Wohngebiet Mittelgewann: "Regierungspräsidium hat Bedarf anerkannt"
"Nachgehakt" beim Nachbarschaftsverband: Müller hält es für ausgeschlossen, dass Mittelgewann nicht als Wohngebiet funktioniert

Wie das neue Baugebiet einmal aussehen könnte, zeigt eine Foto-Montage der Gemeinde: Geplant sind Häuser für rund 600 Menschen auf 10,7 Hektar Fläche, dazu kommen 4,3 Hektar Ausgleichsfläche. Foto: Gemeinde Edingen-Neckarhausen
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Das MVV Büro Regioplan Mannheim hat im Auftrag der Kommune den Bedarf nach Wohnraum untersucht. Die Vorgehensweise war dabei dieselbe, die auch der Nachbarschaftsverband anwendet. Die RNZ sprach mit Verbandsgeschäftsführer Martin Müller (Foto: zg) über den Wohnbedarf, übers Mittelgewann und über sozialen Wohnungsbau.

Nach welchem Konzept wird der Bedarf nach Wohnraum in Edingen-Neckarhausen ermittelt?
Für den Flächennutzungsplan wurde die Methode des Landes Baden-Württemberg zugrunde gelegt. Demnach liegt der Bedarf für Edingen-Neckarhausen bei 14 Hektar. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat diesen Bedarf auch bereits anerkannt. Davon unabhängig beobachten wir, dass neue Wohngebiete zwischen Heidelberg und Mannheim generell innerhalb kurzer Zeit vollständig besiedelt werden. Baugebiete werden nicht alleine durch die örtliche Bevölkerung angenommen, vielmehr interessieren sich auch Menschen aus der Nachbarschaft für ein solches Angebot.
Wenn man sich die größeren Wohngebietsentwicklungen der letzten Jahre ansieht, dann sind diese zu ganz großen Teilen aufgrund einer aktuell sehr starken regionalen Nachfrage zügig umgesetzt worden.
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Hintergrund
Im Vorfeld des Bürgerentscheids über das geplante Neubaugebiet Mittelgewann hat die RNZ unter der Überschrift "Nachgehakt" Thesen von Befürwortern und Kritikern aufgegriffen und sie noch einmal näher beleuchtet.
Fazit des schriftlich geführten Interviews mit Martin
Im Vorfeld des Bürgerentscheids über das geplante Neubaugebiet Mittelgewann hat die RNZ unter der Überschrift "Nachgehakt" Thesen von Befürwortern und Kritikern aufgegriffen und sie noch einmal näher beleuchtet.
Fazit des schriftlich geführten Interviews mit Martin Müller: Das "Mittelgewann" ist als Baugebiet im Flächennutzungsplan ausgewiesen und demnach bebaubar. Der Verband hegt keinen Zweifel daran, dass es sich füllen wird. Zugleich betont der Verband die hohe ökologische Wertigkeit des Areals, die die Kommune ausgleichen müsse. nip
Halten Sie diese Nachfrage auch bei einem möglichen Neubaugebiet im Mittelgewann für möglich?
Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage halte ich es für ausgeschlossen, dass das Mittelgewann als Wohngebiet nicht funktioniert. Es bietet kurze Wege zum Einkaufen, zu Schulen und zur Ortsmitte. Darüber hinaus liegt es direkt am Bahnhof Edingen.
Wie bewerten Sie die ökologische Wertigkeit des Mittelgewanns? Der Naturschutzbund sieht hier hohes Konfliktpotenzial.
Es ist unstrittig, dass es hier größere ökologische Wertigkeiten gibt als bei manch anderen Baugebieten. Dies wird auch durch den Landschaftsplan bestätigt. Gleichwohl ist an dieser Stelle nach dem Flächennutzungsplan eine Bebauung möglich. Die Eingriffe in Natur und Landschaft muss die Gemeinde im Bebauungsplan ausgleichen.
Die SPD legt Wert auf sozialen Wohnungsbau im Mittelgewann. Gewinnt dieser Aspekt Ihrer Einschätzung nach angesichts der steigenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum gerade an Bedeutung?
Es fehlt nicht nur in den Großstädten an bezahlbarem Wohnraum, diese Thematik betrifft die gesamte Region. Deshalb halte ich diese Forderung für berechtigt. Vor vier Jahren ging das statistische Landesamt für das Gebiet des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim noch von einem Bevölkerungsrückgang von 4,3 Prozent bis 2030 aus. Inzwischen wird von einem Bevölkerungszuwachs von 4,5 Prozent ausgegangen. Das Thema "preisgünstiger Wohnraum" war daher bis vor kurzem nicht näher problematisiert, wird aber generell an Bedeutung gewinnen.
Für wie realistisch halten Sie die Verwirklichung von sozialem Wohnungsbau im Mittelgewann, wo die Kommune gerade einmal 0,8 Hektar eigene Fläche in Händen hält?
Auch damit lässt sich ein gewisses Maß an sozialem Wohnungsbau sichern. Darüber hinaus erhält die Gemeinde durch die Umlegung aller Voraussicht nach weitere Flächen, die sie dann für ihre Ziele einsetzen kann.
Sind große Baugebiete leichter zu erschließen als mehrere kleine?
Ökonomisch und verfahrenstechnisch ist es sicher weniger Aufwand, das in einem Guss zu machen.
Über die Kosten-/Nutzenrechnung fürs Mittelgewann streiten sich Gegner und Befürworter. Unter welchen Voraussetzungen erzielt ein Baugebiet dieser Größe Gewinn?
Dabei spielen sehr viele finanzielle Aspekte eine Rolle, die sich aber nicht ohne Weiteres in Zahlen fassen lassen. Ein funktionierendes Baugebiet ist aber sicher kein Minusgeschäft. Es geht ja auch darum, den Ort insgesamt dauerhaft mit Leben zu erfüllen und attraktiver zu machen.



