Leimen will Hugo Mayer gedenken
Der jüdische Mitbürger starb 1942 nach Deportation. Die FDP beantragte einen Wettbewerb . Der Gemeinderat stiftet Sitzungsgeld

Von Thomas Frenzel
Leimen. Diese Mitteilung hat das Rathaus verlassen: Die Große Kreisstadt Leimen lobt den "Hugo-Mayer-Wettbewerb" aus. Er richtet sich an junge Menschen im Alter von 13 bis 21 Jahren, die sich auf kreative Weise mit dem früheren Eigner der Bergbrauerei beschäftigen sollen, dessen Tod sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährte: Hugo Mayer war am Neujahrstag 1942 an den Folgen der unmenschlichen Bedingungen im südfranzösischen Konzentrationslager Gurs gestorben, wohin er als jüdischer Deutscher zusammen mit seiner Frau Karolina zwei Jahre zuvor deportiert worden war.
Der Auslobung des Wettbewerbs war jetzt im Gemeinderat eine kurze engagierte Diskussion vorangegangen, bei der nicht zuletzt die FDP aufs Tempo drückte. Kein Wunder: Sie hatte den Wettbewerb bereits Ende März beantragt. Und mit Blick auf den Einsendeschluss 31. August sollten die jungen Leute, an die sich der Wettbewerb richtet, noch möglichst vor den Pfingstferien informiert werden. Die gleichfalls vorgeschlagene Jury, die sich mit den eingereichten Arbeiten befassen wird, könne problemlos noch etwas später besetzt werden, sagte Klaus Feuchter (FDP): Neben Stadtverwaltung und Jugendgemeinderat soll auch jede Fraktion einen Vertreter in diese Jury entsenden.
Ebenfalls auf einhellige Zustimmung stieß der Zusatzantrag der SPD: Um auch nach außen hin zu zeigen, so Peter Sandner, wie sehr der Gemeinderat hinter dem Wettbewerb stehe, solle die Bürgervertretung auf ihr Sitzungsgeld einer Ratszusammenkunft verzichten. So ließen sich die Preisgelder von insgesamt 600 Euro und auch der Wettbewerb finanzieren.
Dass sich das offizielle Leimen nicht ganz leicht tut mit dem Gedenken an Hugo Mayer, zeigte sich abermals im vergangenen Dezember: Der Parkplatz vor der Alten Fabrik in St. Ilgen, der einst erst auf Drängen der überlebenden Mayer-Angehörigen dem jüdischen Leimener gewidmet worden war, wurde nach St. Ilgens erster Erzieherin Karoline Röth umbenannt und der Hugo-Mayer-Platz musste umziehen vor das ehemalige Brauereigebäude am Zusammentreffen von Rathaus- und Nußlocher Straße. Was Ralf Frühwirt (GALL) als "erweiterte Straße" bezeichnete, soll nach Worten von Oberbürgermeister Hans D. Reinwald "demnächst" als neuer Gedenkplatz benannt werden.
Auch interessant
Hugo Mayer wurde 1864 geboren und war Nußlocher. 1899 kam er nach Leimen, wo er die Bergbrauerei erwarb, die er bis 1918 führte. Die Deportation nach Gurs am 22. Oktober 1940 überlebte er nicht, seine Frau Karoline wurde in Auschwitz umgebracht. Die beiden Söhne und die eine Tochter hatten sich Ende der 1930er-Jahre durch Auswanderung noch in Sicherheit bringen können.
Alexander Hahn (FDP) verwies während der Ratssitzung ausdrücklich auf das vorbildliche Mahnmal-Projekt, bei dem Geschwister-Scholl-Schülerinnen vor gut zehn Jahren die Geschichte der Leimener Juden aufgearbeitet hatten. Er zog damit auch die Verbindung zu dem aktuellen Wettbewerb, welcher der Kreativität keine Grenzen setzen will und von den Beiträgen vom Youtube-Video bis zum Kunstwerk alles zulässt. Hahn: "Die Jugend hat ein unbegrenztes Potenzial – wenn man ihr die Freiheit lässt."
