Rapper hätten mehr Zuhörer verdient gehabt
Auftakt mit Cro und Die Orsons hatte nur 4000 Besucher - Trotzdem tolle Stimmung

Weinheim. (web) Ein Strand, eine Bühne - und Tausende wippende Hände: Der erste Tag des Waidseefestivals war den Stars der neueren deutschen Rapmusik vorbehalten. Doch leider zeigte sich: Solange keine Legenden aus den 1990ern wie Max Herre (2015) oder die Fantastischen Vier (am gestrigen Sonntag) kommen, ist die Zweiburgenstadt keine "Rap-City". Nach Veranstalterangaben besuchten am Freitag 4000 zumeist junge Gäste die Auftritte von Sorgenkind, Danju, Megaloh, Die Orsons und Headliner Cro.
Das war nicht unbedingt ein großer Erfolg: Jedenfalls nicht, wenn man bedenkt, dass bis zu 10.000 Besucher aufs Konzertgelände gepasst hätten. "Wir haben uns mehr erhofft und können uns das nicht erklären", sagte eine Mitarbeiterin der Hirschberger Konzertagentur DeMi-Promotion im RNZ-Gespräch: "Gerade Cro ist eigentlich ein sehr bekannter Künstler."
Der vergleichsweise geringe Zuspruch tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch: Als der riesige Bühnenvorhang um 21.15 Uhr fiel und Carlo Waibel (so der bürgerliche Name von Cro) auf einem riesigen Schwebeteil drauflos rappte, gab’s kein Halten mehr. Begleitet von einer Band und zwei stimmgewaltigen Background-Sängerinnen performte der Frauenschwarm mit der Pandamaske neue Songs, aber auch altbekannte Hits wie "Einmal um die Welt", "Easy" oder "Du" - immer halb gerappt, halb gesungen.
Jedes "Hallo" ins Publikum beantworteten die weiblichen Fans mit frenetischem Gekreische. Technikaffine Zuhörer konnten derweil das schwebende Element bewundern - erst bildete es die Bühne für Cro, dann ein Klubdach für die Band, dann leuchtete es wie ein Raumschiff - und Funkensprühen konnte es auch. Doch gegen das heraufziehende Gewitter half das nichts: Das Konzert musste rund 20 Minuten früher beendet werden.
Über fünf Stunden vorher hatte der Hip-Hop-Tag mit Sorgenkind und Danju begonnen. Es folgte ein beachtenswerter Auftritt des Berliner Nachwuchs-Rappers Megaloh. Begleitet von den Funk-Elementen eines Trompeters und eines Saxofonisten ließ er muskelstrotzende Hits wie "Wer hat die Hitze" hören. Bekannt auch der besinnliche Song "Mama wusste", der Megaloh auch ohne Partnerrapper Chima Ede gelang - und in dem der Rapper seine afrikanischen Wurzeln, sein Aufwachsen und seine Erfahrungen mit Alltagsrassismus in Deutschland thematisierte.
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Aber erst als die Spaßrapper Die Orsons auftraten - als Einheizer vor Cro - wurde die Bühne so richtig groß: Wie Derwische fegten Bartek (nette schwäbische Ansagen), Kaas, Maeckes und Tua über die Bühne. Den Hintergrund bildete ein riesiger "Ventilator" - als unübersehbare Anspielung auf den gleichnamigen Hit und Opener. Jetzt war Betrieb vor der Bühne, wo die Fans ihre Hände "waven" ließen, T-Shirts schwangen und zu den Beats hüpften. Viel Applaus auch für die Rapschnulze "Jetzt". Ein toller Auftritt - der mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.