"Köttbullar vs. Bratwurst" zum Midsommar-FEst
Die Begegnung fällt ausgerechnet auf Feier bei Ikea - Mitarbeiterinnen tippen auf Schweden

Walldorf. (rö) "Uns ist ja egal, wer gewinnt", heißt es auf einer der Karten, mit denen der schwedische Einrichtungskonzern Ikea derzeit wirbt. Der Zusatz "Na ja, fast" darf aber nicht fehlen: Denn ausgerechnet zum Midsommar-Fest am heutigen Samstag treffen bei der Fußball-WM Schweden und Deutschland aufeinander. Oder "Köttbullar vs. Bratwurst", wie auf einem anderen Kärtchen geschrieben steht. Und da ist es natürlich keinem egal, wer gewinnt, auch nicht bei Ikea in Walldorf. Oder?

Ann Kathrin Fechner, vor Ort fürs Marketing zuständig, hat an der Salatschleuder gedreht, die Ikea-intern als Ergebnis-Orakel dient: "Sie sagt 3:2 für Schweden", erklärt sie, meint aber: "Ich glaube, ich dreh’ noch mal."
Ihre Kollegin Petra Nehmer sagt dagegen: "2:1 für uns", und auch wenn die Ikea-Mitarbeiter allesamt sehr Schweden-affin sind, lässt sie keinen Zweifel daran, dass mit "uns" dann doch Deutschland gemeint ist. "Schweden gewinnt 1:0", kontert Jessica Kraus sehr überzeugt.
Und auch Marie Veleva vom Kundenservice, seit zwei Tagen im schwedischen Trikot mit der Nummer 12 unterwegs (Zufall, dass die bei der WM Ersatztorwart Karl-Johan Johnsson trägt), glaubt, "die Schweden werden gewinnen". Für sie ist das "wie damals bei den Isländern, denen hat auch keiner was zugetraut".

So schlägt das Fußballherz der Walldorferin dann auch ganz flexibel für Island, Schweden oder Deutschland, und wenn heute tatsächlich Schweden gewinnen sollte, findet sie das nicht allzu schlimm: "Das ist ja auch ein sympathisches Land."
Eine Meinung, die viele ihrer Kollegen teilen: Die grüßen sich schon mal mit "Hej" und natürlich liest man im Haus öfter "Hjärtlig välkommen". Ann Kathrin Fechner hat keinerlei schwedische Wurzeln, trotzdem rutscht ihr ein "wir Schweden" raus oder "unser größtes Fest" mit Blick auf Midsommar.
Woher kommt das große Gemeinschaftsgefühl? "Wenn man hier startet, bekommt man die Ideen von Ingvar Kamprad schnell rein." Der Anfang 2018 verstorbene Unternehmer hat Ikea 1943 im Alter von 17 Jahren gegründet. Seit 1981 gibt es Ikea in Walldorf, das drittälteste Haus in Deutschland, heute arbeiten hier 350 Menschen.
Man ist per Du, untereinander und in der Ansprache der Kunden, alle tragen die gleiche Kleidung, ob Verkaufsleiter oder Praktikant. Heute könnte davon abgewichen werden, dürfen doch ganz ausdrücklich alle Mitarbeiter im Fußball-Trikot ihrer Wahl zur Arbeit kommen. "Da werden auch schwedische Trikots dabei sein", glaubt Ann Kathrin Fechner.

Bei Ikea in Walldorf wird heute Midsommar gefeiert - und aufs WM-Duell zwischen Schweden und Deutschland geschaut. Foto: Rößler
Am heutigen Samstag steigt im Walldorfer Haus das Midsommar-Fest, Höhepunkt der zwei Mach-Midsommar-Wochen, in denen unter anderem das Bällebad für Erwachsene (dafür mussten aus über 100 Bewerbungen 50 Glückliche gelost werden) oder ein Frühstück im Bett (auch hier sind alle 24 Plätze schon vergeben) geboten werden.
Es dreht sich vieles um schwedische Bräuche mit Blumenkranz binden, Foto vor landestpyischer Kulisse oder Schwedenpferde bemalen. Der Ball rollt dagegen nur auf dem Fernseher im Mitarbeiterrestaurant. "Wir haben von vielen Kunden gehört, dass sie das eher störend fänden", sagt Ann Kathrin Fechner. Gerade Männer schauen das Fußballspiel nach ihren Worten sowieso lieber zuhause oder mit Freunden.
"Tooor" wird trotzdem öfter zu hören sein - in der cleveren Werbung im Hausradio für die Sofas aus der "Ektorp"-Serie, die ausnahmsweise ein lang gezogenes "o" verpasst bekommt. Und wer zur WM den Wunsch nach einem "Pokal" verspürt, kann nach dem gleichnamigen Glas Ausschau halten.
Bei aller Schweden-Begeisterung: Im internen Tippspiel der Walldorfer Belegschaft geht die Tendenz doch zu Deutschland. "Wir sind schon auf der deutschen Seite, gönnen es aber auch den Schweden von Herzen", sagt Ann Kathrin Fechner. Was heißt eigentlich "Schau’n mer mal" auf Schwedisch?