Auch Dielheim will die Umgehungsstraße im Verkehrswegeplan haben
Wiesloch und Dielheim wollen im Generalverkehrsplan des Landes nicht wieder leer ausgehen.

Von Timo Teufert
Dielheim. Der Dielheimer Gemeinderat hat am Montag mit großer Mehrheit beschlossen, dass sich die Verwaltung dafür einsetzen soll, dass der Bau einer Umgehungsstraße zur Verkehrsentlastung Dielheims in den Generalverkehrsplan des Landes aufgenommen wird. Bei der Aufnahme der Planungen sollen mehrere Varianten auf ihre Entlastungswirkung untersucht werden. Nun muss heute noch der Wieslocher Gemeinderat (17.30 Uhr, Staufer-Saal im Palatin) sein Votum abgeben, denn Wiesloch und Dielheim planen einen gemeinsamen Vorstoß beim Land, um nicht nur Dielheim, sondern auch Altwiesloch vom Durchgangsverkehr zu entlasten.
"Es geht heute nicht darum, Varianten zu diskutieren, sondern es geht darum, die Verwaltung zu beauftragen, einen Antrag zu stellen, die Umgehung in den Verkehrswegeplan aufzunehmen", fasste Bürgermeister Thomas Glasbrenner die Stoßrichtung gleich zu Beginn der Sitzung zusammen. Er warne davor, dass wegen zu vieler Varianten das Projekt zerredet werde: "Und Wiesloch und Dielheim am Ende wieder leer ausgehen", so Glasbrenner. Man hoffe, dass mehrere Varianten in eine Untersuchund eingehen und für diese Verkehrszählungen und Umweltgutachten erstellt würden. "Wir wollen mit dem Beschluss dem Verkehrsministerium das klare Signal geben, dass es sich wieder mit der Thematik beschäftigen soll", so Glasbrenner. Man wisse zwar nicht, wie sich der Verkehr bis zu einer möglichen Umsetzung entwickle, doch: "Ich will den Anwohnern nicht irgendwann sagen müssen, dass wir uns mit dem Thema nicht beschäftigt haben", so Glasbrenner.
Und auch im Gemeinderat war die Meinung einhellig: "Wir sollten uns mit dem Antrag nichts verbauen", sagte Ute Sendner (Bürgerinnen). Sie forderte deshalb, den Beschluss sehr offen zu formulieren und keine Varianten vorzugeben: "Wir brauchen alle Optionen", so Sendner. Klaus Eberle (CDU) rief die vielen Nachbarorte in Erinnerung, die von Umgehungsstraßen profitiert hätten: "Nur wenn der Verkehr raus ist aus dem Ort, kann man den Ortskern gestalten." Er forderte, mit Nachdruck loszulaufen, um für die Einwohner, die unter den 13.000 Fahrzeugen litten, die sich täglich durch Dielheim quälen, eine Lösung zu finden. Es sei kein Spaß, wenn ein 40-Tonnen-Lastwagen vor dem Haus vorbei donnere. "Ansonsten verläuft es im Sande", mahnte Eberle. Wichtig sei nun auch, aktuelle Daten zu sammeln, wie die Verkehrsströme verlaufen: "Die jüngsten Daten, die ich gefunden habe, sind 18 Jahre alt. Da gab es noch keinen sechsstreifigen Ausbau der A 6 und auch noch nicht so viele SAP-Mitarbeiter."
Bei Projekten wie einer Umgehungsstraße müssten immer mehrere Interessen abgewogen werden, sagte Josef Blum (SPD). Dem Wunsch nach Verkehrsentlastung stünden in diesem Fall der Bau neuer Straßen und der damit verbundene Flächenverbrauch und -versiegelung entgegen. "Wir wollen insgesamt den Verkehr reduzieren. Doch der Verkehr beeinträchtigt die Lebensqualität in den Ortsteilen so stark, dass eine Umgehung in den Generalverkehrsplan aufgenommen werden muss", sagte Blum.
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Doch es gab auch andere Stimmen: "Schade, dass uns 2020 nichts anderes als der Bau einer neuen Umgehungsstraße einfällt, um Dielheim vom Verkehr zu entlasten", sagte Michael Goliath (Bürgerinnen). Er sei der Meinung, dass eine Umgehungsstraße noch mehr Verkehr anziehe und darunter besonders Unterhof leiden werde. "Außerdem fürchte ich den großen Verlust an schöner Landschaft", so Goliath. Er habe Zweifel, ob man eine Lösung finden werde, die allen gerecht werde. "Warum ist es zum Beispiel nicht möglich, die Ortsdurchfahrten für den Schwerverkehr zu sperren?", fragte Goliath. Jaric Krumpholz (SPD) erinnerte an die lange Vorlaufzeit, eine Umgehungsstraße könne erst in 15 oder 20 Jahren in Betrieb gehen. Bis dahin änderten sich die Antriebsarten und das Mobilitätsverhalten, ist Krumpholz überzeugt. Eine Umgehungsstraße sei dann vielleicht gar nicht mehr notwendig. "Wir wollen aktiv für den Klimaschutz kämpfen. Ich finde es ein fatales Zeichen, wenn wir dann gleichzeitig für die Autos kämpfen", so Krumpholz.
Das Ergebnis einer Untersuchung durch das Land könne natürlich auch sein, dass man eine Umgehungsstraße in der Zukunft gar nicht mehr brauche, gab Glasbrenner Krumpholz recht. "Aber auch deshalb brauchen wir die Untersuchungen", so der Bürgermeister. Jaric Krump- holz konnte das aber nicht überzeugen: Er stimmte als einziger der 17 anwesenden Räte gegen die Initiative, die Umgehungsstraße in den Verkehrswegeplan aufzunehmen.