Gitarren aus Kirrlach

Rainer Kallenbach baut Schmuckstücke aus Handarbeit

Rainer Kallenbach aus Kirrlach baut in seiner Werkstatt besondere Gitarren. Prominente Künstler kaufen bei ihm ihre Instrumente.

04.06.2023 UPDATE: 04.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Rainer Kallenbach spielt nicht nur Gitarren, er baut sie auch in seiner Werkstatt. Unter seinen Kunden sind Adax Dörsam, der singende Tatort-Kommissar Axel Prahl oder auch Pascal Kravetz von der „Peter-Maffay-Band“. Foto: Of

Von Hans-Joachim Of

Kirrlach. Axel Prahl, Adax Dörsam, Eric Bazilian von der weltbekannten Formation "The Hooters" oder die Bad Schönborner Liedermacherin Joana Emetz – sie alle schwören auf die Kunst von Rainer Kallenbach. Der heute 70-Jährige aus Waghäusel ist als Gitarrenbauer eine feste Größe in der Szene und wird bei seiner Kundschaft hochgeschätzt. Nach dem Besuch des Bruchsaler Justus-Knecht-Gymnasiums sammelte er – "weil ich mich schon immer für das Handwerk interessierte" – als Motorradmechaniker, Karosserieblechner, Schreiner und Zimmermann jede Menge praktische Erfahrung für seine spätere Leidenschaft.

"Jedes Stück ist ein Unikat und wird nach den Wünschen der Musiker hergestellt oder von mir nach eigenen Ideen konzipiert", so Autodidakt Kallenbach. Gitarrist Ulrich Haßfeld von der Band "Funcoustic" aus Bad Schönborn und Kronau, der als gelernter Schreinermeister unter seiner Anleitung mit ihm schon zwei Gitarren baute, sagt: "Es gibt keinen Besseren als Kallenbach. Seine Liebe zum Detail ist Einzigartig".

Erkennbar sind die Instrumente am Kallenbach-Logo. Foto: Of

Kallenbach, der in seiner Freizeit auch Ölbilder malt und sich für Oldtimer interessiert, feilt mit viel Inspiration und Hingabe, ohne Zeitdruck jedoch mit hohem Anspruch an seinen Instrumenten. "Ich strebe jedes Mal ein High-End-Produkt an", bekundet Kallenbach, der keinen großen Maschinenpark hat, sondern in einer kleinen, mit allen nötigen Werkzeugen ausgestatteten Werkstatt im Kirrlacher Industriegebiet an seinen "Handmade Acoustic Artworks" arbeitet. "Die ersten Gitarren habe ich noch in meiner Küche gebaut. Das war vor etwa 18 Jahren", sagt Kallenbach lachend.

Seit 2008 ist der Mann, der in jungen Jahren in der regional bekannten Band "Blunt" spielte, selbstständig und kennt in der Musikbranche "Hinz und Kunz". Und die meisten kennen ihn. Da kommt es schon einmal im Rahmen eines Konzerts im Backstage-Bereich zu einem Treffen mit Sir Bob Geldof (Live-Aid-Konzerte) oder der singende Tatort-Kommissar Axel Prahl bestellt bei ihm zu seinen bisherigen drei "Kallenbach-Guitars" noch ein weiteres Exemplar mit dem Kallenbach-Logo in der Kopfplatte: "weil alle so wunderbar klingen und auch die Optik besticht".

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Nicht ohne Grund besitzen namhafte Profis, zu denen auch der Hamburger Pascal Kravetz von der "Peter-Maffay-Band", Claus Boesser Ferrari aus Bellheim oder Ignaz Netzer aus Neuenstein – Gewinner des German-Blues-Award – gehören, oft eine ganze Reihe von Instrumenten, die jedes Mal eigenen Charakter und Ausstrahlung aufweisen. Die Haptik mache es leicht, sofort eine Bindung zur Gitarre aufzubauen, heißt es durch die Bank. In Musikerkreisen spricht man vom "Kallenbach-Klang" und eine Referenz wie "Wieder so eine strahlende Sternschnuppe aus Baden-Württemberg, die Rainer Kallenbachs Handschrift trägt", ist das Ergebnis dieser Arbeit.

Die Hölzer für Boden und Zargen aus Palisander kommen aus Madagaskar, Brasilien oder Ostindien, aber auch heimische Arten wie Nussbaum oder Ahorn finden Verwendung. Die Klangdecke besteht meist aus gut gelagertem Fichtenholz. Dazu ein Hals aus Mahagoni, ein Griffbrett aus Ebenholz und der ins Auge stechende Steg aus fossilem Mammut-Elfenbein mit überbordenden Perlmutt-Inlay-Arbeiten.

Für eine Standardgitarre sind je nach Arbeitsaufwand bis zu 120 Stunden nötig, wobei der Rohbau rund 20 Arbeitsschritte erfordert. Besonders arbeits- und zeitintensiv ist die anschließende Lackierung und die Handpolitur mit dem Feinschliff "die viel am Klang ausmacht". Das alles hat seinen Preis, wobei die günstigste Gitarre um die 3500 Euro kostet und man für ein besonderes Exemplar schon mal 15.000 Euro hinblättern muss.

Kallenbachs Gitarren, die im Regelfall mit Stahlseiten bezogen sind, bekommen von dem in Kirrlach geborenen und aufgewachsenen Handwerkskünstler allesamt Frauennamen verpasst und heißen "Filja" (Axel Prahl), "Cleo" (Claus Boesser Ferrari) oder "Tiny T." (Adax Dörsam). Aber auch Schmuckstücke wie "Jessica", "Melanie" oder "Laura Lee", die über das "Gitarren-Studio-Neustadt" vertrieben werden, können bewundert werden.

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