Es geht um viele Millionen

So teuer ist die Region für Gewerbetreibende

RNZ beleuchtet die Gewerbesteuer. Es gibt hohe Hebesätze in Leimen und Neckarsteinach. Eppelheim nimmt im Umland am meisten ein.

21.11.2021 UPDATE: 22.11.2021 06:00 Uhr 4 Minuten, 9 Sekunden
Die RNZ-Grafik zeigt es auf: Gaiberg und Heiligkreuzsteinach wären für Gewerbetreibende echte Steuerparadiese. Repro: RNZ

Von Sabrina Lehr

Region Heidelberg. Kommunen erheben Steuern in unterschiedlichen Bereichen. In loser Folge beleuchtet die RNZ diese lokalen Kosten in der Region rund um Heidelberg. Diesmal geht es um die Gewerbesteuer. Sie muss von Unternehmen am Ort abhängig von ihrem erzielten Gewinn entrichtet werden. Da die Kommune die zur Berechnung erforderlichen Hebesätze selbst festlegt und die Gewerbesteuer selbst einnimmt, ist sie eine der wichtigsten Einnahmequellen von Städten und Gemeinden. Der durchschnittliche Gewerbesteuer-Hebesatz in Heidelberg und dessen Umland beträgt derzeit 352,5 vom Hundert (v.H.) im zu Ende gehenden Jahr 2021. Die RNZ gibt einen Überblick, wo die Gewerbesteuer aktuell hoch und wo sie niedrig ist – und über die mit dieser Kommunalsteuer erzielten Einnahmen.

> In Bammental rechnet die Gemeinde bei einem Hebesatz von 340 vom Hundert (v.H.) laut Haushaltsplan 2021 im laufenden Jahr mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro.

> In Dossenheim geht die Gemeindeverwaltung bei einem Hebesatz von 360 v.H. in diesem Jahr von Einnahmen in Höhe von 3,7 Millionen Euro aus – was nach Einschätzung der Gemeinde auch "knapp erreicht" werden soll. Im vergangenen Jahr indes beliefen sich die Gewerbesteuereinnahmen auf rund 4,9 Millionen Euro – damals noch bei einem niedrigeren Hebesatz von 340 v.H.

>In Eppelheim ist der Gewerbesteuer-Hebesatz zwar derzeit noch auf 345 v.H. festgesetzt – was im Vergleich mit den 16 weiteren Kommunen des Heidelberger Umlands sowie der Universitätsstadt selbst ein Wert unterhalb des Durchschnitts ist. Doch das ändert sich im kommenden Jahr. Wie die RNZ berichtete, hat der Gemeinderat jüngst beschlossen, den Hebesatz im Jahr 2022 auf 380 v.H., 2023 auf 390 v.H. und langfristig auf 400 v.H. zu erhöhen. Damit würde Eppelheim mit Heidelberg gleichziehen, wo derzeit der mit Abstand höchste Gewerbesteuersatz gilt. Im laufenden Jahr plante die ehemalige Maurergemeinde mit Gewerbesteuereinnahmen von sechs Millionen Euro – Höchstwert im direkten Heidelberger Umland. Ein Ansatz, der laut Kämmerei erreicht wird. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Gewerbesteuereinnahmen indes auf rund 8,97 Millionen Euro.

> In Gaiberg kalkuliert die Gemeinde in diesem Jahr mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 120.000 Euro. Das sind rund 45.500 Euro weniger, als die Gemeinde im zurückliegenden Jahr eingenommen hat – damals wie heute bei einem Hebesatz von 330 v.H. Den Ansatz erreicht man wohl auch in diesem Jahr voraussichtlich, wie Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel sagt. "Es ist aber noch nicht sicher."

> In Heiligkreuzsteinach liegt der Gewerbesteuer-Hebesatz mit 330 v.H. ebenfalls am unteren Ende des Region-Vergleichs – ebenso wie die Einnahmen, die der Erholungsort über diese Steuer generiert. 2020 waren es knapp 248.000 Euro und in einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich auch der Plansatz in diesem Jahr: Jener liegt bei 240.000 Euro – und wird wohl erreicht. "In Heiligkreuzsteinach rechnen wir mit einem planmäßigen Aufkommen", heißt es vom zuständigen Gemeindeverwaltungsverband Schönau (GVV).

> In Leimen ist der Gewerbesteuer-Hebesatz aktuell so hoch wie in keiner anderen baden-württembergischen Gemeinde des Heidelberger Umlands: 380 v.H. beträgt dieser in der Großen Kreisstadt. Im vergangenen Jahr konnte die Stadt so rund 6,05 Millionen Euro einnehmen. In diesem Jahr sollen es laut Planansatz 5,6 Millionen Euro sein.

> In Lobbach kalkulierte man zu Beginn dieses Jahres mit 850.000 Euro an Gewerbesteuereinnahmen. Mit 850.400 Euro ist dies fast exakt die Summe, die dort im vergangenen Jahr durch die Gewerbesteuer in die Gemeindekasse einging. Zuletzt sah es jedoch so aus, als würde der Planansatz deutlich übertroffen werden. Der Hebesatz liegt in Lobbach indes bei vergleichsweise niedrigen 340 v.H.

