OB Bernhard wird sich an seinem 60. erklären
Längst hat Heiner Bernhard seiner Geburtsstadt seinen Stempel aufgedrückt - Heute wird er 60 Jahre alt und will offenbar ein Statement abgeben, ob er nochmals für als Stadtoberhaupt zur Wahl antritt

Oberbürgermeister Heiner Bernhard in seinem Arbeitszimmer im Schloss. Ob er weitere acht Jahre OB sein will? Dazu will er sich am heutigen Samstag äußern. Foto: Kreutzer
Von Peter Wiest
Weinheim. Auch wenn es nach einem Klischee klingen mag - es ist nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit: Der Mann ist ein Weinheimer mit Leib und Seele. Und das seit mittlerweile bereits sechs Jahrzehnten. So wie seine geliebte Heimatstadt ihn geprägt hat, so hat ihr Heiner Bernhard seinerseits auf seine ganz eigene Art seinen Stempel aufgedrückt - auch und besonders in den letzten anderthalb Jahrzehnten als Oberbürgermeister; in manchen Bereichen auch schon vorher. Am heutigen Samstag wird der OB der Zweiburgenstadt 60 Jahre alt - Anlass zum Feiern, aber auch zum Innehalten und Rückblicken. Und ein bisschen auch zum Vorausschauen.
Hintergrund
Seit 2002 ist Heiner Bernhard Oberbürgermeister in Weinheim. Einige Schwerpunkte seiner Amtszeit:
> Wohnen: Erschließung und Besiedelung des Wohngebiets Lützelsachsen Ebene. Weitere geplante Bau- und Sanierungsgebiete in den Allmendäckern und Westlich
Seit 2002 ist Heiner Bernhard Oberbürgermeister in Weinheim. Einige Schwerpunkte seiner Amtszeit:
> Wohnen: Erschließung und Besiedelung des Wohngebiets Lützelsachsen Ebene. Weitere geplante Bau- und Sanierungsgebiete in den Allmendäckern und Westlich Hauptbahnhof.
> Bildung: Aufbau der Bildungsregion und Ausbau von Kitas und Schulen.
> Umnutzungen: Revitalisierung der früher industriell genutzten Stadtviertel "Werk Müll" und "Alte Lackierfabrik".
> Innenstadt: Abschluss der Innenstadtsanierung mit Grabengasse und Dürreplatz. Belebung der City, die "aus dem Dornröschenschlaf" erwacht ist, wie viele sagen.
> Tourismus: Stärkung des City-Managements und des Tourismus als Standortfaktor, auch mit der Umsiedlung der Tourist-Info an den Marktplatz. Touristische Einbindung Weinheims in "Bergstraße" und "Geopark".
> Kultur: Großes Kultur- und Veranstaltungsangebot.
> Zwei Stadtjubiläen mit großer Außenwirkung: im Jahr 2005 "1250 Jahre Ersterwähnung"; im Jahr 2014 dann "750 Jahre Stadtrechte".
> Nahverkehr: Bau des Zentralen Omnibusbahnhofs am Hauptbahnhof.
> Großprojekte: Entwicklung von drei Standorten, die zu Beginn von Bernhards Amtszeit vor sich hin dümpelten, wie es oft hieß: "Birkenmeier", das ehemalige Kaufhaus am Eingang zur Fußgängerzone, das Schlossberg-Areal und der ehemalige Güterbahnhof. Alle drei Standorte gelten heute als erfolgreich entwickelt.
> Schlossberg-Areal: Hier gab es wegen der dichten Bebauung Kritik aus der Bürgerschaft und in Teilen des Gemeinderats; mittlerweile wird das Areal mit einem Schwerpunkt Senioren und einer Fußwegverbindung zur Fußgängerzone jedoch von den meisten Weinheimern als zukunftsweisend angesehen. wit
Die Frage, ob er sich denn alt fühle mit seinen mittlerweile 60 Lenzen, beantwortet Heiner Bernhard mit einem Schmunzeln. "Wenn meine Generation in jungen Jahren Leute in diesem Alter kennengelernt hat", sagt er, "dann waren die oft in der Tat alt - und haben sich auch so gefühlt. Daran allerdings", fährt er fort, "hat sich glücklicherweise einiges geändert". Ältere Menschen könnten heute länger am aktiven Leben teilhaben, so Bernhard: "Und das ist natürlich gut so." Gleichzeitig jedoch wirft dies nicht nur für ihn neue Fragen auf: "Wie lange etwa wird der Generationenvertrag noch halten?"
So blickt der heutige Jubilar zwar mit einer gewissen Skepsis, überwiegend jedoch mit Zuversicht und Optimismus auf die Zeit, die noch vor ihm liegt. Und auf die Jahre hinter sich schaut er mit berechtigtem Stolz zurück: Ist das, was er als Oberbürgermeister für seine Stadt geleistet hat, doch mehr als beeindruckend.
In die Wiege gelegt war es Heiner Bernhard dabei keineswegs, dass er einmal Stadtoberhaupt der größten Kommune im Rhein-Neckar-Kreis werden würde. Dort erblickte er am 29. Juli 1957 das Licht der Welt; dort wuchs er auf, ging zur Schule und machte 1976 am Werner-Heisenberg-Gymnasium sein Abitur. Danach "zog es mich in die große weite Welt", wie er es mit seinem ganz eigenen, irgendwie immer bodenständig wirkenden Humor augenzwinkernd ausdrückt: In Heidelberg studierte er Rechtswissenschaften; in Mannheim lebte er vorübergehend.
