Spontane Grillparty in Rittenweier

Im Weinheimer Stadtteil jetzt kein Problem

Erster Automat für Steaks, Würste und Beilagen aufgestellt

25.04.2017 UPDATE: 26.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

In dieser Hütte verbirgt sich ein Hochleistungsautomat mit einem speziellen Kühlaggregat aus Italien, das Fleisch- und Wurstware konstant auf eineinhalb Grad Celsius hält. Bei Temperaturänderungen, Vandalismus und Einbruchsversuchen gibt der Automat Alarm. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim-Rittenweier. Vor drei Jahren hatte Stephan Gebhard (53) eine Idee. Der Händler für Metzgereibedarf aus der Oberpfalz - sonore Stimme, bayerischer Akzent - hatte bei einem Kunden einen Automaten für Fleischware entdeckt. Gebhard war fasziniert - und beschloss, sein Angebot zu erweitern. Die großen Automatenhersteller spielten nicht mit, aber ein Bekannter aus Österreich stieg ein.

"Von bundesweit 240 Automaten für Fleisch, Wurst oder Krautgerichte habe ich 62 gebaut", so Gebhard im RNZ-Gespräch. Eines der Geräte steht seit Ende vergangener Woche an der Odenwaldstraße in Rittenweier - und sieht von außen aus wie eine zu groß geratene Hundehütte. Unter deren Dach stehen unter anderem Steaks, Bratwürste, Dosenwurst, Eier, Nudeln, Senf und Pestosoße zur Auswahl.

Ein Schild vor der "Tür" verrät den Namen des Produzenten - auf Kurpfälzisch, versteht sich: "Woschte Müller". Auf Hochdeutsch: Jens Müller, gelernter Metzger. Müller übe sein Handwerk zurzeit nur nebenberuflich aus, erzählt Automatenhersteller Gebhard - der für seine Kunden das Marketing übernimmt. So postete er Fotos vom Automaten auf Facebook: "Was dann in Weinheim abgegangen ist, habe ich noch nie erlebt!" Unter dem Post stapeln sich begeisterte Kommentare. "Spontane Grillaktionen sind endlich safe", jubelt ein Nutzer. Folge: Der Automat zählte gleich am ersten Wochenende 360 Verkäufe - obwohl das Wetter kaum zum Grillen einlud und die Kunden nur mit Münzen zahlen konnten; die Kartenzahlung ist - Stand gestern - noch nicht freigeschaltet.

Zugegeben: Der Automat in Rittenweier ist nicht der erste in der Region: "Einige Betriebe haben das schon", sagt Katrin Herrmann von der Fleischer-Innung Mannheim-Heidelberg. So unterhält der Sinsheimer Familienbetrieb "Metzgerei Rüdiger Pyck GmbH" einen Automaten im Ortsteil Steinsfurt.

"Wir haben ganz gute Erfahrungen damit gemacht, das Angebot wird angenommen.", so Petra Pyck, Ehefrau des Inhabers. Der Betrieb habe sich dafür entschieden, um Kunden außerhalb der Öffnungszeiten bedienen zu können. Von einem Trend will Pyck aber nicht sprechen: "In unserem Umkreis machen das nur ganz wenige Betriebe", sagt sie - und nennt die Gründe: Denn so ein Automat macht Arbeit. "Wenn viele Leute dort einkaufen, muss man auffüllen und vor allem die Wochenenden entsprechend planen", sagt sie. Zudem müssten Fleischproduzenten ihre Ware auch automatengerecht verpacken.

Verkaufen kann so ein Gerät jedoch ziemlich viel: "Wenn einer 60 Zentimeter lange Würste anbieten will, kriegt er den entsprechenden Automaten maßgeschneidert", so Hersteller Gebhard. Die Sortenvielfalt unter seinen Kunden ist dagegen überschaubar, sagt er: Da gibt es die Kleinbetriebe. Dann die etwas Größeren, die Automaten aus Marketinggründen nutzen, während andere die Geräte als Filialersatz betreiben. Stunden- und tageweise - oder eben ganz. Damit ist Gebhard bei einem ernsten Aspekt seines Tuns angekommen: Denn ohne kleine oder mittelgroße Produzenten, die sich auf besondere Angebote und kreative Verkaufsformen spezialisieren, schwindet auch bei Fleisch und Wurst die Vielfalt. Jens Müller sei als Nebenberufler kein typischer Kunde, sagt Gebhard - aber die alte Metzgereitradition wird seinen Angaben zufolge auch in Rittenweier hochgehalten. So habe Müller die Rezepturen eines 75-jährigen Altmetzgers übernehmen dürfen: "Ich habe selbst probiert, es schmeckt." Auch einige Facebook-Nutzer haben schon eingekauft - und sehen es ähnlich.

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