Bürgermeisterwahl Edingen-Neckarhausen

"Die Partei"-Kandidat hat ernste Absichten (plus Video)

Die RNZ traf den Bürgermeisterkandidat Gerd Wolf an der Fischkinderstube. Ihm sind Photovoltaik-Balkonanlagen ein Anliegen.

21.10.2022 UPDATE: 21.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Bürgermeisterkandidat Gerd Wolf traf sich mit der RNZ an der Fischkinderstube, mit der ihn auch emotional etwas verbindet. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Zum Treffen mit der RNZ bringt Gerd Wolf zwei Cappuccini von der Bäckerei Stahl mit. Eine "Homestory" in den eigenen vier Wänden hat der Bürgermeister-Kandidat zwar abgelehnt, dafür aber die Fischkinderstube zwischen den Ortsteilen vorgeschlagen. Ein schönes Fleckchen, mit dem ihn auch emotional etwas verbindet. Die Fischkinderstube, schildert er, hätte er gerne noch seiner Mutter gezeigt, doch das war nicht mehr möglich.

Gerd Wolf ist Jahrgang 1961 und Mitglied der Satirepartei "Die Partei". Zuvor war er bei der Linken, zählte zum Gründerkreis des Ortsvereins und war in Heidelberg auch in deren Kreisvorstand. Dann der Wechsel zur Satirepartei, der er bereits angehörte, als er 2021 für Dastan Jasim in die Fraktion der Linken nachrückte. Vor Kurzem verließ er die Fraktionsgemeinschaft mit Edgar Wunder und machte dafür Kommunikationsprobleme verantwortlich.

Nach dem Verlust seiner Mutter habe er kurz überlegt, ob er seine Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters zurückzieht. "Sie war aber stolz auf mich, dass ich als Bundestagskandidat für die Partei angetreten war, deshalb habe ich die Bewerbung aufrechterhalten." Wolf wohnt in Neu-Edingen "seit kurz nach meiner Geburt nach wie vor im Elternhaus" und ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern im Alter von 17 und 19 Jahren.

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er bei ABB-Stotz in Heidelberg, ist dort Crossmedia-Manager und nennt als großes Hobby die Fotografie, gerne auch bei Sportveranstaltungen. Sport war früher ein bedeutendes Thema – er war Volleyball-Leistungstrainer bei verschiedenen Vereinen und zweimal bei einer Deutschen Meisterschaft dabei. Im Beachvolleyball, das er sehr liebe, habe es einmal bis zum Viertelfinale gereicht.

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Manche sagen, er sei lediglich ein "Spaßkandidat", doch Gerd Wolf hat durchaus ernste Absichten. "Soziale Themen sind mir sehr wichtig. Wenn mir jemand sagt, ich hätte ein Helfersyndrom, dann finde ich das nicht negativ."

Kurz nachdem Russland die Ukraine überfiel, stellte Wolf im Gemeinderat den Antrag, im Edinger Hafen dürften keine Jachten von russischen Oligarchen mehr anlegen. Auf diese noch satirische Forderung folgten ernste Taten. Als in die Kreisunterkunft in der Gerberstraße ukrainische Geflüchtete einzogen, ging er vor Ort und bemerkte, dass es kein Fernsehen gab. Er kümmerte sich darum, sprach mit dem Landratsamt und Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold, wie Abhilfe zu schaffen sei. Wenige Tage später waren ein Fernseher und Satellitenschüssel installiert. "Ich würde schon sagen, dass ich ein Computer- und Elektroniknerd bin", meint Wolf.

Seine Motivation, für das Amt als Bürgermeister zu kandidieren, begründet er so: "Ich lebe hier, es gefällt mir hier und ich will die Gemeinde modernisieren." Ein wichtiges Anliegen ist ihm die Ausstattung privater Wohnungen mit Photovoltaik-Balkonanlagen. "Das ist nicht teuer, spart aber Geld." Dazu würde er gerne Informationen breiter streuen. Oder auch die Gemeinde auf ihren freien Flächen mit Solar-Kraftwerken aufrüsten. "Es gibt schöne Städte in Bayern, die das seit Langem machen, und ihre Bürger mit Strompreisen von 17 bis 19 Cent pro Kilowattstunde entlasten."

Wolf bemängelt, dass im Gemeinderat wichtige Themen geschoben würden. "Dann fliegen sie irgendwann ganz vom Tisch. Ein Bürgermeister könnte und müsste mehr Druck machen." Das Gleiche gelte für die seit Längerem geplante Bürger-App. "Die sehe ich auch noch nicht." Zu seinen Schwerpunktthemen erklärt der Kandidat Energie und Transparenz. "Man könnte öffentliche Gemeinderatssitzungen live streamen und dann auch auf Youtube lassen." Wolf sagt weiter: "Wir beschweren uns, dass die Leute nicht politisch sind, aber wir halten die Politik von Ihnen fern." Er verweist auf die von ihm geforderte Bierpreisbremse: "Das bringt Entlastung für die Straßen und sorgt für mehr Sicherheit", findet er.

Sich selbst beschreibt er als "recht geduldig und überlegt". Er wäge Entscheidungen ab, doch wenn er sie getroffen habe, ziehe er sie konsequent durch. Er sei lösungsorientiert und pragmatisch "aber auch emotional". Für die Jugend will er etwas anbieten, "wofür echter Bedarf besteht." Eventuell mehr technische Angebote: "Die Kommune müsste ihre sozialen Kanäle besser bespielen, um Jugendliche zu erreichen." Für ältere Mitbürger hält er die Einrichtung eines Fahrdiensts angesichts mangelhafter Busverbindungen für sinnvoll. Die Anschaffung eines Kleinbusses schwebt ihm vor. Dass ein Bürgermeister aus den Reihen des Gemeinderats kommen soll, hält Wolf angesichts der prekären finanziellen Lage der Doppelgemeinde für besser.

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