Vom Gründer zum erfolgreichen Unternehmer: Walldorf und Weinheim

Die RNZ hat sich in einigen Städten der Metropolregion nach den Gründeraktivitäten erkundigt - Heute: Walldorf und Weinheim

16.09.2016 UPDATE: 17.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden

Das Gründerzentrum Innowerft in Walldorf. Archivfoto: Pfeiffer

Von Annette Steininger

Metropolregion. In Deutschland sind die Gründungen stark zurückgegangen. Dies zeigt der KfW-Gründungsmonitor von 2016. Im Jahr 2015 starteten insgesamt 763.000 Personen in die Selbstständigkeit. Im Vergleich hierzu waren es 2014 mit 892.000 noch 17 Prozent mehr. Ein Grund für diesen starken Rückgang ist die gute Arbeitsmarktlage. Die stellt sich zwar auch in der Metropolregion Rhein-Neckar gut dar, aber die Zahl der Gründungen hier ist nur leicht rückgängig, teilweise sogar steigend oder stagniert. Das zumindest hat eine RNZ-Umfrage bei den Städten Heidelberg, Mannheim, Walldorf und Weinheim ergeben. Dabei zeigte sich auch, dass die Kommunen vielfältige Unterstützung für Gründer anbieten - sei es finanziell, sei es durch spezielle Zentren oder Beratungen. In einer kleinen Serie stellt die RNZ die Gründeraktivitäten dieser Städte vor.

> In Weinheim gibt es bislang noch keine vergleichbaren Gründerzentren wie etwa in Mannheim, jedoch seit Juli 2016 ein "CoWorking-Büroangebot" für junge Existenzgründer und Selbstständige. Das CoWorking am Weinheimer Marktplatz bietet flexible Büronutzungskonzepte zu günstigen Preisen. Das ist insbesondere für junge Gründer interessant.

Von Seiten der Wirtschaftsförderung und dem ehrenamtlichen Förderkreis für Selbstständigkeit werden seit über drei Jahren Existenzgründer und Start-ups betreut. Insgesamt haben schon rund 100 Beratungen stattgefunden. "Das zeigt, dass unser kostenloses Beratungsangebot zu Finanzierungs- und Marketingfragen gut angenommen wird", sagt Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann. Pro Monat finden rund drei bis vier Beratungen statt. Die Unternehmer stammen aus Weinheim und den Nachbarkommunen.

Diese kostenlosen Gespräche finden einmal pro Woche im Rathaus statt und werden unter anderem über die Arbeitsagentur in Weinheim und verschiedene Netzwerke beworben. Des Weiteren betreut die Wirtschaftsförderung ein Jungunternehmer-Netzwerk von rund 20 Unternehmern zwischen 25 und 45 Jahren. Dieses trifft sich regelmäßig und tauscht sich über Förderprogramme und Finanzierungsthemen aus.

In Weinheim gibt es viele aktive Netzwerke von Unternehmen, Vereinen und ehrenamtlichen Organisationen wie zum Beispiel den monatlichen Mittagstreff im Netzwerk von Wirtschaft und Verwaltung. Im Frühjahr 2017 findet das 100. Treffen statt mit durchschnittlich 50 teilnehmenden Unternehmern. Des Weiteren hat sich im Frühjahr 2016 der Verein "Weinheimer Bündnis für Ausbildung" gegründet, dem Weinheimer Ausbildungsunternehmen und verschiedene Bildungsinstitutionen wie Job Central und das Bildungsbüro angehören.

Die Anzahl der Gewerbeanmeldungen überwiegt die Anzahl der Abmeldungen. Diese Entwicklung sei über die Jahre konstant gewesen, so Stuhrmann. Die Gewerbeanmeldungen reichen von Handwerk über Dienstleistungen bis hin zu Handel und Pflege. Im laufenden Jahr hat die Stadt 193 Gewerbeanmeldungen, 63 Gewerbeummeldungen und 168 Gewerbeabmeldungen verzeichnet.

Auf eine Neugründung ist Weinheim besonders stolz: Im Juni 2016 hat sich eine junge Konditormeisterin mit ihrer eigenen Pâtisserie in der Hauptstraße selbstständig gemacht. Die Wirtschaftsförderung hat Theresa Mendel bei ihrem Businessplan und dem Marketingkonzept erfolgreich betreut. Auch erfreulich: Im Bereich Gastronomie hat die Stadt in den letzten Monaten mehrere Existenzgründungen zu verzeichnen. Gerade in dieser Branche besteht auch ein Mangel an Fachkräften.

> In Walldorf gibt es das Gründerzentrum "innoWerft", bei dem die Stadt, das Fachzentrum für Informatik Karlsruhe und die SAP als Gesellschafter mit im Boot sind und zu dem gut 20 Start-ups gehören. 2,1 Millionen beträgt der Anteil der Kommune an diesem Zentrum, in dem überwiegend IT-Start-ups gefördert werden. Laut Wirtschaftsförderer Marc Massoth erhält sie dafür aber auch eine Unternehmensbeteiligung und kann dadurch wiederum neue Gründer fördern.

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund und SAP hat hier beispielsweise "Full Control" alles zur UEFA-U19-Fußball-Europameisterschaft im Juli in eine App gepackt - von Spielplänen über Resultate bis zu interessanten Details.

Und dann führt Massoth noch "Actinate" an: Das Start-up bietet auf seiner Webseite und mit einer App Sportinteressierten eine Übersicht der Aktivitäten, Sportevents, Sport-Locations und Sportler, die sich in ihrem Umkreis befinden, an.

All dies sind Innovationen, die die Kommune freuen. Vor einiger Zeit habe die Stadt eine Stärken-Schwächen-Analyse erstellt und beschlossen, "die Stärken zu stärken", so der Wirtschaftsförderer. "Wir wollen die Chancen, die wir durch die IT am Standort haben, und das ist nicht nur die SAP, nutzen." Das macht sich denn auch eindeutig in Zahlen bemerkbar.

Während zwar die Zahlen der Gewerbeanmeldungen "nicht wahnsinnig schwanken", so seien doch die Aktivitäten im Bereich der Hightech-Gründungen stärker geworden, erläuterte Massoth. Zum Vergleich: 2014 gab es 248 Gewerbeanmeldungen, ein Jahr später 203. Aktuell (Stichtag 31. Juli) liegen bislang 119 Gewerbeanmeldungen vor. Für Gründer, aber nicht nur für diese, dabei interessant: Die Stadt Walldorf hat einen Unterstützerfonds für den Einzel- und Lebensmittelhandel ins Leben gerufen. Hier stehen jährlich 50.000 Euro zur Verfügung.

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