Bundestagswahl 2017

Region bestimmt die 18-Uhr-Prognose mit

Wahlforschungsinstitute befragen am Sonntag die Wähler in vier Wahllokalen rund um Heidelberg

22.09.2017 UPDATE: 23.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Schon bei vergangenen Wahlen - hier bei der Europawahl vor drei Jahren in Nußloch - wurden in der Region Wähler befragt. Foto: Fink

Von Christoph Moll

Region Heidelberg. "Mauer trägt seinen Teil zur 18-Uhr-Prognose bei", sagt Mathias Schmalzhaf, der Hauptamtsleiter der Elsenztalgemeinde. Aber nicht nur Mauer: Wenn an diesem Sonntag um Punkt 18 Uhr nach Schließung der Wahllokale wieder Millionen gespannt vor den Fernsehern sitzen und die Prognosen zum Ausgang der Bundestagswahl in der ARD und im ZDF verfolgen, dann haben daran noch weitere Wähler rund um Heidelberg mitgewirkt.

Die Region beeinflusst die Wahlprognosen: Das Wahlforschungsinstitut "Infratest dimap" aus Berlin und die Mannheimer "Forschungsgruppe Wahlen" haben sich nämlich neben einem Bezirk in Mauer noch weitere Wahllokale in Leimen, Neckargemünd und Nußloch für ihre Wählerbefragungen herausgepickt. Hier dürfen die Bürger gleich zwei Mal wählen, also insgesamt vier Kreuzchen setzen.

Hintergrund

So laufen die Wählerbefragungen ab: Für "Infratest dimap" ist am Sonntag ein Mitarbeiter je Wahllokal den gesamten Tag über vor Ort. Dieser spricht möglichst viele Wähler an, nachdem diese ihre Stimme abgegeben haben, wie Institutssprecherin Irina Roth

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So laufen die Wählerbefragungen ab: Für "Infratest dimap" ist am Sonntag ein Mitarbeiter je Wahllokal den gesamten Tag über vor Ort. Dieser spricht möglichst viele Wähler an, nachdem diese ihre Stimme abgegeben haben, wie Institutssprecherin Irina Roth erklärt. Wenn die Wähler der anonymen Teilnahme zustimmen, erhalten sie einen Fragebogen, den sie alleine in einer separaten Wahlkabine ausfüllen. "Alle Wähler werden nach ihrer Wahlentscheidung sowie nach Alter und Geschlecht gefragt", so Roth. Ein Teil der Wähler bekommt einen längeren Fragebogen mit zusätzlichen Fragen wie Schulabschluss, Berufstätigkeit und Aspekten, die für ihre Wahl entscheidend waren. Anschließend wird der Stimmzettel in eine Pappbox geworfen. Diese wird tagsüber mehrmals geleert. Der Mitarbeiter wertet die Stimmzettel aus und gibt die Ergebnisse telefonisch weiter. In den von der "Forschungsgruppe Wahlen" ausgewählten Wahllokalen erhalten die Wähler einen einseitigen Fragebogen, der ebenfalls in eine separate Wahlurne eingeworfen wird. Die "Forschungsgruppe Wahlen" hat zwei Mitarbeiter je Wahllokal vor Ort, die die Urne mehrmals am Tag leeren und die Ergebnisse nach Mannheim "durchtelefonieren", wie Sprecher Matthias Jung erklärt. cm

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In Mauer befragt die "Forschungsgruppe Wahlen" im Auftrag des ZDF im Wahllokal "Heidschen Haus" Wähler des "Wahlbezirks 3". "Es ist unser flächenmäßig größter Bezirk", erklärt Hauptamtsleiter Schmalzhaf. Hier wählt unter anderem das Neubaugebiet Hüttenklinge mit etwa 850 Wahlberechtigten. Das 4000-Einwohner-Dorf ist für Wahlforscher interessant: Bei der Landtagswahl im letzten Jahr sammelte "Infratest dimap" Daten für die ARD-Prognose im "Wahlbezirk 4". Der Bezirk, der im Rathaus an die Urne gebeten wurde. "Das Ergebnis lag damals nah am Landesergebnis", beobachtete Schmalzhaf.

Tatsächlich ist dies für die Wahlforscher jedoch kein Kriterium: Es handle sich um eine "reine Zufallsauswahl" der Bezirke, erklärt Matthias Jung von der "Forschungsgruppe Wahlen". Entscheidend sei, dass alle ausgewählten Wahlbezirke zusammen möglichst nah am Gesamtergebnis liegen.

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Infratest geht ähnlich vor: "Ob eine einzelne Gemeinde oder ein einzelner Wahlbezirk besonders gut zum gesamten Wahlergebnis passt, ist für uns kein Auswahlkriterium", erklärt Sprecherin Irina Roth. "Entscheidend ist für uns, wie gut die gesamte Stichprobe die Ergebnisse und Strukturen im Wahlgebiet abbildet." Nur möglichst "durchschnittliche" Wahlbezirke auszuwählen, wäre ein "schwerer methodischer Fehler", sagt Roth. Es müssten Wahlbezirke mit hohen und niedrigen Anteilen einer Partei oder mit hoher und niedriger Wahlbeteiligung dabei sein.

Infratest hat 624 Wahllokale in ganz Deutschland ausgewählt. Die "Forschungsgruppe Wahlen" befragt Wähler in 400 Wahllokalen. Ein weiteres davon ist die Kindertagesstätte im Kleingemünder Neubaugebiet. Hier können rund 1600 Wahlberechtigte des "Wahlbezirks VI Kleingemünd" ihre Stimme abgeben. "Hier gibt es durch das Baugebiet eine gute Durchmischung von jüngeren und älteren Bürgern", sagt Stadtsprecherin Petra Polte.

Infratest hat sich den "Wahlbezirk 001-03" in Leimen-Mitte ausgesucht, dessen Wahllokal sich in einem Klassenzimmer der Turmschule befindet. Hier sind etwa 1250 Bürger zur Bundestagswahl aufgerufen, wie Michaela Hack von der Stadtverwaltung sagt. "Infrastest dimap" hatte genau diesen Wahlbezirk auch schon bei der letzten Landtagswahl ausgewählt. Die Berliner befragen zudem in Nußloch in der Lindenschule Wähler des "Wahlbezirks 001-10" mit 1045 Wahlberechtigten.

Infratest will am Sonntag in ganz Deutschland etwa 100.000 Wähler befragen, die Forschungsgruppe strebt etwa 50.000 "Interviews" an. So sollen möglichst gute Prognosen entstehen. "Erfahrungsgemäß liegt die durchschnittliche Abweichung bei 0,3 Prozentpunkten pro Partei", sagt Infratest-Sprecherin Roth. Bei der Forschungsgruppe Wahlen lagen die durchschnittlichen Abweichungen pro Partei in der Vergangenheit "deutlich unter einem Prozentpunkt", sagt Matthias Jung. "Wir in Mauer", sagt Hauptamtsleiter Mathias Schmalzhaf, "geben uns jedenfalls große Mühe, möglichst gut zur Prognose um 18 Uhr beizutragen."

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