Hinterm Heimatmuseum wird "verdichtet"
So sieht es zumindest die Änderung des Bebauungsplans vor - Fünf-Familien-Haus geplant - Nachbarn haben Bedenken

Die Anlieger befürchten Nachteile für sich und Schäden an ihren Häusern. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Der Tagesordnungspunkt mit dem Titel "Bebauungsplan Brenkenbach-Steinbruchweg - zweite Änderung" war in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates zügig abgehandelt. Das lag womöglich auch daran, dass sich Planer Harald Wahl verspätete, was aber nicht ungelegen schien. Die Offenlage des vorgelegten Entwurfs war, ohne auf die im Vorfeld kontrovers diskutierten Details einzugehen, bei drei Enthaltungen ziemlich schnell beschlossen. Die Änderung des Plans soll vorhabenbezogen zu einer Nachverdichtung hinter dem Heimatmuseum führen.
"Ausgeführt werden kann nur, was auf den Weg gebracht wird", erklärte Bauamtsleiter Jörg Ullrich. Und das könnte von den derzeitigen Eckdaten noch abweichen. Selbst aus dem Gemeinderat wurde nach eigenen Beteiligungsmöglichkeiten während der Offenlage gefragt. "Kann der Gemeinderat auch noch Punkte einbringen?", wollte Hans-Peter Stöhr (CDU) wissen - ähnlich wie Thomas Katlun (Grüne). "Unter Umständen kommt es zu einer neuen Offenlage", erklärte dazu Bürgermeister Hans Lorenz.
Was ist das Besondere an dieser Änderung? Es sind der Platz und damit die Möglichkeiten, die dem Käufer der Fläche, dem "Architekturbüro Arno Wagner", zur Bebauung eingeräumt werden. Der Platz liegt im rückwärtigen Bereich des Heimatmuseums und gehört zum Gebäude Rathausstraße 49, dem früheren "Gasthaus Roter Ochse" mit stillgelegter Kegelbahn und Hof in einer Fläche von rund 450 Quadratmetern. Er ist vom Parkplatz "Am Kirchberg" gut einsehbar. Der Investor plant dort den Bau eines Fünf-Familienhauses mit Tiefgarage.
Die Bebauung ist die dritte Säule einer Gesamtinvestition mit den Gebäuden Rathausstraße 49 und Steinbruchweg 1a. So weit, so gut. Der markante Punkt jedoch: Mit der Änderung wird für diesen Bereich erst ein Baufenster, sprich die Möglichkeit zur Bebauung geschaffen.
Dem Investor wurden durchaus Zugeständnisse abgerungen: 60 Prozent dürfen mit nur zwei Vollgeschossen bebaut werden. In einem ersten Anlauf hatte er von 80 Prozent und drei Vollgeschossen geträumt, was aus einer im Juli 2016 öffentlich vorgestellten Präsentation hervorgeht. Die mit zehn Parkplätzen ausgestattete Tiefgarage darf sich bis zu 90 Prozent der Fläche ausdehnen. Die Gebäudehöhe liegt bei maximal elf Metern bei einer Bezugshöhe von 138,5 Metern über Normalnull. Die lag bei der Präsentation, als er sich noch eine Gebäudehöhe von 14,53 Metern wünschte rein rechnerisch noch bei 135,8 Metern. So dass gegenüber 2016 der höchste Punkt nur 0,62 Meter niedriger liegt als es der oberflächliche Vergleich nahelegt.
Die drei unmittelbaren Anlieger dieser Fläche sind nachvollziehbar von der Veränderung der jahrelang unberührten Brache wenig begeistert. Nicht blauäugig war ihnen durchaus bewusst, dass der Zustand nicht ewig andauern würde. Doch mit dem Bau eines Fünf-Familienhauses habe keiner gerechnet, so Markus Horn. Den angrenzenden Nachbarn wurde im Oktober Gelegenheit gegeben, ihre Bedenken vorzubringen. Das Gebäude in der dargestellten modernen Bauweise wird als zu massiv für diesen sensiblen Bereich empfunden, der als Grünfläche bisher Pufferzone zwischen alter und neuer Bebauung war. Der daraus resultierende Schattenwurf verschlechtere die Lichtverhältnisse insbesondere für den südöstlichen Anlieger signifikant.
Er sieht außerdem den Brandschutz für sich selbst und die neuen Nachbarn gefährdet. Ein Zugang von Rettungskräften scheint sinnvoll nur über die Straße "Am Kirchberg" möglich. Von dort aus soll das Gebäude fußläufig erreichbar sein. Der Zugang über die Rathausstraße bleibt der Zufahrt zur Tiefgarage vorbehalten. Planskizzen zeigen Haus und Blick in die Insellage. Unklar ist, ob sich die Ansicht auf das Heimatmuseum von der Rathausstraße kommend ändert.
Und noch etwas besorgt die Anlieger: Zwei von drei haben viel Geld in die Sanierung der alten Bausubstanz ihrer Häuser investiert. Insbesondere ein Anlieger, dessen Grundstück unmittelbar an die Kegelbahn grenzt, hat dafür Sorge getragen, dass die Tabakscheune statisch gesichert ist. Jetzt befürchtet er Schäden für das lokale Kulturdenkmal beim Bau der grenznahen Tiefgarage.
Info: Bis Freitag, 12. Januar, liegt die zweite Änderung des Bebauungsplans "Brenkenbach-Steinbruchweg" öffentlich aus, im Rathaus oder im Internet unter der Adresse www.ib-wahl.de/dossenheim. Bis dahin können Stellungnahmen abgegeben werden.



