Anwohner protestieren gegen geplante Reitanlage
Die betroffene Familie Koch vermutet reine Stimmungsmache gegen ihren Betrieb.

Edingen-Neckarhausen. (max) Klein und ohne namentlich genannten Unterzeichner steht im Mitteilungsblatt der Gemeinde in dieser Woche eine Beschwerde: "Sehr geehrter Herr Bürgermeister und Gemeinderat, wir Anwohner der Goethestraße, Schillerstraße und Bahnhofstraße wollen keine Pferdeställe und Koppeln vor unserer Haustür!"
Gemeint ist ein Bauvorhaben des Bauernhofs Koch in Edingen, geleitet von Marianne Koch und ihrem Sohn Holger Koch. Auf einer Wiese ihres Betriebs soll die Anlage entstehen, auf deren Dach auch eine Photovoltaik-Anlage (PV) geplant ist, die rund ein Megawatt Leistung bringen soll. Die Netze BW habe schnell auf diesen Antrag reagiert und eine entsprechende Einspeiseerlaubnis ins öffentliche Stromnetz schon nach wenigen Wochen erteilt.
Die PV-Anlage sei auch ein Beitrag zum Plan der Gemeinde, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dabei sollten Solaranlagen auf Gebäudedächern, die keine Ackerflächen verstellen würden, den Vorzug vor Freiflächen-PV-Anlagen bekommen, findet Holger Koch. So würden nicht unnötig Ackerflächen verbraucht.
Die Bauvoranfrage für die Reitanlage habe die Familie schon im November gestellt, bisher war sie noch nicht auf der Tagesordnung des Technischen Ausschusses gelandet, warum wissen die Kochs nicht.
Wann das Ersuchen in den zuständigen Gremien verhandelt wird, konnte auch die Verwaltung auf RNZ-Anfrage noch nicht genau sagen: "Die Bauvoranfrage wird dann im Technischen Ausschuss oder dem Gemeinderat behandelt, wenn die Stellungnahmen der Fachbehörden vom Baurechtsamt bei der Gemeinde eingegangen sind."
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2015 hätten sie schon einmal eine Reitanlage auf ihrem Grundstück geplant, berichteten die Kochs der RNZ. Damals sei das Bauvorhaben abgelehnt worden, wobei sich die Familie als Opfer einer Kampagne wähnt: "Bei uns wird nach Antragsteller und nicht nach Antrag entschieden."
Auch ein Hühnerstall, den sie vor etlichen Jahren bauen wollten, sei zunächst abgelehnt worden. Dabei würden diejenigen bestraft, die legale Bauprojekte planen würden: "Andere bauen es einfach ohne Genehmigung", so Holger Koch. Der Widerstand gegen ihr Vorhaben zeige, dass man Stimmung gegen sie machen wolle.
Landwirt Georg Koch hat seinen Betrieb in der unmittelbaren Nachbarschaft, in der Bahnhofstraße, die in dem Aufruf im Mitteilungsblatt ebenfalls erwähnt wird. Auch er erinnert sich daran, dass es einen ähnlichen Antrag – und eine nachfolgende Ablehnung gegeben hat.
Deswegen verstehe er den neuerlichen Vorstoß nicht ganz: "Es kann natürlich jeder planen, was er möchte, aber das wurde schon mal abgelehnt. Warum wird es jetzt wieder versucht?" Was die Beweggründe der Anwohner sind, wisse er nicht. Für ihn sei vor allem wichtig, dass Zufahrten zu seinen landwirtschaftlichen Flächen weiter befahrbar blieben.
Ein weiterer Punkt, den das Baugesuch gegebenenfalls berühren könnte, ist der Wiesenkindergarten im Edinger Junkersgewann. Hier sahen Marianne und Holger Koch wiederum ihre Zufahrtswege bedroht. Georg Koch ist der Verpächter des Grundstücks, auf dem der Wiesenkindergarten im vergangenen Jahr eröffnete. Für ihn ergaben sich auch hier Fragen: "Wenn der Wiesenkindergarten und die vermeintlich verstellten Zufahrten eine Existenzbedrohung darstellen, wie kommt man dann dazu, eine so große Reitanlage zu planen?"
Ob der Kindergarten durch die Pläne beeinträchtigt wäre, konnte auch das Rathaus noch nicht mitteilen. Von dort hieß es: "Inwieweit der Wiesenkindergarten verkehrstechnisch durch das Bauvorhaben betroffen sein könnte, kann derzeit noch nicht abschließend geklärt werden."