> In Neckargemünd, wo der Hebesatz für die Gewerbesteuer derzeit noch 340 v.H. beträgt, waren im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Euro der städtischen Einnahmen solche aus der Gewerbesteuer. Mit einer guten halben Million weniger kalkulierte die Stadt am Neckar in diesem Jahr – mit dem Ergebnis, dass dieser Planansatz wohl erreicht wird. Für das kommende Jahr hat der Gemeinderat jüngst eine Erhöhung beschlossen: 2022 beträgt der Hebesatz 360 v.H.

> In Neckarsteinach, der einzigen hessischen Kommune der Region, teilt man sich gemeinsam mit Leimen – noch – den ersten Platz in Sachen Gewerbesteuer-Hebesatz im Heidelberger Umland. In der Vierburgenstadt ist der Hebesatz wie in der Großen Kreisstadt auf 380 v.H. festgelegt. Während 2020 durch die Gewerbesteuer rund 643.000 Euro in die Stadtkasse eingingen, sollen es in diesem Jahr laut Planansatz 750.000 Euro sein.

> In Nußloch liegt der Hebesatz mit 350 v.H. fast genau im Durchschnitt in und um Heidelberg. 4,4 Millionen Euro betrugen die Gewerbesteuereinnahmen 2020. Nun, im Jahr 2021, weist der Plansatz drei Millionen Euro aus. Letzterer wurde laut Auskunft aus dem Rechnungsamt der Mondspritzergemeinde "absichtlich niedrig" gehalten und wird wohl daher auch erreicht.

> In Mauer ist der Hebesatz der Gewerbesteuer ebenfalls auf 350 v.H. festgesetzt – wie übrigens in den meisten der 17 Orte der Region rund um Heidelberg. Nachdem im vergangenen Jahr rund 517.000 Euro an Gewerbesteuer an die Gemeinde gingen, wählte man in diesem Jahr einen ähnlichen Planansatz – nämlich 500.000 Euro.

> In Meckesheim tut man es so manch anderer Kommune gleich und hat den Hebesatz der Gewerbesteuer auf 350 v.H. festgelegt. Auf Basis dessen kalkulierte man für 2021 mit 2,25 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen, die laut Auskunft der Gemeinde jedoch voraussichtlich unterschritten werden. Im vergangenen Jahr nahm Meckesheim rund 2,02 Millionen Euro an Gewerbesteuer ein.

> In Sandhausen wird der Planansatz von rund 2,16 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen wohl erreicht. Im vergangenen Jahr belief sich die Summe der eingenommenen Gewerbesteuer auf 2,57 Millionen Euro. Der Hebesatz in der Hopfengemeinde beträgt 350 v.H.

> In Schönau wird in diesem Jahr mit 600.000 bis 800.000 Euro Mehreinnahmen gegenüber dem Gewerbesteuer-Planansatz von 1,8 Millionen Euro gerechnet. Tritt dies ein, landet mehr Gewerbesteuer als im Vorjahr in der Stadtkasse: Damals waren es 2,23 Millionen Euro.

> In Spechbach geht man von einer Unterschreitung des Plansatzes aus. Dieser beträgt bei einem Hebesatz von 340 v.H. 132.000 Euro. Unterschritten wurde der Plansatz indes auch im vergangenen Jahr. Kalkuliert wurde damals mit 155.000 Euro – am Ende waren es 127.760 Euro.

> In Wiesenbach liegt man mit einem Hebesatz von 360 v.H. knapp über dem regionalen Durchschnitt – noch. Denn erst am Donnerstag hat der Gemeinderat eine Erhöhung beschlossen. Zum 1. Januar kommenden Jahres wird dieser nämlich auf 410 v.H. erhöht – Spitzensatz in der Region. Davon erhofft sich die Gemeinde Mehreinnahmen in Höhe von 69.500 Euro. Im Jahr 2020 indes waren es 437.000 Euro an Gewerbesteuereinnahmen. In diesem Jahr sollen es laut Planansatz 500.000 Euro sein.

> In Wilhelmsfeld rechnet der GVV mit etwa 100.000 Euro mehr Gewerbesteuereinnahmen als anfänglich kalkuliert. Der Planansatz für 2021 beläuft sich bei einem Hebesatz von 350 v.H. auf 225.000 Euro. Tritt die Prognose ein, freut sich das Gemeindesäckel über Einnahmen in ähnlicher Größenordnung wie 2020: damals waren es knapp 328.000 Euro.

> In Heidelberg gilt mit 400 v.H. der derzeit – also im Jahr 2021 – höchste Gewerbesteuer-Hebesatz der Region. Und auch die Einnahmen, die die Stadt aus dieser Steuer verzeichnet, sind in Heidelberg ungleich höher als im Umland: 97 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, in diesem Jahr plant die Stadt mit 110 Millionen Euro.

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