Auch dass Jura sein Metier werden würde, war zuvor nicht unbedingt klar gewesen, erinnert er sich: "Große Karrierepläne hatte ich wie wohl die meisten meiner Freunde damals erst mal nicht." Erst nachdem er durch die erste Zwischenprüfung gefallen war, wuchs der Ehrgeiz: "Das war gefühlt eine riesige Niederlage - und so etwas sollte sich möglichst nicht wiederholen."
Das tat es denn auch nicht. 1986 machte Heiner Bernhard sein zweites juristisches Staatsexamen; noch im gleichen Jahr begann er seine Tätigkeit als Verwaltungsjurist im Rechtsamt der Stadt Heidelberg. Dort konnte er dann jede Menge Erfahrung sammeln, erinnert er sich - und nicht nur die: "In Heidelberg, da war man damals als Jurist wer."
Dies umso mehr, als Bernhard 1994 zum Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung in der Neckarstadt bestellt wurde. "Und das war dann eine Zeit, die mich wirklich geprägt hat", erinnert er sich heute an Dinge, die damals für Schlagzeilen sorgten: Die Auflösung des Autonomen Zentrums oder einer Wagenburg in der Stadt etwa; ebenso die heftigen Auseinandersetzungen an Walpurgis zwischen Corpsstudenten und Demonstranten, die eigentlich auf der Thingstätte feiern wollten - und vieles andere mehr. "Rückblickend war das für mich alles in allem eine gute Zeit", so Bernhards Fazit: "Aber auch irgendwie enttäuschend, denn es fehlten die Entfaltungsmöglichkeiten."
Die bekam er dann ab 2002 reichlich in seiner Heimatstadt. Nachdem dort die Amtszeit von Uwe Kleefoot als Oberbürgermeister zu Ende ging, mehrten sich die Stimmen, die den Ur-Weinheimer Heiner Bernhard als Kandidaten auf den Schild heben wollten - so lange, bis dieser schließlich zustimmte. Und es war die richtige Entscheidung, wie sich dann herausstellen sollte: Mit 52,2 Prozent der Stimmen wurde er im ersten Wahlgang zu Kleefoots Nachfolger gewählt - gegen einen Kandidaten namens Stefan Dallinger übrigens, der später Landrat des Rhein-Neckar-Kreises werden sollte.
Am 20. Juni 2010 wurde Heiner Bernhard acht Jahre später mit 73,2 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. "Nein, gerade auch die ersten Jahre waren nicht unbedingt eine leichte Zeit", blickt der OB heute auf die mittlerweile 15 Jahre andauernde Amtszeit zurück. Fakt jedoch ist: In den zurückliegenden Jahren wurde Weinheim als Mittelzentrum in der jungen Metropolregion Rhein-Neckar und insbesondere auch mit seiner Lage am Übergang zwischen Ballungsraum und "Hinterland" im Odenwald deutlich gestärkt. Die Stadt wuchs seit 2007 deutlich, nachdem die Bevölkerungszahlen zuvor leicht rückläufig gewesen waren. Heute hat Weinheim über 45.000 Einwohner und wird als Wohnort permanent noch attraktiver.
Neben der Stadtentwicklung selbst hat sich Heiner Bernhard als weiteren Themenschwerpunkt die Bildung gesetzt - und Weinheim mit zur Bildungsregion im Land Baden-Württemberg gemacht. In seine Amtszeit fallen so die Sicherung der regionalen Jugendagentur Job Central, der Aufbau des Bildungsbüros und der bundesweite Ausbau der "Weinheimer Initiative", ebenso die Gründung des Bündnisses Ausbildung.
Für überregionale Schlagzeilen in Bernhards bisheriger Amtszeit sorgte unter anderem die Abwendung eines geplanten Großbordells in der Hildebrand’schen Mühle - und die Gründung eines mittlerweile mit Preisen ausgezeichneten Bürgerbündnisses "Weinheim bleibt bunt" als Gegenbewegung zu NPD-Parteitagen in der Stadt. Nicht zuletzt war und ist Heiner Bernhard nicht nur mit Begeisterung ein Kind seiner Heimatstadt, sondern auch der gesamten Region. In der Kurpfalz engagiert er sich deshalb seit Langem zusätzlich zu seiner Tätigkeit in Weinheim - unter anderem in der Verbandsversammlung der Metropolregion, als Vorstandsmitglied der Sportregion Rhein-Neckar, als Vorsitzender der Metropol-Card-Bibliotheken Rhein-Neckar, als stellvertretender Vorsitzender des "Vereins Kurpfalz" - und in zahlreichen anderen Gremien. Auch privat hat er sein Glück gefunden: Seit 1987 ist er mit der Ärztin Dr. Gudrun Tichy-Bernhard verheiratet; das Paar hat drei Kinder.
Wie es weitergehen wird für den jetzt 60-Jährigen, das hat er bisher weitgehend offen gelassen - insbesondere die Frage, ob er 2018 für eine dann dritte Amtszeit kandidieren wird. Für den heutigen Samstag hat er dazu allerdings eine Erklärung angekündigt, die er bei einem Empfang im Rathaus abgeben will. Nicht nur die Bewohner seiner Heimatstadt sind mehr als gespannt, was ihr OB ausgerechnet an seinem Ehrentag verkünden wird.



