"Zwangsfusion wird als Tragödie gesehen"

Weinheim. Bittere und schmerzliche Wortbeiträge bei der Kirchengemeinderatsversammlung - Royar und zur Brügge: "Es gibt kein Zurück"

30.11.2011 UPDATE: 30.11.2011 08:14 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Weinheim. (keke) Juristisch wie de facto ist die Verschmelzung von Lukas- und Markusgemeinde seit dem nicht mehr revidierbaren Urteil des obersten Verwaltungsgerichts der Evangelischen Kirche Deutschlands von Anfang November vollzogen. In den Köpfen und Herzen vieler Lukas-Gemeindeglieder ist diese Tatsache aber immer noch nicht angekommen. Dies bewiesen am Montagabend auf der letzten Kirchengemeinderatsversammlung dieses Jahres im Saal des Markus-Gemeindehauses viele "bittere und schmerzliche" Wortbeiträge.

Man akzeptiere den Kirchengerichtsbeschluss, so die Vorsitzende des Lukas-Ältestenkreises, Carmen Hannak. Der besage nämlich nur, dass "kein Kirchengericht für uns zuständig ist". Das eigene Anliegen dagegen sei nicht geprüft worden. Dies wiederum schaffe weder bei den Gemeindemitgliedern und der Kirchengemeinde noch bei Kirche und in der Stadt die notwendige Überzeugung oder inneren Frieden.

Darüber hinaus, so Hannak, habe man in Lukas den "sicheren Eindruck", dass sich die Finanzlage der Kirchengemeinde seit der Vorlage des Haushaltssicherungskonzepts im Jahre 2008 stark verbessert habe. Überall in der Stadt werde die Zwangsfusion als "Tragödie" angesehen, die derzeitige Lage in der Lukasgemeinde beschrieb Hannak als frustrierend. Erste Kirchenaustritte von bisher engagierten Ehrenamtlichen seien bereits eingegangen. Wenn es die Kirchengemeinde schaffe, ihre Finanzprobleme ohne Fusion in den Griff zu bekommen, würde ihr "großer Respekt gezollt" werden.

"Es gibt kein Zurück", wiederholten Pfarrer Dr. Stefan Royar (Johannisgemeinde) und der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Jörn zur Brügge, gebetsmühlenartig. Die Fusion sei mit dem Gerichtsurteil vollzogen und müsse jetzt mit Leben gefüllt werden.

Gerhard Mackert, Kirchenältester in der Markusgemeinde, schlug sich auf die Seite der Lukas-Jünger. Auch Lukas habe ein "Recht auf Heimat". Man habe die Verantwortung für alle Kirchengemeindemitglieder in Weinheim, betonte Pfarrer Royar. Dabei gelte es, auch bittere Entscheidungen zu akzeptieren.

Wäre die Fusion bereits frühzeitig erfolgt, würde man laut Plan des HSKs durch Synergien und andere Effekte um rund 100 000 Euro besser dastehen, legte Geschäftsführer Markus Knötzele entsprechende Zahlen vor. Tatsächlich aber liege man um 16 000 Euro schlechter als man nach dem Plan des HSK eigentlich liegen müsste.

"Kann auf einer erzwungenen Fusion Segen liegen?" Lukas-Kirchenältester Eckard Grebenstein zeigte sich uneinsichtig. Man könne es sich leisten, eine "Atem- und Denkpause einzulegen" und die "Fusion ruhen zu lassen, bis neue belastbare Zahlen vorliegen". Der Antrag, die Fusion bis zur Vorlage von Ergebnissen des Finanz- und Strukturausschusses ruhen zu lassen, wurde mit 15 gegen fünf Stimmen abgelehnt.

Breite Mehrheit fand dagegen der Antrag, der die neue Gemeinde in der Weststadt auffordert, bis zur ersten Sitzung des Kirchengemeinderats im März 2012 einen Zeitplan zur weiteren gemeinsamen Umsetzung der Fusion vorzulegen. Dieser Plan soll den Zeitraum bis zu den Kirchenwahlen im November 2013 umfassen. Einstimmigkeit herrschte bei der Beauftragung des Finanz- und Strukturausschusses, bis zur nächsten Zusammenkunft das fortgeschriebene Haushaltskonsolidierungskonzept vorzulegen.

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