Ulf Martini hält an Bewerbung für Lamers-Nachfolge fest
Der 50-Jährige will trotz Gegenwind aus dem eigenen Weinheimer CDU-Stadtverband kandidieren.

Weinheim. (web) Immerhin, sagt Ulf Martini, werden die CDU-Delegierten am 25. Juli keine Adenauer-Wahl erleben. Damit spielt der 50 Jahre alte Christdemokrat und Jurist auf ein Ereignis an, mit dem jüngere Generationen eher wenig anfangen können. Gleichwohl ist es eine historische Begebenheit: Als Konrad Adenauer am 15. September 1949 zum ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, stimmten von 402 Bundestagsabgeordneten nur 202 für den Christdemokraten. Darunter auch: der Abgeordnete Adenauer.
Wenn die CDU ihren Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Heidelberg bestimmt, kann Martini nicht für sich selbst stimmen. Als sich die Mitglieder des CDU-Stadtverbands am vergangenen Freitagabend im Lützelsachsener Schützenhaus trafen, wählten sie bei gewittrigem Wetter die Delegierten für die Nominierungsversammlung. Ulf Martini schaffte es nur in die Position des Nachrückers.
"Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht", sagte er am Dienstag im RNZ-Gespräch. Auf der anderen Seite könne er nachvollziehen, dass sich Teile des Stadtverbands – speziell Vertreter der Kernstadt-CDU – brüskiert fühlten: "Vielleicht meinten sie, mir einen Denkzettel verpassen zu müssen." Martini hatte seine Bewerbung bei der Kreisgeschäftsstelle der CDU eingereicht, ohne sich vorher mit dem Gesamtstadtverband abzustimmen. Dennoch bereut er seine Entscheidung nicht: "Damit kann ich leben", sagt er zum Votum seiner Parteifreunde: "Wer das Feuer scheut, sollte nicht zur Feuerwehr gehen, sondern daheim bleiben." Gerade jetzt werde er dokumentieren, dass er es ernst meint mit seinen Plänen.
Er will nicht darüber spekulieren, ob nicht doch andere Thematiken ausschlaggebend waren: etwa seine Haltung zur "Werteunion". Zur Erklärung: Martini hat sich – ebenso wie der in Lützelsachsen lebende CDU-Stadtverbandsvorsitzende Christian Lehmann – von dieser Gruppierung distanziert.
"Es kommt auf die Wähler an"
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Der CDU-Ortsverband Weinheim-Kernstadt hat dagegen bereits mehrmals prominente Vertreter der "Werteunion" in die Zweiburgenstadt geholt. Die Kernstädter bilden die zahlenmäßig größte Gruppe im Gesamtstadtverband.
Wer einige der letzten Mitgliederversammlungen des CDU-Stadtverbands besucht hat, weiß indes auch um die Querelen rund um die Parteikasse. Martini hatte sich in seiner Zeit als Schatzmeister nach Mitgliedsbeiträgen erkundigt, die seit längerer Zeit ausstanden. Auch das könnte dem einen oder anderen nicht gepasst haben. Auch hierzu sagt der Betroffene wenig, das Wenige aber deutlich: "Man kann eine Kasse korrekt oder inkorrekt führen. Ich nehme für mich in Anspruch, sie korrekt geführt zu haben."
Letztlich komme es ihm jedoch nicht darauf an, worüber in der CDU spekuliert wird. "Es kommt auf den 25. Juli an", stellt er klar. Er baut darauf, dass die Delegierten alle Bewerber anhören und abwägen, ehe sie eine Entscheidung treffen. Denn am Ende müssten die Bürger den CDU-Kandidaten in den Bundestag wählen, nicht die Partei. Als Konkurrent steht bisher der Heidelberger CDU-Kreisvorsitzende Alexander Föhr fest. Weitere Bewerbungen sind möglich, theoretisch sogar im Verlauf der Delegiertenversammlung, die in der Dossenheimer Jahnhalle stattfindet.
Bereits am 10. Juli wird entschieden, wer der nächste Landtagskandidat der CDU wird. Hier heißt der Weinheimer Bewerber Andreas Gabriel. Und auch zu dem Lützelsachsener gibt es eine Geschichte, deren Erzähler nicht Ulf Martini heißt: Eigentlich hatten die CDU-Ortsverbände ihre Delegierten für die Nominierung des CDU-Landtagskandidaten (10. Juli in Schriesheim) schon bestimmt. Dann musste die Wahl wiederholt werden, aufgrund einer Satzungsänderung ist inzwischen der Gesamtstadtverband zuständig. Während dieser Gabriel zum Delegierten für beide Nominierungsrunden ernannte, soll ihm sein Heimatverband in Lützelsachsen die Zustimmung verweigert haben.
Der CDU Ortsverband Weinheim teilte am Dienstag auf seiner Facebook-Seite mit, dass der dort veröffentlichte Beitrag zur Mitgliederversammlung des Stadtverbandes eine persönliche Stellungnahme von Sascha Pröhl sei. Es handle sich um keine offizielle Stellungnahme des CDU-Ortsverbands Weinheim-Kernstadt.