Pestalozzi-Grundschüler beteiligten sich mit eigener Demo an "Fridays for Future"
Elternbeiratsvorsitzender: Die Idee kam von von Kindern

Bevor man sie sehen konnte, hörte man sie bereits. "Wir sind klein aber laut, weil man uns die Zukunft klaut", skandierten 30 Kinder bei ihrem Marsch aufs Rathaus. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (nip) Bevor man sie sehen konnte, hörte man sie in der Rathausstraße in Edingen bereits. "Wir sind klein aber laut, weil man uns die Zukunft klaut", skandierten am Freitagvormittag 30 Kinder bei ihrem Marsch aufs Rathaus. Die Grundschüler aus den Klassen eins bis vier der Pestalozzi-Schule waren mit ihrer Demonstration Teil der Bewegung "Fridays for Future", die von der 16 Jahre alten schwedischen Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg ausgelöst wurde.
Deutschlandweit gingen am Freitag Schüler von rund 200 Schulen für den Klimaschutz auf die Straße. Sie demonstrierten während der Schulzeit, was nicht allen Politikern gefällt. "Lernen ist auch wichtig, und es wäre nicht gut, wenn ihr jeden Freitag demonstriert", sagte Bürgermeister Simon Michler, der zum Gespräch mit den Kindern auf den Rathausvorplatz gekommen war.
Hintergrund
> Die Bewegung: Die 16 Jahre alte Schwedin Greta Thunberg bestreikt seit August 2018 jeden Freitag die Schule, um stattdessen vor dem Sitz der schwedischen Regierung in Stockholm für mehr Klimaschutz zu protestieren. Auf der ganzen Welt haben sich Schüler
> Die Bewegung: Die 16 Jahre alte Schwedin Greta Thunberg bestreikt seit August 2018 jeden Freitag die Schule, um stattdessen vor dem Sitz der schwedischen Regierung in Stockholm für mehr Klimaschutz zu protestieren. Auf der ganzen Welt haben sich Schüler ihrem Ziel angeschlossen. Herausgekommen ist die Bewegung "Fridays for Future".
> Die Demos: Die Demonstrationen erreichten am Freitag ihren vorläufigen Höhepunkt. In mehr als 100 Ländern wurden mehr als 1600 Kundgebungen von Schülern erwartet. In Baden-Württemberg gingen Schüler in Karlsruhe, Stuttgart, Heidelberg oder Mannheim auf die Straße.
> Die Region: Die Kinder der Pestalozzi-Schule sind Vorreiter an Neckar und Bergstraße. Wenn überhaupt, nahmen Schüler aus der Region bislang an Kundgebungen etwa in Heidelberg teil. Die Schülermitverantwortung des Kurpfalz-Gymnasiums aus Schriesheim hatte ihre Mitschüler am Donnerstag dazu aufgerufen, dort mitzulaufen, zog dies im Laufe des Tages aber wieder zurück. (mwg)
Der Christdemokrat machte aber auch deutlich, dass das Signal der Kinder, "hier auch in 50 Jahren noch gesund leben zu können", angekommen sei. Wie viele Ideen die Grundschüler ihm zur Verbesserung des Klimas vorschlugen, sei "vorbildlich". Sie würden mit der Familie oft aufs Auto verzichten, stattdessen lieber Fahrrad fahren, sagten ihm die Kinder. Beim Einkaufen nähmen sie Stoffbeutel und würden darauf achten, keinen Plastikmüll zu produzieren.
Klimaschutz, Nachhaltigkeit, demokratisches Verständnis und Eigenverantwortung seien Leitperspektiven, die im Bildungsplan verankert seien, erklärte Elternbeiratsvorsitzender Roland Schwarz. Seine neunjährige Tochter Johanna und zwei Freundinnen hätten ihn und andere Eltern angesprochen, dass sie in Edingen ebenfalls fürs Klima demonstrieren wollten. "Wir als Eltern haben das dann organisiert", sagte Schwarz, "Aber um eines zu betonen: Die Idee kam von den Kindern. Sie haben also uns instrumentalisiert."
Alle teilnehmenden Kinder wurden von den Eltern für die Zeit der Demonstration für den Unterricht entschuldigt. Und sie unterschrieben eine Einverständniserklärung, dass die Schüler von anderen Eltern begleitet werden durften. "Das ist ja eine nicht schulische Veranstaltung. Und die Kinder sind dabei eben nicht über die Schule versichert", erklärte Schwarz. Formalia, die den Kindern nicht wichtig waren.
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Zuhause und beim Klassensprecher-Treffen in der Schule hatten sie bunte Plakate gemalt und entsprechend beschriftet: "Die Welt ist schön, aber CO2 nicht so", war zu lesen. Oder unter einem Menschen, der mit großem Hammer auf den Erdball schlägt: "Nein, so geht das nicht". "Mir sind Tiere wichtig. Und die sterben durch Abgase. Die Eisberge schmelzen und Inseln gehen deswegen unter", sagte der siebenjährige Pilib. "Es ist doch wichtig, dass wir eine Zukunft haben. Man sollte auch mehr Bahn fahren. In Mannheim testen sie gerade, was passiert, wenn man die Bahntickets günstiger macht", wusste die neunjährige Noemi, auf deren Plakat stand: "Ihr zerstört, was uns gehört."
Unter den zehn bis 15 Eltern war auch eine Oma, die sagte: "Man merkt, dass ihnen das Thema wichtig ist. Sonst wären sie nicht bei diesem eisigen Regenwetter mitgelaufen. Und sie haben gute Ideen, was man fürs Klima machen kann." Eine Demo dieser Art sei in Edingen-Neckarhausen bislang neu, meinte Michler. "Ihr seid Vorbild", sagte er den Kindern, meinte aber, dass dieser "Friday for Future" als Ausnahme durchgehe.
Sich einer anderen Demo anzuschließen, sei keine Option gewesen, meinte Elternbeiratsvorsitzender Schwarz. "Das wäre logistisch zu aufwendig gewesen." Ob es eine Wiederholung gibt, müsse man noch sehen. Nach dem Gespräch mit dem Bürgermeister malten die Schüler mit Straßenkreide Bilder auf den Bürgermeister-Reinle-Platz. Sonnen, Wasser und Pflanzen. "Ich male Blumen, die lassen die Köpfe hängen, weil sie traurig sind", erklärte die neunjährige Johanna.
Zwei Kräfte des Polizeireviers Edingen-Neckarhausen im Einsatzwagen begleiteten den Zug wieder zurück in den Schulhof, wo die Demo gestartet war.