Halloween-Randale Walldorf

Gewalt in der Halloween-Nacht war "nicht vorhersehbar"

Im Walldorfer Gemeinderat ging es um die Randale Jugendlicher in der Halloween-Nacht - Erklärung der Bürgermeisterin

08.11.2017 UPDATE: 09.11.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 11 Sekunden

Der Ratssaal war voll besetzt, als Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab am Dienstagabend eine Erklärung der Verwaltung zu den Vorkommnissen der Halloween-Nacht abgab. Foto: Pfeifer

Walldorf. (rö) Es war merkwürdig: Nach den Vorkommnissen in der Halloween-Nacht in Walldorf hatten sich zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats viele besorgte Bürger und betroffene Anwohner im Ratssaal eingefunden, praktisch alle Sitzplätze waren belegt, die Unruhe war förmlich greifbar. Zu Wort meldete sich allerdings kein einziger Bürger. Einigen, so wurde später aus Gesprächen deutlich, hatte der explizite Hinweis gefehlt, dass sie sich wenn, dann unter dem Punkt "Beantwortung von Anfragen" zu Wort melden müssen. Anderen war wohl die Öffentlichkeit zu groß, herrscht doch gerade unter den Anwohnern sichtlich große Betroffenheit. So hatten viele bereits in E-Mails an Verwaltung und Gemeinderäte und in persönlichen Gesprächen auf ihre Sorgen hingewiesen.

Dafür nutzte Bürgermeisterin Christiane Staab vor Eintritt in die Tagesordnung die Gelegenheit für eine ausführliche Stellungnahme aus Verwaltungssicht zu den Vorfällen, in deren Verlauf aus einer größeren Gruppe von Jugendlichen heraus zunächst Molotowcocktails gegen den Polizeiposten im Rathaus und später gegen die Sporthalle in der "Sozialen Mitte" geschleudert worden waren. Der Mann, der von den Jugendlichen verletzt worden war, nachdem er sie zur Rede gestellt hatte, befand sich bei der Sitzung ebenfalls im Publikum. Zum Tathergang wollte er sich gegenüber der RNZ nicht äußern, da die Ermittlungen der Polizei noch nicht abgeschlossen sind. Er konnte aber mitteilen, dass er sich, was seine Verletzungen angeht, auf dem Weg der Besserung befinde. Allerdings, so machte er auch deutlich, werde er noch einige Zeit brauchen, bis er die Geschehnisse der Nacht verarbeitet habe.

Wie Bürgermeisterin Staab in ihrer Erklärung sagte, fänden derzeit noch Zeugenvernehmungen zum konkreten Verlauf der Nacht statt. Aus Sicht der Stadt sei das "Eskalieren der Gewalt" nicht vorhersehbar gewesen. Die Bürgermeisterin räumte ein, dass es in der Vergangenheit immer wieder Störungen in der "Sozialen Mitte" gegeben habe, vor allem am Wochenende und während der Schulferien. Es gebe einen "runden Tisch", der sich zunächst der Drehscheibe gewidmet habe, in jüngster Zeit aber vor allem der "Sozialen Mitte". Mit den dortigen Einrichtungen habe man sich ständig über Vorkommnisse ausgetauscht und "es wurde nach Lösungen gesucht". Klar sei aber, so Christiane Staab, dass sich die Jugendlichen an verschiedenen Orten in Walldorf störend verhalten "und immer nur punktuell reagiert werden kann". Zu den Maßnahmen gehören nach ihren Worten mehrfache nächtliche Security-Streifen, der Einsatz der mobilen Jugendarbeit und zusätzlich des Jugendhilfevereins Postillion. Es seien "natürlich" Platzverweise ausgesprochen worden, diese zeigten aber nur begrenzt Wirkung, weil sich das Geschehen dann an andere Plätze verlagere.

"An einen solchen Ausbruch hemmungsloser Gewalt hat niemand gedacht", sagte die Bürgermeisterin. Die Verwaltung werde alle Maßnahmen prüfen, um "ein solches schwer kriminelles Verhalten zu verhindern". Allerdings sei die Stadt vor allem im präventiven Bereich unterwegs, als Ordnungsbehörde könne man Ordnungswidrigkeiten ahnden, man sei aber keine Strafverfolgungsbehörde. Man werde prüfen, "ob wir massiver auftreten können", ebenso, "ob und wie ein schnelleres Eingreifen der Polizei insbesondere in einer Risikonacht möglich ist". Die Stadt werde alle Plätze unter die Lupe nehmen und prüfen, ob durch Minderung der Aufenthaltsqualität, Alkoholverbote, frühere Schließzeiten für Spielplätze und öffentliche Plätze, bauliche Maßnahmen, Videoüberwachung und anderes mehr Sicherheit geschaffen werden kann. Vor allem, so die Bürgermeisterin, sei aber die Polizei gefordert, "die Sachverhalte lückenlos aufzuklären", damit die Stadt die Täter "dann auch zivilrechtlich für den verursachten Schaden haftbar" machen könne.

Im Anschluss meldeten sich auch mehrere Gemeinderäte zu Wort. So fragte Dr. Günter Willinger (FDP), ob die Stadt einen eigenen Vollzugsdienst plane - "das wäre ein Paradigmenwechsel", so die Bürgermeisterin - und welchen Einfluss man habe, damit die Walldorfer Polizeibeamten noch präsenter sind. Seine Fraktion stelle sich Fußstreifen vor. Wilfried Weisbrod (Grüne) berichtete von vielen E-Mails und Gesprächen zum Thema mit dem Tenor "Da müsst ihr was tun". Die Stadt sei aber nicht allein verantwortlich, relativierte er. Trotzdem müsse man vielleicht angesichts des großen Interesses darüber nachdenken, das Thema auf der anstehenden Bürgerversammlung (am Donnerstag, 30. November) aufzugreifen oder auf einer Sonderveranstaltung.

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"Das Thema brennt auf den Nägeln", meinte auch Manfred Zuber (SPD), deshalb könne man es durchaus kurzfristig noch auf die Tagesordnung der Bürgerversammlung setzen. Aufklärung wünschte er sich auch über ein "lautes Donnern", das am vergangenen Samstag im Bereich der evangelischen Kirche die Anwohner erschreckt hatte. Es sei "ein Böller" gezündet worden, so die Bürgermeisterin, die Polizei habe aber "keine Zuordnung" zu den auf der Drehscheibe angetroffenen Jugendlichen vornehmen können. Werner Sauer (CDU) wies darauf hin, dass seine Fraktion bereits beantragt habe, "dass eine Sitzung zur Sicherheit in Walldorf stattfindet".

Die Stadt werde "zeitnah" eine Veranstaltung anbieten, sagte die Bürgermeisterin abschließend, die keinen Sinn darin sah, "das an die Bürgerversammlung anzudocken". Zunächst müssten Verwaltung und Gemeinderat überlegen, welche Wege man gehen wolle, die möglichen Maßnahmen diskutieren und rechtlich überprüfen und schließlich die Bürger und Anwohner einladen. "Wir wollen in breitem Konsens tragfähige Lösungen erarbeiten", sagte Christiane Staab.

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