Weicht die Weinheimer Lukas-Kirche neuen "Viergeschossern"?

Erst nach einer harten Debatte fasste der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan an der früheren Kirche

09.01.2014 UPDATE: 09.01.2014 07:15 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Wenn die Lukas-Kirche weg ist, will ein Investor an ihrer Stelle drei- bis vierstöckige Mehrfamilienhäuser bauen. Viele Stadträte sind damit nicht einverstanden. Foto: Dorn
Von Philipp Weber

Weinheim. Auch ein gutes Vierteljahr nach der Entwidmung der Lukaskirche kommt das Gebiet zwischen Schollstraße und Goerdelerweg nicht zur Ruhe. Der Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) beauftragte die Verwaltung gestern zwar mit der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das Geviert rund um die Kirche. Doch bis zum Plazet der Räte vor ungewöhnlich vielen Zuhörern waren eine Menge Erläuterungen seitens der Stadtvertreter und eine Sitzungsunterbrechung nötig. Entscheidender Knackpunkt waren die Skizzen eines Karlsruher Investors, der nach dem Abriss der Kirche drei große Gebäude an der Schollstraße errichten will.

Darin sollen 35 bis 40 Wohnungen Platz finden. Ein Teil davon soll für soziale Zecke genutzt werden. Etwa für betreutes Wohnen oder Hausaufgabenhilfen. Die rechtliche Lage ist indes nicht ganz einfach: Die entscheidenden Grundstücke sind zwar im Besitz der evangelischen Kirche. Trotzdem kann diese ohne die Zustimmung des Gemeinderates keine Wohnbebauung zulassen: Seit Errichtung der Lukaskirche in den 1970er Jahren gilt hier ein Bebauungsplan, der eine gemeindliche (keine private) Nutzung vorsieht.

Die gewohnt engagiert geführte Debatte hatte allerdings weniger mit dem Eintritt in das Planungsverfahren selbst zu tun. Vielmehr stießen die Bauskizzen der Karlsruher Firma "evohaus" weiten Teilen des Gremiums bitter auf. CDU-Rätin Elke König stellte unter anderem die Frage, ob man die "maximale" Ausbeutung der Grundstücke mit drei Vollgeschossen und einem vierten Staffelgeschoss wirklich zulassen solle. "Die direkten Anrainer in ihren zweigeschossigen Häusern bekommen damit vier Stockwerke vor die Nase geknallt." Gerhard Mackert (Freie Wähler) verweigerte dem Beschluss zunächst seine Zustimmung. Eine "de facto viergeschossige" Bebauung sei nicht zu vermitteln. Das hätten Gespräche vor Ort gezeigt. Sein Gegenvorschlag: Maximal zwei- bis dreigeschossige Häuser zulassen, besser noch eine Bebauung mit Reihenhäusern.

OB Heiner Bernhard verwies darauf, dass es sich um einen Aufstellungsbeschluss handle, über die Ausgestaltung des B-Plans aber noch zu reden sei. "Dem Gemeinderat stehen alle Möglichkeiten offen, noch Änderungen vorzunehmen", pflichtete Erster Bürgermeister Torsten Fetzner bei - und machte auch auf das Fehlen von Geschosswohnungen für Familien aufmerksam. Doch auch die SPD hatte Einwände. Constantin Görtz argumentierte mit der Schollstraße als einer Art Quartiersgrenze: Zwischen eher massiver Bebauung im Westen, aber kleineren Gebäuden im Osten. Einer seiner Vorschläge: Die Ausrichtung der Baukörper ändern, sodass sie nicht als Blockbauten an der Straße stehen.

Kritik kam von Elisabeth Kramer (GAL) und Wolfgang Wetzel (FDP): Kramer plädierte dafür, das Verfahren neu aufzurollen, auch weil der Anteil an Sozialräumen zu gering sei. "Provokant ausgedrückt, handelt es sich um eine Maximalnutzung mit sozialem Feigenblatt", ärgerte sich Wetzel. Fehlte noch Weinheim-Plus: Peter Lautenschläger stellte klar, dass Eigentumsverhältnisse in einem Planungsverfahren grundsätzlich keine Rolle spielen. Allerdings brauche es genauere Pläne vom Investor: "Die Skizzen, die bisher vorliegen, sind sehr dürftig."

Am Schluss stimmte das Gremium der Aufstellung zwar zu. Allerdings spricht nach jetzigem Stand viel dafür, dass der Investor und die evangelische Kirche - sei es als Verkäuferin oder Verpächterin - ihre Skizzen noch einmal ändern müssen.

Fi Info: Die Stadt bietet blad eine Bürgerinfo zum Thema an. Die RNZ gibt in Kürze Genaueres bekannt.

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