Warum 17 Rathausmitarbeiter auf einmal Feuerwehrleute sind
Zur Sicherung der Tageseinsatz-Bereitschaft geht die Feuerwehr neue Wege – Verwaltungsmitarbeiter absolvierten eine Ausbildung

Nach der abgeschlossenen Grundausbildung stellten sich die 17 Mitglieder der neuen Feuerwehrabteilung gerne mit Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald (r.) und bewährten Kräften der Freiwilligen Feuerwehr samt Kommandant Armin Nelius (mittlere Reihe, 4.v.r.) zum Gruppenbild zusammen. Foto: Popanda
Von Werner Popanda
Leimen. Bislang stützte sich die Freiwillige Feuerwehr Leimen in ihren drei Einsatzabteilungen Gauangelloch, Leimen und St. Ilgen auf das ehrenamtliche Engagement von 133 Kameradinnen und Kameraden. Nun ist eine neue Abteilung hinzugekommen, in der sich 17 weitere Menschen der Devise "Retten, Löschen, Bergen, Schützen" verschreiben wollen.
Einen Namen hat diese Abteilung laut Kommandant Armin Nelius zwar noch nicht, aber er könnte sich etwas in Richtung "Abteilung Rathausbedienstete" sehr gut vorstellen. Das trifft den Nagel auf den Kopf, denn Elisabeth Arnold, Ringo Goßmann, Heike Granhorn, Kai Hein, Christian Heß, Jürgen Hoffmann, Elina Kessler, Uwe Kindt, Andreas Klein, Lars Linhart, Marlene Litterer, Daniela Lutz, Mark Rössler, Rainer Schliemann, Ramona Schulz, Marc Zimmermann und Regina Zuber sind allesamt bei der Stadt beschäftigt. Sprich: in der Verwaltung, in den Technischen Betrieben und im Bauhof.
Dass sie nun Floriansjünger mit frisch abgeschlossener Grundausbildung sind, geht auf einen Umstand zurück, der diverse Feuerwehren in der Region seit einiger Zeit heftig umtreibt. Nämlich darauf, dass viele Kameraden ihrer beruflichen Tätigkeit außerhalb der jeweiligen Kommune nachgehen. Während der Tageszeit bringt dies das Problem mit sich, dass deren Möglichkeit, sich an Feuerwehreinsätzen zu beteiligen, drastisch eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden ist. Im Feuerwehrjargon nennt sich das "unbefriedigende Tagesverfügbarkeit", zu der im Falle Leimens laut Nelius obendrein hinzukommt, dass es direkt vor Ort keine Riesenfirmen gibt.
In diesem Zusammenhang nennt der Kommandant die Wörth-Werke in Künzelsau als Beispiel. Hier seien dermaßen viele Personen beschäftigt, dass sich unter diesen natürlich auch zig Feuerwehrleute befänden. Gleichfalls eine Rolle spiele in Leimen aber auch das "zunehmende Alter der zur Verfügung stehenden Feuerwehrangehörigen".
In der Summe habe in Sachen Einsatzbereitschaft während der Tageszeit "dringender Handlungsbedarf" bestanden. Als Lösungen diskutiert worden seien zum einen die Aufstockung des hauptamtlichen Personals und die Kontaktaufnahme mit örtlichen Betrieben, bei denen Angehörige umliegender Feuerwehren arbeiten. Zum anderen erörtert worden sei eine Initiative innerhalb der Mitarbeiterschaft der Stadt Leimen.
Den Worten folgten im vergangenen Sommer Taten und die städtische Mitarbeiterschaft wurde konkret gefragt. Das Ergebnis: 17 städtische Bedienstete erklärten sich bereit, die Feuerwehrgrundausbildung in Angriff zu nehmen. "In dieser Größenordnung", sagt heute der an besagter Initiative selbstredend beteiligte Oberbürgermeister Hans D. Reinwald rückblickend, "hatte ich das nicht erwartet, für mich war das schon eine große Überraschung".
Da sehr viele in Diensten der Stadt stehende Mitarbeiter auswärts wohnen, war, so Nelius, von Beginn an festgelegt worden, dass der Ausbildungs- und Einsatzbetrieb ausschließlich während der Tageszeit respektive während der Dienstzeit erfolgt. Aus rein rechtlichen Gründen sei hierzu eine weitere Abteilung der Feuerwehr Leimen eingerichtet worden.
Von vornherein von beiden Seiten - sprich: den Mitgliedern der neuen Abteilung und den Initiatoren - abgelehnt worden sei hingegen die Schaffung einer "Feuerwehr light". Stattdessen habe man sich darauf verständigt, dass die Ausbildung "umfänglich der Ausbildung nach der Feuerwehrdienstvorschrift 2 entsprechen muss".
Die Ausbildung von September letzten Jahres bis zum Februar diesen Jahres übernahm das hauptamtliche Personal gemeinsam mit dem Abteilungsausbilder der Feuerwehr. Und nun gelte, wie Nelius betonte, das Motto: "Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung". Deshalb freue er sich besonders darüber, dass sich bereits die Hälfte der Neulinge dazu entschieden hat, an einem zusätzlichen Atemschutzlehrgang teilzunehmen.
Wichtig war dem Kommandanten überdies, dass für Einsätze während der Tageszeit ein Mannschaftstransportwagen im Bereich des Rathauses bereitgehalten wird, um in einem Alarmfall die Anfahrt zum rund 500 Meter entfernten Feuerwehrgerätehaus zu bewältigen.
Als Fazit resümierte Armin Nelius, dass es künftig freilich nicht bei dieser einmaligen Aktion bleiben dürfe. Vielmehr seien die Verwaltung, der Gemeinderat und die Feuerwehrführung gefordert, bei "künftigen Einstellungen nicht nur die fachliche Kompetenz der Bewerber, sondern auch die Belange der Feuerwehr als Teil der Gemeinschaft entsprechend zu würdigen".



