stiftung. Stachniß regte an, in Zukunft auch wieder die "Apfelkisten" an der Großsachsener Grundschule anzubieten, die sehr gut angenommen worden seien.
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Um die Gemeinde bunter zu machen, verschickt die Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit dem Bund der Selbstständigen kleine Tütchen mit Blumensamen an Neubürger. Ein beliebtes Projekt, das seit 2019 läuft, sind die Weinstockpartnerschaften mit dem Weingut Teutsch. Mittlerweile gibt es schon 103 Partnerschaften. Das Etikett für den Stiftungswein, einen trockenen Spätburgunder Blanc de Noir, hat die neunjährige Sarah Blum gemalt, die den dazu ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hat. Der Vorstand hat vor, das Etikett für jeden kommenden Jahrgang neu zu gestalten. Um seinen verstorbenen Vater, Klaus Westmann, der auch Mitinitiator der ehemaligen Marlen-Westmann-Stiftung war, zu ehren, beantragte dessen Sohn, dass sein Name in den Stiftungsnamen mit aufgenommen werde. Nach Prüfung des Bundesverbandes und des Finanzamtes wurde die Namensänderung vorgenommen. Zudem spendete Westmanns Sohn 5000 Euro für die Stiftung seiner Eltern.
Neu hinzugekommen ist die Familie-Schweinhardt-Stiftung, deren Stiftungskapital von 406.880 Euro seit 2019 treuhänderisch durch die Bürgerstiftung verwaltet wird. Den Fokus für ihre Projekte legt die Unterstiftung unter anderem auf die Förderung der Jugend- und Altenhilfe oder die Unterstützung von hilfsbedürftigen Personen.
Ein weiteres Ziel der Stiftung ist eine Stärkung der Gemeinschaft. Dazu nimmt sie auch an der Zukunftswerkstatt "Wir in Hirschberg" der Gemeinde teil. Hier sind alle interessierten Vereine und Bürger aufgerufen, in Projektgruppen und Interviews herauszufinden, was im Ort fehlt und wo es Bedarf gibt. Stachniß forderte jeden der rund 20 Teilnehmer am Stifterforum auf, an der Aktion teilzunehmen, denn: "Wir sind auch Hirschberg."
Ein mittlerweile gewohnter Erfolg der Bürgerstiftung: Sie hat zum sechsten Mal in Folge das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten. Die Internetseite wurde außerdem erneuert und ist jetzt "übersichtlicher und pfiffiger", fand Stachniß.