Metzgerei Schwab schließt - ohne Nachfolger
Metzgerei Schwab schließt am Samstag nach fast 40 Jahren den Betrieb - Einen Nachfolger gibt es nicht

Ob Kotelett, Haxe oder Filet: Metzgermeister Karl Schwab, seine Frau Ursula Schwab und Fleischereifachverkäuferin Petra Böhm (v. r.) reichen ihren Kunden am Samstag das letzte Mal die hauseigenen Waren über die Ladentheke. Foto: Schröder
Von Katharina Schröder
Edingen-Neckarhausen. Seit fast vier Jahrzehnten versorgt die Metzgerei Schwab die Doppelgemeinde mit Wurst, Steaks, Salaten und allerlei Leckereien mehr. Damit ist bald Schluss. Am Samstag, 4. August, öffnet die Tür der Metzgerei zum letzten Mal. Metzgermeister Karl Schwab und seine Frau Ursula, beide 1952 geboren, schließen das Geschäft aus Altersgründen. Einen Nachfolger gibt es nicht.
Dass das Ende näher rückt, ist vor allem am Kundenverhalten zu bemerken. Die legen sich jetzt Vorräte an: "Wir haben 50 Dosen Bratwurst und über 100 Würstchen an Einzelpersonen verkauft", erzählt Ursula Schwab. "Eigentlich haben wir gedacht, dass es wegen der Sommerferienruhiger wird zum Schluss", sagt sie. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kunden bedauern die Schließung. Der ein oder andere scherzt, ob es schon die letzte Tüte oder die letzte Wurst ist, die gerade über die Ladentheke geht. Den Ruhestand hätten sich Schwabs verdient, wissen ihre dankbaren Kunden. Zwei Metzgergesellen und zwei Fleischereifachverkäuferinnen arbeiten noch bis Samstag mit dem Ehepaar in der Konkordiastraße. "Die vier sind inzwischen alle untergekommen, da sind wir sehr froh", sagt der Metzgermeister erleichtert.
Am Anfang schlachtete Karl Schwab noch selbst. Er holte die Tiere beim Bauern ab und brachte sie zum Schlachthof nach Heidelberg, wo er selbst Hand anlegen konnte. Als dieser Schlachthof schloss, ging er nach Mannheim. Die Bauern brachten ihre Tiere dorthin und Schwab holte dann das Fleisch ab. "Wir haben immer gewusst, wo die Tiere herkamen", so das Ehepaar. Die Schweine aus Wieblingen, Großvieh aus Edingen und Oftersheim, Pute aus Neckargemünd. In der Woche wurden in der Metzgerei etwa zehn Schweine, ein Rind und ein halbes Kalb verarbeitet.
Mit der Zeit belieferte die Metzgerei Schwab auch immer mehr Feste in der Region. Doch der Mangel an Personal in der Branche verschonte auch den Rhein-Neckar-Kreis nicht. "Wir haben über ein Jahr jemanden für den Verkauf gesucht", erzählt Ursula Schwab. Lange Arbeitszeiten machen die Schwabs unter anderem dafür als Grund aus.
"Hier kann man erst gehen, wenn alles fertig ist", sagt Ursula Schwab und ihr Mann erinnert an den Partyservice. Dieser sei besonders zeitaufwendig. "Das sind immer harte Tage", stimmt sie ihm zu. "Für ein Fest kann schon mal ein ganzes Wochenende draufgehen", erklärt der Metzgermeister. Wenn zum Beispiel 600 Haxen zum Haxenfest nach Ketsch müssen, laufen alle Öfen in der Metzgerei gleichzeitig und es braucht mehr als eine Fahrt, um alles zu transportieren. "Aber das hat auch etwas Gutes, dann muss mein Frau nämlich nicht kochen und wir essen auf den Festen", sagt Karl Schwab mit einem Lachen.
Montags mussten beide dann aber wieder hinter der Theke stehen. "Vor zehn Jahren ging das noch leichter, jetzt merkt man die 40 bis 60 Stunden Stehen in der Woche schon", erzählt Ursula Schwab. Morgens um 6 Uhr kommt ihr Mann vom Schlachthof Mannheim zurück, dann geht für alle die Arbeit in der Metzgerei los. Nach Ladenschluss muss noch etwa eine Stunde sauber gemacht werden. Trotzdem waren Karl und Ursula Schwab immer zufrieden. "Der Beruf ist eine Erfüllung gewesen", sind sie sich einig. Die Partnerschaftswoche in der Doppelgemeinde beliefern sie übrigens noch. Und wie geht es weiter? Das Ehepaar schmunzelt. "Wir haben noch so viel zu tun und noch gar nicht realisiert, dass es jetzt zu Ende geht", erzählen sie.
Aber irgendwann ist eben Schluss. Große Pläne für die Zeit nach der Metzgerei haben die beiden noch nicht. "Ich kann mich jetzt um mein Hobby kümmern", kündigt Karl Schwab an. Denn der Metzgermeister hat einen Taubenschlag mit knapp 100 Brieftauben. Und Ursula Schwab? Sie lacht und antwortet: "Ich muss mir jetzt mal ein Hobby suchen."



