Gemeinderat Hirschberg

"Kindergartenbetrieb geht vor"

Gemeinderat diskutierte über Mehrzweckraum für Kindergarten - Vereinsnutzung am Wochenende

17.07.2018 UPDATE: 18.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Bei drei Gegenstimmen votierte der Gemeinderat mehrheitlich für die weitere Planung des evangelischen Kindergartens Leutershausen mit Mehrzweckraum inklusive separatem Eingang und Toilette. Entwurf: Arge Bittmann Sananikone/Studio S F, Architektur & Projektentwicklung

Von Stefan Zeeh

Hirschberg. Beim Bau eines Hauses gibt es viel zu beachten, angefangen von so grundlegenden Dingen, wie der Größe des Hauses oder dessen Form. Aber auch alle möglichen Ausstattungsdetails sind festzulegen, so etwa die Art der Heizungsanlage oder der Außenbereich. Mit diesen Details für den Neubau des evangelischen Kindergartens in Leutershausen befasste sich der Hirschberger Gemeinderat an diesem Montag.

Dabei drehte sich die Diskussion vor allem um die zukünftige Nutzung des Gebäudes. Diese sollte bei einem Kindergarten eigentlich selbstverständlich sein, jedoch war bereits im Auslobungstext für den Architektenwettbewerb explizit ein Mehrzweckraum in dem Gebäude gefordert worden, der nun auch in dem vorgelegten Entwurf der Arbeitsgemeinschaft der drei Architekturbüros "Dr. Bittmann und Sananikone", "Studio SF" und des Freien Architekten Steffen Seiferheld enthalten ist.

"Es ist nicht einzusehen, dass bei Kosten von sechs Millionen Euro ein Gebäude nur exklusiv von einer Gruppe genutzt wird", erinnerte Bürgermeister Manuel Just an die Überlegungen, die zu der Planung des Kindergartens inklusive Mehrzweckraum geführt hatten. Ob dieser 80 Quadratmeter große Raum nun tatsächlich so in dem Gebäude eingeplant werden soll und wie er zukünftig genutzt werden könnte, führte zu einer längeren Diskussion im Gemeinderat.

Das hing vor allem mit einem Antrag der Sportgemeinde Leutershausen (SGL) zusammen, die darum bat, den Mehrzweckraum als separate Einheit zu planen, sodass er außerhalb der Benutzungszeiten des Kindergartens für Kinderprogramme den Hirschberger Vereinen zur Verfügung stehen kann.

Auch interessant
Evangelischer Kindergarten Hirschberg-Leutershausen: 5,5 Millionen Euro nicht überschreiten
Kindergarten Leutershausen: Der Abrissbagger nagt am Gebäude
Hintergrund

Vorentwurf für Kindergarten

Hirschberg. (ze) Neben dem Mehrzweckraum im Neubau des evangelischen Kindergartens in der Fenchelstraße galt es für den Gemeinderat, die weitere Planung festzulegen. "Wir wollen einen interessant gegliederten Baukörper mit

[+] Lesen Sie mehr

Vorentwurf für Kindergarten

Hirschberg. (ze) Neben dem Mehrzweckraum im Neubau des evangelischen Kindergartens in der Fenchelstraße galt es für den Gemeinderat, die weitere Planung festzulegen. "Wir wollen einen interessant gegliederten Baukörper mit geneigten Dachflächen, offene, helle Räumlichkeiten und eine kindgerechte Gestaltung", erinnerte Architekt Simon Fischer vom Architekturbüro "Studio SF" an die Vorgaben. Eine charakteristische Dachform habe das Gebäude nach den derzeitigen Planungen, fand er.

Der in drei Gebäudeteile gegliederte Kindergarten hat seinen Haupteingang im mittleren Teil. Im Erdgeschoss befinden sich im westlichen Gebäudeteil Mehrzweckraum, Mensa und Küche, im östlichen sind zwei Gruppenräume und ein Schlafraum angeordnet. Im Obergeschoss sind ebenfalls Gruppenräume, ein Schlafraum, eine Kinderküche sowie Räume für die Erzieherinnen vorgesehen. Im baubegleitenden Ausschuss hatte man sich bereits über Details verständigt. Die Belüftung der Räume erfolgt nicht über die Fenster, sondern über eine dezentrale Lüftungsanlage. Diese ist an den Fenstern angebracht.

