Grüne Schriesheim

Das hilft gegen die Plastikflut

Im Zehntkeller wurde auch mit Mythen aufgeräumt - Müll vermeiden ist immer noch am besten

13.05.2019 UPDATE: 14.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Dagmar Wenger, Angelika Neckermann, Benedikt Kauertz, Margit Liedloff und Karin Richter (v. l.) bei der Grünen-Veranstaltung im Zehntkeller. Foto: Peter Dorn

Von Stefan Kern

Schriesheim. Wer etwas für die Umwelt tun möchte, sollte drei Dinge berücksichtigen: Erstens: Müll vermeiden, wo es geht. Zweitens: Bei regionalen Erzeugern einkaufen. Und drittens: Nur das einkaufen, was die Natur gerade wirklich hergibt. "Saisonal" also.

Wer all das beherzigt, ist in Sachen Nachhaltigkeit und Naturschutz schon ein Stück weiter. Diese Erkenntnis nahm man mit aus der Veranstaltung der Grünen Liste im Zehntkeller unter dem Titel "Plastikflut! Was geht mich das an?".

Eine ganze Menge, wollte man sofort antworten. Vor allem nach dem Vortrag von Benedikt Kauertz. Der Mann vom Heidelberger "ifeu-Institut" sprach über Plastik in den Meeren, in der Arktis, in den Menschen. Manche feste Meinung geriet dabei ins Wanken.

Zum Beispiel bei der Antwort auf die Frage, ob man im Supermarkt nun die in Folie verpackte Gurke kaufen sollte oder die unverpackte. Klar, die unverpackte, will man sofort sagen. Stimmt aber nicht. Eine genaue Analyse vom Anbau über den Transport bis zum Verkauf ergab, dass unverpackte Gurken eine wesentlich schlechtere Öko-Bilanz aufweisen als die anderen.

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Denn auf dem Transport aus Spanien würde ein erheblicher Anteil des unverpackten Gemüses vergammeln, so Kauertz. Die Plastikfolie schütze die Gurke dagegen, und mehr von ihnen gelangten so einwandfrei in den Handel. Das Argument gelte jedoch nur für lange Transportwege.

Auch der eigene "Coffee-to-go"-Becher sei erst nach 50-maligem Gebrauch ökologisch im Vorteil. Grundsätzlich stellte Kauertz die Frage, ob Kaffee zum Mitnehmen sein muss. Mal eine Tasse oder ein Becher weniger wäre besser.

Denn hinter jeder Tasse Kaffee stehe vom Anbau der Bohne bis zum Genuss ein Verbrauch von 140 Litern Wasser. Ökologisch ebenso miserabel ist die Einwegflasche aus Glas. Aber auch Vergleiche von Mehrwegsystemen seien je nach Transportweg und Nutzungsdauer nicht eindeutig, so der Experte.

Vor seinem Vortrag hatte das Team der Grünen Liste, das sich mit der Plastik-Problematik befasst, zum Thema hingeführt. Dafür hatten Margrit Liedloff, Angelika Neckermann, Karin Richter und Dagmar Wenger auch ein Gedicht mitgebracht, das sich mit der anschwellenden Plastikflut beschäftigt.

Anhand der Regel "je kleiner, desto gemeiner" geriet dabei vor allem das Mikroplastik ins Blickfeld, das mittlerweile ja fast schon überall zu finden ist. Selbst in scheinbar unberührten Winkeln der Tiefsee oder in Lebewesen. Und doch darf Mikroplastik in Deutschland - anders als in Schweden, Kanada, den USA oder Großbritannien - nach wie vor in Shampoos und Kosmetika verwendet werden. Sichtlich beeindruckt waren die vielen Zuhörer im Zehntkeller auch von Liedloffs kurzem Diavortrag in Sachen AVR-Müllsortierung. Bei einer Führung im Sinsheimer Werk hätten sich nicht nur gute Eindrücke ergeben - und das im Land der selbst ernannten Umweltschutzpioniere.

Dabei sind die Regeln neben dem Dreiklang "Vermeiden, Regional, Saisonal" im Grunde ganz einfach: keine Plastiktüten für den Biomüll (auch keine aus nachwachsendem Rohstoff), keine Textilien, und auch die verschiedenen Kunststoffbestandteile getrennt sammeln.

Ort des Geschehens

Das grüne Frauen-Quartett resümierte zudem, dass die Kreislaufwirtschaft beim Plastik ein Mythos sei. Von der Produktion über die Nutzung bis in die Verbrennung handele es sich eher um eine lineare Wertstoffkette als um ein geschlossenes System der Wiederverwendung. Und so ist in ihren Augen einzig der Verzicht der zu wählende Weg im Kampf gegen die Plastikflut. Es war eine Sicht, die Kauertz teilte.

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