Zwischen Edingen und Neckarhausen entsteht eine Fischkinderstube
Edingen-Neckarhausen will 3,5 Millionen vom Land für den 1,3 Hektar großen See - Umweltminister wird Anfang September im Rathaus erwartet

Bereits beim Bürgertag 2012 im gemeindeeigenen Bauhof stand die geplante "Fischkinderstube" im Fokus der Fragen, denen sich Bauamtsleiter Horst Göhrig (li.) stellte. Foto: Hofmann
Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. Gerade einmal rund 20 Bürger und zehn Gemeinderäte hatten sich am Dienstag in den Bürgersaal des Rathauses in Edingen verirrt, wo die Gemeinde nochmals die geplante "Fischkinderstube" zwischen den beiden Ortsteilen am Neckar vorstellte. Offensichtlich haben die Edingen-Neckarhäuser das feuchte Projekt im Gewann "Tagweide" bereits ins Herz geschlossen. Dies förderte auch die Fragestunde zutage, bei der keine kontroversen Ansichten geäußert wurden. Die Bürger interessierten sich vielmehr für Hochwasserschäden, Barrierefreiheit, Toiletten, Missbrauch durch Feiernde oder Verschmutzung durch Hundekot.
Zunächst schilderte Bürgermeister Roland Marsch die Entstehungsgeschichte des Projekts, das seinen Anfang 2009 genommen hatte. Damals sei die Initiative vom Nachbarschaftsverband Rhein-Neckar ausgegangen und maßgeblich von den Anglerverbänden initiiert worden. 2010 habe der Gemeinderat beschlossen, die Trägerschaft des Projekts zu übernehmen und das Heidelberger Institut für Umweltstudien-IUS beauftragt, die wasserrechtliche Genehmigung zu beantragen. Die Verwaltung wurde beauftragt, Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten.
Im November 2014 habe der Gemeinderat entschieden, das Projekt in einem Zug zu realisieren. Am Dienstagnachmittag sei nun der Förderantrag mit einem Volumen von 3,5 Millionen Euro an das Regierungspräsidium in Karlsruhe fertiggestellt worden, so Marsch.
Landschaftsarchitekt Hartmut Müller-Falkenhahn (IUS) erläuterte anhand von Powerpoint-Folien die Gestaltung des 1,3 Hektar großen Sees in der Uferzone des Neckars. Umrahmt werden soll der See durch eine parkähnlichen Anlage mit Stegen und Aussichtsplattformen mit Erläuterungstafeln. Zudem soll am Südende ein kleines "Amphitheater" mit Sandsteinstufen und Sonnensegel als "Klassenzimmer am Fluss" eingerichtet werden.
Der Verbindungsweg am Neckar bleibe bestehen. Hier entstehen zwei kleine Brücken, um Ein- und Abfluss des Sees queren zu können. Der größere nördliche Bereich ist dem Naturschutz vorbehalten. Dieser werde den Erfordernissen entsprechend bepflanzt und soll mit Flachwasserbereichen zur Laichablage die erforderlichen Schutzzonen bieten. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Gemeinde als "ihren Part" nur das Grundstück einbringe, sagte Marsch. 85 Prozent der Kosten trage das Land, mittlerweile seien zwei Großspenden in Höhe von 200 000 und 250 000 Euro zugesagt worden, der Fischereiverband ist mit 200 000 Euro dabei. Hinzu kämen zwei Kleinspenden zu 5000 Euro. Die Finanzierung stehe. "Jetzt sind wir auf der Zielgeraden", so Marsch. Er erwarte "grünes Licht" von Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne), der am 3. September in der Gemeinde erwartet werde. "Da es keinen solchen Fischkindergarten am gesamten mittleren Neckar gibt, gilt die Maßnahme als ökologisches Leuchtturmprojekt", sagte Marsch.
Wolfgang Reuther, ehemaliger Präsident der Landesfischereiverbands, brach eine weitere Lanze für das Projekt, denn damit könnten die Bürger den Neckar, der jetzt kaum zu sehen sei, wieder spürbar erleben. "Die Chancen überwiegen also die Risiken bei weitem", so Marsch. Wenn alles nach Plan läuft, können ersten Fischkinder 2017 einziehen.