Auf die Heizungsanlage ging Klaus Berner vom Ingenieurbüro "Balck + Partner" ein. Als wirtschaftlich sinnvollste Variante habe sich eine Fußbodenheizung herausgestellt, die an die Heizzentrale in der Martin-Stöhr-Schule angebunden ist. Ein zusätzlich in der Zentrale installiertes Blockheizkraftwerk könnte dabei nicht nur die Wärmeversorgung sicherstellen, sondern auch elektrischen Strom produzieren.

Von den Vorschlägen der drei beauftragten Büros zeige derjenige des Planungsbüros "Faktorgruen" den "stärksten Ansatz" für die Außengestaltung, so Fischer. Hauptelement ist ein als Wiese gestalteter freier Platz zwischen Hauptgebäude und dem Baumbestand im südlichen Teil des Geländes. Die derzeitige Planung führt laut Fischer zu Baukosten von gut 5,8 Millionen Euro. Der Gemeinderat bewilligte einstimmig den Vorentwurf und fasste den Baubeschluss. Darüber hinaus beauftragte er "Faktorgruen" mit der Planung für die Außenflächen. Außerdem beschloss der Rat, das Ziel zu verfolgen, dass die Baukosten 5,5 Millionen Euro nicht überschreiten.

[-] Weniger anzeigen

Einen separaten Zugang sowie eine eigene Toilette für den ansonsten vom Gebäude abzutrennenden Mehrzweckraum hatte die Architektengemeinschaft auch eingeplant. Just war jedoch keineswegs begeistert von der Idee, diesen Raum an allen Wochentagen den Hirschberger Vereinen zur Verfügung zu stellen. "Für mich ist es erst einmal ein Kindergarten", wies er auf die primäre Funktion des Gebäudes hin. So dürfe es beispielsweise keinen Zugang von dem Mehrzweckraum zu den anderen Räumen des Kindergartens geben.

Der separate Zugang an der Rückseite des Gebäudes könne allerdings nicht der DIN entsprechend barrierefrei angelegt werden. Es gebe zudem keine Umkleideräume für die Nutzer und auch keine separate Toilette für Männer und Frauen, was die Nutzungsmöglichkeiten dieses Raums einschränkten. Daher schlug er vor, dass der Mehrzweckraum von Montag bis Donnerstag ausschließlich dem Kindergarten zur Verfügung stehen soll und nur an den Wochenenden extern genutzt werden dürfe.

"Der Kindergartenbetrieb geht vor", stimmte Monika Maul-Vogt (GLH) den Ausführungen des Bürgermeisters zu. Sie gab aber zu bedenken, dass man angesichts der hohen Baukosten eine multifunktionale Nutzung ermöglichen sollte.

Ebenso argumentierte Thomas Scholz (SPD), der darauf hinwies, dass zusätzliche Räume für Vereine und Gruppen in Hirschberg benötigt werden. Auch solle man vorausschauend planen. Dahingehend regte Oliver Reisig (FDP) an, die Vereine vorab zu fragen, ob sie den Raum an den Wochenenden nutzen wollen. "Nutzungskonflikte" zwischen Kindergarten und Vereinen sah Thomas Götz (CDU), der daher forderte, dass über die Raumvergabe die Verantwortlichen des Kindergartens entscheiden sollen.

"Wir bauen in erster Linie einen Kindergarten, der in seiner Funktion nicht beeinträchtigt werden darf", hob auch Werner Volk (Freie Wähler) den eigentlichen Zweck des Neubaus hervor. Einen Mangel an Räumlichkeiten sah er allerdings nicht in dem Umfang wie Thomas Scholz. "Die SGL hat einen Clubraum, der wenig genutzt wird", befand Volk.

Bei drei Gegenstimmen von Werner Volk und Fritz Bletzer (beide Freie Wähler) sowie Tobias Rell (FDP) stimmte der Gemeinderat mehrheitlich der weiteren Planung des Gebäudes mit einem Mehrzweckraum inklusive separatem Eingang und Toilette zu.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.