OB Bernhard verzichtet

Endet die Ära der Sozialdemokraten in Weinheim?

Mit OB Bernhards Kandidaturverzicht liegt der Ball im Feld der Fraktionen - Die wollen "nach den Ferien" Kandidaten suchen

31.07.2017 UPDATE: 01.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Weinheim blickt auf 31 Jahre mit SPD-Oberbürgermeistern zurück: Von 1986 bis 2002 regierte Uwe Kleefoot (r.), dann wurde Heiner Bernhard (l.) gewählt. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Wenn im Juni 2018 ein neues Stadtoberhaupt gewählt wird, gehen 16 Jahre mit OB Heiner Bernhard zu Ende. Das steht seit Samstag zweifelsfrei fest. Es könnte aber auch eine 32-jährige Ära enden. Denn für OB Heiner Bernhard selbst, aber auch für seinen Vorgänger Uwe Kleefoot galt trotz aller Unterschiede ein gemeinsames Prinzip: Mann, Weinheimer, Sozialdemokrat, Beamtenkarriere. Ein Kandidat mit diesem Grundprofil drängt sich bislang nicht auf. Das zeigt auch eine Umfrage der RNZ in den Ratsfraktionen, wo Bernhards Rückzug zum größten Teil bedauert, zum Teil aber auch vorsichtig begrüßt wird.

Für CDU-Fraktionschef Holger Haring ist Bernhards geplanter Abschied keine Überraschung: "Er hatte das schon vorher angedeutet. Nach 16 ereignisreichen Jahren habe ich dafür auch Verständnis." Seine Fraktion wolle nicht ein Jahr lang Wahlkampf machen, sondern sich für die Kandidatensuche Zeit nehmen. "Wir als CDU werden dann einen vernünftigen und fähigen Kandidaten finden", so Haring. Gesucht werde innerhalb oder außerhalb Weinheims: "Wobei angesichts der vielen Themen, die wir vor uns haben, die fachliche Eignung im Vordergrund steht."

SPD-Fraktionssprecherin Stella Kirgiane-Efremidou sieht das auch so, kann in einem Weinheimer Kandidaten aber durchaus Vorteile erkennen: "Frischer Wind kann auch aus der Stadt heraus entstehen", sagt sie. Das hätten Kleefoot und Bernhard bewiesen: "Jeder von ihnen hat mehr verändert als Theo Gießelmann in der vorhergehenden Ära." Die SPD wolle nun die Sommerpause abwarten - und danach eine Findungskommission auf die Beine stellen. Könnte sich Kirgiane-Efremidou selbst eine Kandidatur vorstellen?

"Wenn es solche Gerüchte gibt, habe ich sie gewiss nicht gestreut", sagt sie. Für sie stehe der Bundestagswahlkampf im Vordergrund. Auch der zweite SPD-Fraktionssprecher, Wolfgang Metzeltin, bedauert Bernhards Entschluss: "Wir hätten uns vorstellen können, noch acht Jahre mit ihm weiterzumachen, verstehen aber seine Beweggründe." In Sachen Nachfolge ergreife die SPD als zweitgrößte Ratsfraktion gerne die Initiative, auch wenn man nicht zwingend einen Sozialdemokraten aufs Schild heben wolle: "Wichtiger ist, dass weiter eine sozialdemokratische Handschrift in Weinheim zu erkennen ist." Für den Umgang mit dem Gemeinderat sei es zudem wichtig, dass er oder sie eine juristische Ausbildung oder Berufserfahrung in der Verwaltung mitbringt.

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"Die Entscheidung des OB war so zu erwarten. Sie genießt unseren großen Respekt. Er hat viel für Weinheim geleistet", teilt Grünenpolitiker und GAL-Stadtrat Uli Sckerl mit. Zu einer geeigneten Nachfolge für Bernhard gebe es bei der GAL seit geraumer Zeit Überlegungen: "Wir halten es in erster Linie für wichtig, in die Bürgerschaft hineinzuhören und die Leute zu fragen, was sie sich vorstellen." Man wolle aber auch mit den anderen Fraktionen reden, so Sckerl. Die GAL könne sich eine oder einen von mehreren Gruppierungen getragenen Kandidaten oder Kandidatin vorstellen, die Stadt stehe tatsächlich vor großen Herausforderungen. Man sei aber auch selbst in der Lage, eine qualifizierte Führungspersönlichkeit vorzuschlagen.

Für Matthias Hördt (Die Linke) hat Bernhard gute Arbeit geleistet, "auch wenn ich in Sachen Flächenverbrauch und Gewerbeentwicklung anderer Auffassung war als er". Bernhard habe einen guten Zeitpunkt zum Aufhören gefunden: "Viele Projekte sind abgeschlossen oder gut angelaufen. Man soll gehen, wenn es die Mehrheit der Menschen noch bedauert." Die Linkenstadträte wollen sich nach den Sommerferien mit der Basis treffen - und schauen, ob sich ein Kandidat oder eine Kandidatin aus den größeren Gruppierungen aus der Deckung wagt. "Auf eine gewisse Art werde ich ihn vermissen", sagt WL-Sprecher Michael Lehner, kein Freund von OB Bernhard: "Aber auch ohne ihn wird die WL ihrer kritisch-konstruktiven Linie treu bleiben." In Sachen Nachfolge müsse die WL nicht als erstes mit den Füßen scharren. Ihm sei wichtig, dass Persönlichkeiten zur Wahl stehen, die eigene Standpunkte vertreten, aber auch mit dem Gemeinderat "auf Augenhöhe" zusammenarbeiten. "Der oder die neue OB muss in der Lage sein, an die alten Verwaltungsstrukturen heranzugehen", fordert Lehner. Ein "Weiter so" dürfe es aus seiner Sicht auf keinen Fall geben.

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