Vereinsgelände bleiben erhalten - vorerst keine Bebauung
In den kommenden fünf Jahren keine Bebauung - Viktoria will ihr Gelände eigentlich behalten

Bauamtsleiter Horst Göhrig, Bürgermeister Simon Michler und Bernhard Schwoerer-Böhning vom Büro MVV Regioplan (stehend) informierten über den Sachstand des Baugebiets. Foto: Hofmann
Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. Nun soll keiner sagen, die Rathauspolitik in der Neckargemeinde sei nicht transparent und nachvollziehbar: Mit der Vor-Ort-Bürgerinformation zur Neugestaltung des Tennisgeländes des TC Blau-Weiß Edingen - hier ist nach Umzug des Clubs eine Wohnbebauung möglich -, der Seniorenrundfahrt durch alle drei Ortsteile mit Informationen zu geplanten Bauangelegenheiten und der Bürgerinfo zum Neubaugebiet Neckarhausen Nord wurde versucht, die Bürger bei den Entscheidungsprozessen mitzunehmen.
Bei der Infoveranstaltung zu Neckarhausen Nord hatten sich zahlreiche Bürger in der DJK-Gaststätte versammelt, wo Bürgermeister Simon Michler, Bau- und Umweltamtsleiter Horst Göhrig und Bernhard Schwoerer-Böhning vom Büro MVV Regioplan über Entwicklung und Sachstand des Baugebietes informierten.
"Die Bebauung dieses Gebietes wird schon lange diskutiert", sagte Michler in seiner Begrüßung. So lange aber Vereine hier ihre Heimat hätten, könne es nicht realisiert werden: "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen." Die Vereinsgebäude von TV, Viktoria, DJK und MGV blieben vorerst erhalten. Zudem sehe er in den kommenden vier bis fünf Jahren keine Bebauung. Wichtig sei, dass die Gemeinde Eigentümer des kompletten Geländes ist, so Michler.
Schwoerer-Böhning blickte auf die vergangenen Diskussionen um das Baugebiet zurück und skizzierte die besonderen Herausforderungen, in einer "Gemengelage" eine Siedlung von innen nach außen zu entwickeln. Er stellte sodann den städtebaulichen Entwurf vor, der auf der zur Verfügung stehenden 3,5 Hektar Nettowohnbaufläche zwei Varianten anbietet. Diese unterscheiden sich im wesentlichen durch unterschiedliche Straßenverläufe. Variante eins sieht die Flächen für den sozialen Wohnungsbau auf dem jetzigen Gelände des Kleintierzuchtvereins vor, bei Variante zwei kann dieser an anderer Stelle verwirklicht werden.
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Dem Gemeinderat obliege es dann, über Parameter wie Wohndichte, Straßenbreite oder Grünanteil zu entscheiden. Je nach Anteil der Mehrfamilienhäuser könnten 220 bis bis 330 Wohneinheiten entstehen. Der gesamte Bebauungsplan könne "modular" umgesetzt werden, das heißt, er wird abschnittsweise realisiert. Gebaut werden könne quasi "schrittweise von Straße zu Straße", sagte Bauamtsleiter Göhrig.
Als Sonderfall besitze die Gemeinde hier alle Flächen und könne somit durch die Auswahl von Investoren sowie in künftigen Verträgen vieles im Detail steuern, was bauplanungsrechtlich gar nicht regelbar sei, etwa Wohnformen. "Wir haben hier ein echtes Schokoladenstück, keine Gemeinde in der Umgebung hat ein so großes Gebiet als Eigentum", so Schwoerer-Böhning. In der sich anschließenden Fragerunde sorgten sich die Bürger darum, dass Investoren für die Bebauung bereit stünden. "Um Wohnblocks kommen wir nicht herum", erläutere Michler. Diese sollten aber nur einen kleinen Teil an Fläche einnehmen. Vorgesehen sei in der Hauptsache "ein Wohngebiet für alle mit bezahlbarem Wohnraum".
Die Viktoria wolle ihr Gelände eigentlich gerne behalten, so Vorstand Tobias Hertel. Der Verein sei nötigenfalls zum Umzug bereit, er sehe darin aber keine sportlichen Vorteile. "Daran, wie das aussehen soll, scheiden sich noch die Geister", sagte Hertel, der einen Zeitplan für den Ablauf einforderte.
Bei der Bebauung seien nicht nur Häuser, sondern auch Wohnungen vorgesehen. Die Bauweise sei dreigeschossig mit einem Obergeschoss als zurückgesetztem Staffelgeschoss geplant, erläuterte Schwoerer-Böhnimg auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum. Und der Bedarf sei da: In den kommenden zehn Jahren müsse Wohnraum für 1000 Bürger geschaffen werden, sagte Michler.
Ein Zuhörerin machte sich Sorgen um genügend Bauplätze für Familien. Bei der letzten Vergabe von Bauflächen sei Familienfreundlichkeit nicht zu erkennen gewesen. Man suche nach Möglichkeiten, dass junge Familien zum Zuge kommen, so Michler abschließend.



