In Gaunagelloch gibt's Wohnraum
Fortschreibung vorgestellt - In der Rheinebene sind kaum Flächen übrig

Wo gibt es in Leimen noch Flächen für Wohnen und Gewerbe? Dies war die zentrale Frage bei der Veranstaltung in der Schlossberghalle.
Von Thomas Seiler
Leimen-Gauangelloch. Zu den 18 Gemeinden, die dem Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim angehören, zählt bekanntlich auch Leimen mit seinen Stadtteilen. Momentan tingelt deshalb Martin Müller durch die Mitgliedsgemeinden, um die Fortschreibung des aktuell gültigen Flächennutzungsplans 2015/20 vorzustellen. Damit achte man auf die gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung, betonte er im gut besetzten Kultursaal der Schlossberghalle in Gauangelloch.
Darüber hinaus ließ sich der Grund des Veranstaltungsortes alleine schon anhand der ausgehängten und an die Wand geworfenen Plänen entnehmen. In der Stadt selbst gibt es kaum noch verfügbare Flächen für Wohnen und Gewerbe. In Gauangelloch sieht das von den Möglichkeiten her allerdings noch etwas anders aus.
Hintergrund
Die Diskussion um die Fortschreibung des aktuell gültigen Flächennutzungsplans 2015/20 (siehe Artikel links) verlief in äußerst geordneten Bahnen. Das rührte schon daher, dass sowohl Martin Müller vom Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim als auch Leimens
Die Diskussion um die Fortschreibung des aktuell gültigen Flächennutzungsplans 2015/20 (siehe Artikel links) verlief in äußerst geordneten Bahnen. Das rührte schon daher, dass sowohl Martin Müller vom Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim als auch Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald mehrfach versicherten, dass es nur um die Vorstellung möglicher Bauflächen gehe, die dann der Flächennutzungsplan festzurren könne. Allerdings sorgt dann erst der durch den Gemeinderat zu beschließende Bebauungsplan für die entsprechenden Vorgaben. "Wir müssen nicht, aber wir können", betonte Reinwald hierzu. Er meinte damit die Möglichkeit, bei einer notwendigen Nutzung die dann schnellere Reaktion durch die Kommune.
Hier hakten die Gauangellocher Bewohner nach. So wollte Stadtrat Gerhard Scheurich, der bekanntlich der Bürgerinitiative "Pro Gauangelloch" wieder Leben einhauchte, das genaue Prozedere um die Verwirklichung des fortgeschriebenen Flächennutzungsplans wissen. Ein anderer Mitbürger sah dagegen keinen Bedarf für Neubauflächen. "Es gab nur maximal 15 Bauprojekte in den letzten zehn Jahren", meinte er und sah "fünfzig freie Baugrundstücke bei uns". Und jene reichen für ihn "dicke aus". Er vermutete gar, dass mit den hier ausgewiesenen Gebieten jetzt "die Asylproblematik der Kernstadt später auf uns übertragen wird".
"Solch extreme Dingen stehen uns vollkommen fern", nahm der Rathauschef den Einwürfen gleich den Wind aus den Segeln. Er untermauerte dagegen die ebenfalls im Meinungsaustausch aufkommende Haltung, dass der Ort seinen Charakter auf keinen Fall verlieren dürfe. An "Kaffeesatzlesereien", was zukünftig steigende Bevölkerungszahlen angehen würden, beteiligte er sich ebenso wenig wie in seinem Beitrag Bernd Welz.
In Mauer aufgewachsen und seit 20 Jahren im Stadtteil lebend, ging es ihm nach dem Ende der Diskussionsrunde darum, per Flugblatt auf die Gründungsversammlung des Bürgervereins "Gauangelloch Gemeinsam Gestalten" (GGG) am 19. Februar in der Schlossberghalle hinzuweisen. Rund 30 Bürger treffen sich bereits seit 2016 nach der 1000-Jahr-Feier einmal im Monat, um mit Aktionen wie Bürgerbefragungen die "Lebensqualität und Attraktivität für alle Generationen und Bevölkerungsgruppen" zu erhalten und zu steigern, erklärte Welz gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.
Jetzt soll aus dem Projekt "Dorfent-wicklung Gauangelloch" ein gemeinnütziger Verein werden, der der aufgebauten Struktur einen dauerhaften Rahmen verleiht und auch rechtlich einen anderen Status besitzt. Dass Welz bei der Gründungsversammlung für die Vorstandschaft kandidieren wird, liegt schon allein durch die von ihm fein aufgemachte Internetseite des zukünftigen Vereins auf der Hand.
Gerade für die Gebiete Leimens in der Rheinebene erkannte der Planer beim Entwicklungsrahmen für zukünftige Baugebiete das Ende der Fahnenstange. Möglich wären nur noch für die Gewerbeansiedlung Flächen in der Nähe des Gewerbegebiets Nord im "Fautenbühl" mit einer Größe von 11,5 Hektar und eine 2,7 Hektar große Arrondierung im Gewerbegebiet Süd. Falls der Gemeinderat dort dann Bebauungspläne beschließen sollte, müsste er darin den naturrechtlichen Ausgleich und detaillierte Vorgaben für die Bebauung festlegen, teilte er mit. Zuvor müsse allerdings die aus Vertretern der Mitgliedsgemeinden bestehende Verbandsversammlung überhaupt erst die Fortschreibung des Flächennutzungsplans beschließen, sagte Müller.
Und dass dies noch dauert, erklärte dazu Oberbürgermeister Hans D. Reinwald. Bis zum 16. März gebe es jetzt noch Gelegenheit für die Bürger, sich über zukünftig ausgewiesene Flächen zu äußern, bevor der Nachbarschaftsverband weitere Schritte unternimmt. Entwarnung gab der Rathauschef dabei für alle, die auf den dafür schraffierten Gebieten schon Unheil wittern. "Wir müssen dort keinen Bebauungsplan erstellen, aber der Flächennutzungsplan gibt uns die Gelegenheit, auf alle Eventualitäten reagieren zu können", so seine Haltung.
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Immerhin sorgt nach Müller der "Motor Heidelberg und Mannheim" dafür, dass statistisch gesehen jährlich im Verbandsgebiet rund 1600 Wohnungen dazukommen und man mit einem Bevölkerungszuwachs von 4,5 Prozent bis anno 2030 rechnen kann. Deshalb rückte auch bei der detaillierten Prüfung der Planungsbelange Gauangelloch in den Fokus.
Demnach gibt es gemäß der Planung in der Nähe des bereits verwirklichten Baugebiets "Weidenklinge I" nun für die Wohnbebauung auch "Weidenklinge II" mit einem Areal von 7,6 Hektar. Hinzu kommt eine Abrundung des Bauterrains "Bildäcker", was zusätzliche 2,7 Hektar zu bebauenden Grund und Boden ausmachen würde. Beide zukünftig möglichen Standorte bewertete die Planung allerdings sowohl in städtebaulicher als auch in umweltverträglicher Sicht als "weniger günstig".
Gänzlich aus der Planung strich man das 2,1 Hektar große, im Süden des Stadtteils liegende Gewerbegebiet "Ob dem Gießgraben". Gerade die Umweltprüfung erhielt dort den Stempel "Ungünstig", weil es sich um einen doch sehr sumpfigen Landstrich handelt. Dafür fasste man nach Müller östlich in gleicher Größe das Terrain des "Hohen Steins" ins Auge, welches unterhalb des Zubringers nach Bammental liegt. Aber auch hier reichte es nur zur Kategorie "Weniger günstig".



