Rat bremst bei VHS-Treppenturm
Die Fraktionen votierten einstimmig für eine Vertagung – Man hat Angst vor einer Kostensteigerung nach dem Hortneubau

Mindestens 140 000 Euro würde es kosten, die Volkshochschule für die brandschutzrechtlichen Vorgaben fit zu machen. Foto: Kreutzer
Von Frederick Mersi
Schriesheim. Nach der Kostenexplosion beim Neubau des Schulhorts am Strahlenberger Schulhof hat der Gemeinderat die Stadtverwaltung bei einem anderen Projekt ausgebremst: Einstimmig sprachen sich die Stadträte am Mittwochabend dafür aus, die Entscheidung über einen Fluchttreppenturm an der Ostseite des Gebäudes der Volkshochschule zu vertagen.
Darin, dass dort ein zweiter Rettungsweg nötig ist, waren sich bei der Sitzung des Gremiums alle einig. Immerhin hatten Vertreter der Abteilung Brandschutz vom Landratsamt dies bei einer Begehung im April ohne Wenn und Aber vorgegeben: "Die Maßnahme ist zwingend umzusetzen", sagte Bauamtsleiter Markus Schäfer, "man hat uns da keinen Spielraum eingeräumt." Anlass der Begehung war ein Gespräch zum Thema Brandschutz nach der Besichtigung des Zehntkellers gewesen.
Das Bauamt arbeitete daraufhin ein Konzept für einen Treppenturm an der Ostseite des Gebäudes aus, der über Türen mit jedem Raum in diesem Gebäudeteil verbunden ist. Zudem sollen automatische Rauchschutzvorhänge alle Stockwerke vom Treppenraum abschirmen - Kosten: etwa 140.000 Euro. "Wir haben dabei einen Puffer von 10.000 Euro eingerechnet", so Schäfer, "daher gehen wir davon aus, dass es eine realistische Summe ist."
Nicht mit eingerechnet ist allerdings eine altstadtgerechte Bauweise oder Verkleidung des Treppenturms. Diese ist notwendig, weil die Volkshochschule im Gebiet der Altstadtsatzung liegt. Für einen Treppenturm müsste daher eigentlich Holz als Material genutzt werden, was allerdings alles andere als den Brandschutzvorgaben entspricht.
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Der Turm ist daher als Aluminiumgerüst in einer Art Fertigbauweise konzipiert, was dann mit Holz verkleidet werden könnte - Kostenpunkt unbekannt. Dies bemängelten die Stadträte am Mittwochabend: "Wir fangen nichts an, wenn wir nicht wissen, was es kostet", sagte Grünen-Fraktionssprecher Christian Wolf. Der Sachstandsbericht sei ohne die Verkleidung unvollständig, außerdem fehle ein Alternativvorschlag: "Daher möchten wir keinen Beschluss fällen", so Wolf.
Michael Mittelstädt, CDU-Fraktionschef, stimmte dem zu: "Es ist schwer vermittelbar, wenn das Teil mit Verkleidung auf einmal 240.000 Euro kostet." Nach der Kostenexplosion beim Hortbau von 750.000 auf etwas mehr drei Millionen Euro habe sich der Gemeinderat auferlegt, nur mit einer klaren Planung in neue Projekte zu gehen: "Das sollten wir einhalten."
Auch Sebastian Cuny (SPD) war sich sicher: "Da kommt noch was ’on top‘." Bevor man beim Landratsamt einen Bauantrag stelle, solle die Verwaltung noch weitere Möglichkeiten prüfen. Bernd Hegmann von den Freien Wählern schätzte die zusätzlichen Kosten für eine Holzverkleidung auf bis zu 50.000 Euro.
Zwar betonte Bürgermeister Hansjörg Höfer, dass das Bauamt eine "gute Lösung" gefunden habe. Für den Fall der Vertagung bat er aber um eine klare Anweisung in Bezug auf die Verkleidung des Treppenturms: "Wir müssen wissen, welche Betriebe wir anschreiben sollen." Das sah Michael Mittelstädt anders: "Das obliegt der Verwaltung. Ob Holz, Metall oder Papier - ist mir egal, solange es vom Brandschutz her zulässig ist." Falls dann doch eine Ausnahme von der Altstadtsatzung nötig ist, entscheidet darüber der Ausschuss für Technik und Umwelt.



