Dieses Konzert hätte mehr Zuhörer verdient
Fulminanter Auftritt von Sebastian Volco und Pablo Gignoli beim Auftakt der "Sommergeschichten Vol. 3".

Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Was für ein Auftakt der "Sommergeschichten Vol. 3", die die örtliche VHS in ihrer Reihe "Kultur im Ort" präsentiert. Zum Start verdrehte das argentinische Duo "Volco & Gignoli" seinen Zuhörern im großen Saal des Neckarhäuser Schlosses die Köpfe mit einer hinreißenden und energiegeladenen Mischung aus Rock- und Jazzfusion, gepaart mit zeitgenössischem Tango. Sebastian Volco am Piano und Pablo Gignoli am Bandoneon – das ist eine kraftvolle musikalische Paarung, die Tänzer aufs Parkett bringt und/oder ihr Publikum schwindlig spielt. "Unsere Musik ist eine Reflexion des Lebens in großen Städten", sagen beide.
Das würde man beim Hören unterstreichen: Ihre Musik ist oft schnell, hochenergetisch und zugleich selbstbewusst lässig. Sie präsentieren eigene Kompositionen oder Neuinterpretationen berühmter Stücke argentinischer Rocklegenden wie Charly Garcia oder Spinetta. Die Titel der Stücke spielten an diesem Abend im Schloss keine große Rolle, vielleicht hatten sie auch gar keine. Egal, denn es kam auf den Inhalt an. Und der war in seiner ganz eigenen Mischung sehr mitreißend.
Die beiden Musiker lernten sich 2010 in Buenos Aires kennen, wo sie beide eine eigene Band leiteten. 2012 folgte dann die Gründung des Duos "Volco & Gignoli" und in Folge Hunderte von gemeinsam gespielten Konzerten in verschiedenen Ländern dieser Welt. Bedauerlich, dass in Neckarhausen letztlich nur 14 Zuhörer bei diesem so temperamentvollen wie empathischen Konzert dabei sein wollten. Nach dem ersten Stück war der Applaus bereits herzlich; doch nach dem zweiten, rhythmisch noch dynamischer, klatschten die wenigen Besucher wie Hundert. Und aus den Reihen tönte es "Bravo" und sogar "Juhu".
Auch den vielen Alexandersittichen gefiel die Musik: Mit viel Elan begleiteten sie das einstündige Konzert mit ihren ganz eigenen Weisen. Das menschliche Duo stutzte erst, als die berühmt-berüchtigten Vögel ihre Stimmen erhoben. Beide lachten aber amüsiert ins Publikum und bezogen dann erst die Sittiche und kurz darauf auch das Glockengeläut der katholischen Kirche in eine ihrer Improvisationen ein. Das hatte Stil.
Unter den Besuchern waren mit dem Ehepaar Elsner wohl die treuesten Kunden der Volkshochschule. "Es gibt hier so tolle Angebote, die wir nutzen können – wir müssen nicht erst nach Heidelberg oder Mannheim fahren", sagten beide.
Tags darauf gingen die Sommergeschichten in ihrer dritten Auflage mit einem nachmittäglichen Klassikkonzert weiter. "Beeindruckend", kommentierte VHS-Leiter Hermann Ungerer Henríquez die Darbietung von Nachum Erlich (Violine), Anna-Lena Denk-Erlich (Mezzosopran) und Fan Yang (Klavier) an selber Stelle im großen Saal.
Am nächsten Wochenende gehen die Sommergeschichten weiter: Am 1. Juli um 20 Uhr mit "2Cafeslongs" (Susanne Surblys, Roland Surblys und Michael Gößler), Chansons und Pop. Am 2. Juli spielt um 20.30 Uhr das Mannheimer Stamitz-Orchester große Melodien. Und am 3. Juli heißt es "Jazz en Vogue" mit Jazz und Bossa Nova ab 17 Uhr.
Alle drei Veranstaltungen finden bei gutem Wetter auf der Schlossterrasse in Neckarhausen statt, teilen die Veranstalter mit. Bei schlechtem Wetter zieht man um in die Eduard-Schläfer-Halle am Freizeitbad gegenüber oder in die Orangerie im Park.
Info: Alle Infos auf der Homepage der VHS: www.vhs-en.de.



