Weinheims Schlossgastronom: "Ich gehe nicht im Zorn"
Jan Hutter will sich beruflich neu orientieren - Er werde die Jahre im Weinheimer Schloss trotz einiger Probleme in guter Erinnerung behalten

Jan Hutter
Von Philipp Weber
Weinheim. Er hatte es sich lange überlegt, aber am Ende fiel ihm die Entscheidung leicht: Gastronom Jan Hutter (48, Foto: Kreutzer) verzichtet auf eine Pachtverlängerung und verlässt "sein" Schlossparkrestaurant Ende September. Nach 22 Jahren in der Selbstständigkeit will er sich eine neue Herausforderung suchen - und Jugendliche auf Berufe in der Gastronomie vorbereiten.
"Mein Team und ich gehen nicht im Zorn", beteuerte er gestern auf Anfrage dieser Zeitung, "bis zum 30. September geben wir Vollgas. Ich freue mich auf das letzte halbe Jahr, aber auch auf die Zeit danach".
Nach knapp zehn Jahren als Schlossgastronom hätte Hutter den Pachtvertrag um weitere fünf Jahre verlängern können, ohne die Stadt um Erlaubnis bitten zu müssen. Doch offenbar sprach einiges dagegen. "Ich bin 48 Jahre alt und sehe jetzt noch gute Möglichkeiten, etwas anderes zu machen", sagte er. Er werde die Jahre im Weinheimer Schloss trotz einiger Probleme in guter Erinnerung behalten; allerdings seien die Rahmenbedingungen zuletzt härter geworden.
"Für die Individualgastronomie wird es überall schwieriger", so Hutter. Die gesetzlichen Auflagen hätten an Umfang zugenommen. Zudem sei es keineswegs einfach, geeignetes Personal zu bekommen. Die hohe Zahl an Gastronomiebetrieben in der Innenstadt erzeuge ohnehin ein erhöhtes Maß an Konkurrenzdruck.
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Wie die meisten Weinheimer Gastronomen hatte sich Hutter seine eigene Nische gesucht: Im Schlossparkrestaurant konnte man nicht nur saisonale Gerichte bestellen, sondern sich auch auf die starke iberische Prägung der Speise- und Rotweinkarte freuen: Hutter hatte eine Zeit lang in Spanien gelebt und gearbeitet. Allerdings werde es auch für Gastronomen zunehmend problematisch, echte Exklusivprodukte anzubieten, plauderte Hutter gestern aus dem Nähkästchen: Verfügten in früheren Zeiten ausschließlich bestimmte Gaststättenbetreiber über ausgefeilte Liefernetzwerke für seltene Speisen und Weine, können sich Feinschmecker diese inzwischen oft mit wenigen Mausklicks im Internet bestellen. "Da steht die Gastronomie vor Herausforderungen", so Hutter.
Genug zu tun ist in den letzten Monaten trotzdem: Das Restaurant ist an fast allen Frühjahrs- und Sommerwochenenden ausgebucht. Ob der Alltagsbetrieb läuft, ist wetterabhängig. Hutter kann sich in den kommenden Monaten auch der Unterstützung einiger ehemaliger Mitarbeiter gewiss sein - ehe "sein" Restaurant den Pächter wechselt.



