Wie aus dem Hobby die Weinmanufaktur wurde
Drei Freunde führen das Weingut - Nun wurden sie in den Weinführer "Eichelmann" aufgenommen

Von Thomas Veigel
Dossenheim. Drei Freunde suchen eigentlich nur einen Platz zum Grillen – und finden einen Weinberg. So ist es Jochen Konradi, Gunnar Stamm und Tobias Stöhr im Jahr 1996 ergangen. Sie pachteten ein Grundstück im Dossenheimer Ölberg und weil dort Reben standen, produzierten sie auch Wein; viele Jahre nur für den Eigenverbrauch. 100 durchnummerierte Flaschen Spätburgunder waren es im ersten Jahrgang 1997. Die Flasche mit der Nummer 1 liegt heute noch bei Jochen Konradi im Keller. Doch irgendwann wurde aus dem Hobby ein Nebenerwerb, 2011 gründete das Trio die Weinmanufaktur Dossenheim. Nun wurde das Weingut als sechstes an der Badischen Bergstraße in die Liste der besten deutschen Weingüter des renommierten Weinführers "Eichelmann" aufgenommen.
Seit den ersten Schritten im Weinbau ist eine Menge passiert: Die drei Freunde pachteten zusätzliche Weinberge. Mittlerweile sind es 1,5 Hektar und die Tendenz ist leicht steigend. Wer mit den drei Freunden spricht, spürt die Liebe für den Wein und die Arbeit in Weinberg und -keller. Konradi, Stamm und Stöhr investieren ihre gesamte Freizeit in die Weinmanufaktur. Außerhalb dessen arbeitet jeder der drei in einem Hauptberuf: Tobias Stöhr als Projektmanager bei der DSC Unternehmensberatung und Software GmbH in Schriesheim, Gunnar Stamm als Veranstaltungstechniker bei der Epicto GmbH in Edingen-Neckarhausen und Jochen Konradi ist Agrarbiologe. Er war einige Jahre Außenbetriebsleiter im Weingut Seeger in Leimen, nun ist er Berater für Weinbau und Sonderkulturen bei der Raiffeisen Zentralgenossenschaft in Karlsruhe.
Seit 2019 wird der Wein der Weinmanufaktur in einer neuen Produktionsstätte ausgebaut. Nämlich in den Garagen und Werkstätten des ehemaligen Besitzers des Steinbruchs "Vatter" im Steinbruchweg. Die Räume sind direkt an den Fels gebaut und bieten damit ideale Bedingungen für den Ausbau der Weine in Barriquefässern und Edelstahltanks. Dort findet jeden Samstagnachmittag auch der Weinverkauf statt.
Neben der neuen Produktionsstätte hat die Weinmanufaktur von der Gemeinde zusätzlich das 1951 erbaute und seit einigen Jahren leer stehende Wohnhaus der Familie Vatter gepachtet. Dort, in einem 1,6 Hektar großen Park, soll eine Vinothek entstehen. Zusätzlich sollen im geräumigen Wohnzimmer und auf der Terrasse mit grandiosem Blick auf die Rheinebene in Zukunft auch Veranstaltungen rund um das Thema Wein stattfinden.
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Die Weinberge der Dossenheimer Weinmanufaktur liegen an der Badischen Bergstraße. Im Dossenheimer Ölberg stehen Spätburgunder und Chardonnay und im Schriesheimer Kuhberg Grauburgunder und Dornfelder. Im Großsachsener Sandrocken wachsen außerdem Spätburgunder und Riesling. Wo immer es geht, sollen bestehende Reben erhalten bleiben. So wie der Spätburgunder "Alte Reben", der 1970 gepflanzt wurde.
Momentan befindet sich die Weinmanufaktur in der Umstellung auf eine biologische Wirtschaftsweise und hat den dafür erforderlichen Zertifizierungsprozess eingeleitet. Auf den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden wurde allerdings schon von Beginn an verzichtet. Ein großer Anteil der Weine wird im Barrique ausgebaut. Bei den mit dem Buchstaben "B" gekennzeichneten Weinen ist der Anteil an neuem Holz größer. Neben den frischen und klaren Basisweinen gibt es einige im Barrique ausgebaute Weine, die in Sachen Präzision, Komplexität und fruchtiger Eleganz zu den besten Weinen der Badischen Bergstraße zählen. Und in den Barriquefässern liegen füllfertige, sehr feine Spätburgunder vom Jahrgang 2018, die zeigen, dass Jochen Konradi im Weingut Seeger nicht nur in der Weinbergsarbeit viel gelernt hat.
Das überzeugte auch den Weinführer "Eichelmann" in diesem Jahr. Drei Weine bewertete das Weinlexikon als besonders gut: den 2019 Chardonnay B vom Ölberg, der ein einladendes Bouquet von Früchten und feiner Holzwürze zeigt. Hochfeine Würze weist außerdem der komplexe, durch genügend Säure gar nicht so wuchtig wirkende Blanc de Noir von 2019 auf. Beim Spätburgunder Ölberg von 2017 scheint hinter noch etwas dominanten, aber feinen Röstaromen eine klare rote Frucht auf, am Gaumen ist der Wein dicht, aber nicht zu konzentriert.



