Vier "Narren" treten bei Kommunalwahl an
Neckarhäuser Fastnachter stürmten bei Neujahrsempfang das Schloss ohne Gegenwehr - Der Verein will endlich ein eigenes Zuhause

Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Am Anfang stand das Kommunikationsproblem: Als gestern am frühen Nachmittag die Neckarhäuser Narren der Karnevalsvereinigung Kummetstolle (KVK) das Schloss stürmen wollten, fragte Präsident Marius Ebert, was sowohl der Rathauschef als auch die Gemeinderäte dieser geballten närrischen Macht denn "entgegenbringen" wollten. Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen, dann drehte Bürgermeister Simon Michler den Spieß um und erkundigte sich, was die Fastnachter denn "anzubieten" hätten. Und als Ebert erklärte, man wolle einfach nur ins Schloss, stellte Michler knapp fest: "Das geht nicht."
Doch letztlich waren beide Seiten nicht mit leeren Händen in den vor Pfützen strotzenden Schlosshof gekommen. Die Kummetstolle hatten neben Garden, Elferräten und vielen fleißigen Helfern vor allem ihre Lieblichkeit Ann-Kathrin I. "von närrischer Liebe" mitgebracht. Seinen großen Schatz chauffierte KVK-Vorsitzender Timm Hartwig vorsichtig im blauen Cabrio bis vor die Schlossterrasse. Dort merkte Elferratspräsident Ebert an, angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl hätte man sich mehr Gemeinderatspräsenz erhofft. Tatsächlich hatten die Fraktionen, ausgenommen der Offenen Grünen Liste, zwei oder drei tatkräftige Vertreter zur Verteidigung des Schlosses entsandt.
Um das Ende vorwegzunehmen: Das nutzte natürlich nichts, die Narren erhielten am Ende den auf ein Kissen gebetteten Schlüssel zur Macht, wobei der Bürgermeister aufs obligatorische Küsschen ihrer Lieblichkeit bestand. Und dann erklärte, er wolle heute einmal nicht so sein, die Narren bekämen ihren Willen.
Vielleicht wirkte auch die Ankündigung des Elferratspräsidenten, dass der KVK vier eigene Narren als Bewerber zur Gemeinderatswahl im Mai schicken wird. "Damit die Kummetstolle ein Zuhause bekommen, nehmen wir die Sache jetzt selbst in die Hand", sagte er. Dass die Neckarhäuser Fastnachter sich schon lange eigene Räume und vor allem Lagerkapazitäten wünschen, ist kein Geheimnis. Prinzessin Ann-Kathrin ging darauf in ihrer Rede noch einmal ein. Nachdem der Bürgermeister einen kurzen Abriss in Reimen über laufende Projekte, insbesondere über künftige Baugebiete gegeben hatte, mahnte ihre Lieblichkeit, bei alldem die Menschen und Vereine nicht zu vergessen. "Unsere Anfrage für Container neben den feuerwehrlichen Garagen wurde grundlos abgeschmettert. Deswegen haben nicht nur unsere Aktiven in den letzten Tagen stark gewettert", sagte sie. Und verband ihre Ansprache mit einer Aufforderung, im Mai wählen zu gehen. Denn nur wer seine Stimme abgebe, sei zur Kritik an der Lokalpolitik berechtigt.
Ansonsten gelte für die nächste Zeit: "Mit Energie, Power und ganz viel Elan, rocken wir die Kampagne - das ist der Plan." Nach dieser klaren Ansage verteilten die KVK-Aktiven den neuen Jahresorden mit dem Motto "Superhelden" an Bürgermeister, Gemeinderäte und die Abordnung der Edinger Kälble. Leider seien sie ohne Prinzessin Sabrina da, informierte deren Präsident Kevin Hockenberger: "Die Ärmste liegt mit Grippe flach." Doch mit Uli I. war immerhin eine Hoheit aus der Kampagne 2001/02 zugegen. Hockenberger betonte die gute Verbundenheit und die Freundschaft zwischen den Karnevalsvereinen, die in den letzten Jahren gewachsen sei. Nicht zuletzt lud er zur großen Gemeinschaftssitzung der "InZabSchlabKuKä", der Fastnachtsvereine im Unteren Neckarraum, die am 23. Februar in Friedrichsfeld über die Bühne geht. Karten dafür sind ab 12. Januar bei allen Vereinen erhältlich.
Auch Michler selbst sprach noch eine Einladung aus: Am 17. Januar findet der Neujahrsempfang der Gemeinde um 18 Uhr in der Eduard-Schläfer-Halle statt. Bei dieser Gelegenheit können die Besucher auch mit Rathausmitarbeitern ins Gespräch kommen.
Bevor die vielen Gäste im Schlosshof sich noch mit Kaffee, Kuchen und Punsch versorgten und den einen oder anderen KVK-Schirm käuflich erwarben, eroberten die süßen "Konfettis" die Herzen der Zuschauer. Der jüngste närrische Nachwuchs bezauberte das Publikum mit einem Schautanz als "Cheerleader". Aufgeregt hatten sie im Schloss auf ihren Auftritt gewartet, bis sie auf ein Zeichen von Trainerin Anissa Metz zur Premiere schritten.



