Profitieren andere Gemeinden auf Kosten Neckarhausens?
Edingen-Neckarhausen. Die "Bürgerinitiative Neckarbrücke" bringt sich wieder ins Gespräch: Sie wehrt sich gegen Neckarbrücke und neue Trasse L 597
Sie hat jüngst in einem Brief an Landrat Stefan Dallinger nochmals ihre Einwände gegen Brücke und gegen die Verlegung des Zubringers dargelegt - Argumente, die in der aktuellen Diskussion keine Rolle gespielt haben, die man sich aber genau anhören sollte: Als ein "Relikt einer inzwischen fast 30-jährigen Konzeption" lehnt die BI die Planung ab, denn die regionale Verkehrsentwicklung und Umweltfaktoren würden ausgeklammert, und dagegen die Interessen von einzelnen Gemeinden - Ilvesheim und Mannheim - auf Kosten Neckarhausens bedient. Die BI bezweifelt zum einen Zahlen, die in Ilvesheim eine starken Verkehrsbelastung aus südlicher Richtung prognostizieren. Zum anderen verbessere eine neue Brücke die Situation nicht, da Neubaugebiete wieder mehr Verkehr bringen: "Ilvesheim ist für die Belastung wesentlich selbst verantwortlich", bilanziert die BI. Mannheim habe ein Interesse an der Brücke, um seine Randgemeinde Seckenheim zu entlasten. Doch auch hier bezweifelt die BI, dass der gewünschte Effekt eintreten wird, da die Brücke jenseits des Ortskerns für den Nord-Süd-Verkehr bestimmt sei.
"Wir sind entsetzt, dass kleinformatige Überlegungen bei kostspieligen Langzeitentscheidungen richtungsgebend sein sollen" schreibt die BI. Und kritisiert, dass großstädtische Interessen auf Kosten der Gemeinden verwirklicht werden sollen. Auch der Petitionsausschuss des Landtags schloss sich seinerzeit der Sichtweise der BI nicht an. Diese argumentiert weiter mit den Nachteilen für Neckarhausen und mit der Umweltbelastung. Laut BUND ist das Gelände zwischen Seckenheim und Neckarhausen eine wichtige Süd-Nord-Frischluftschneise. Messungen hätten in Neckarhausen hohe Feinstaubwerte dokumentiert; deren Ursache sieht die BI im Verkehr der nahen A 656. Kommen Brücke und Zubringer und mit ihr Reifenabrieb und Bremsstaub, würden diese weiter steigen.
Die BI erinnert daran, dass die Straße mit der Neckarbrücke geplant war, um Weinheim und Schwetzingen zu verbinden. Doch heute erledigen A 5 und A 6 diese Aufgabe. Zudem kommen noch A 656 und A 659 hinzu. Gewerbegebiete seien über Landstraßen direkt zugänglich - für die BI macht das die neue Trasse überflüssig. Zumal sie um fast 200 Meter an die Bebauung des Neubaugebietes Wingertsäcker herangeschoben wurde. "Wirksamer Schallschutz" sei nicht geplant, obwohl die Lärmmessungen heute schon knapp unter der Toleranzgrenze liegen. Der Zubringer soll mit einer Ampel an die Hauptstraße angeschlossen werden, weil ein Kreisel ein Manövrierhindernis für die erwarteten Laster darstelle, so die BI. Der Ortskern Neckarhausens müsse also mit erheblichem Durchgangsverkehr rechnen - auch aus Edingen. Damit steigt die Gefahr für Radfahrer und Fußgänger. Die BI kritisiert auch, dass über Alternativen nicht wirklich nachgedacht worden sei. Es sei nie belegt worden, warum die Trasse nicht als Ausbau der bestehenden K 4138 gestaltet werden kann. Zumal so kein Landkauf nötig wäre und damit Ressourcen geschont werden könnten.
Sie bittet nun den Landrat, die der Planung zu Grunde liegenden Zahlen zu prüfen und die bestehende Infrastruktur in die Überlegung einzubeziehen. Sie regt ein Verkehrskonzept an, ein Gesamtplan, der alle Maßnahmen koordiniert und bewertet.



